Bayernweite Befragung zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit

Für viele Akteurinnen und Akteure demokratischer Bildungsarbeit waren die zentralen Ergebnisse der ersten bayernweiten Erhebung zu politischen und gesellschaftlichen Einstellungen nicht überraschend. Sie decken sich mit eigenen  Erfahrungen: Gruppenbezogene Menschenfeindchkeit ist ein verbreitetes Phänomen in Bayern, insbesondere die Abwertung von Muslimen, Langzeitarbeitslosen, Sinti und Roma sowie Flüchtlingen.

Eine feindliche Einstellung gegenüber Ausländern allgemein sowie klassischer Rassismus finden jedoch kaum Zustimmung. Auch das gehörte zu den zentralen Ergebnissen einer ersten bayernweiten Erhebung „Gesellschaftliche und politische Einstellungen 2016", die vom Institut für Soziologie an der Ludwig Maximilians Universität München (LMU), gemacht wurde. Sie wurde vor dem Hintergrund auf den Weg gebracht, dass im Jahr 2015 die Zahl der rechten Straftaten in Bayern deutlich angestiegen ist, informiert der Bayerische Jugendring. Brisant sei aber nicht nur die Anzahl der Vorfälle, sondern auch das veränderte Profil der Täter. Sie entstammen häufig nicht mehr den einschlägig bekannten, rechtsextremen und neonazistischen Strukturen.

Dr. Christian Ganser vom Institut für Soziologie der LMU hat bei der Befragung von 1.731 bayerischen Haushalten dabei das sozialwissenschaftliche Konzept Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF) angewandt, das in bundesweiten Untersuchungen bereits regelmäßig herangezogen wird, um die Einstellungen gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen zu erfassen.

Weitere Ergebnisse der Studie: Frauen neigen in einem geringeren Maße zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit als Männer. Eine starke Identifikation mit Deutschland und ein geringes Vertrauen in politische Institutionen gehen mit höherer Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit einher. Zudem zeigen sich deutliche bildungsspezifische Effekte.

Die Studie wurde von Organisationen und Institutionen in Bayern gefördert, für die eine Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Rassismus ein zentrales Aufgabenfeld darstellt. Sie wollen die Forschungsergebnisse als wissenschaftliche Grundlage für ihr Engagement/ihre Arbeit gegen Rechtsextremismus, Rassismus und GMF nutzen.

Neben den bayernweiten Ergebnissen wird für die Landeshauptstadt München eine eigene Auskoppelung der Forschungsergebnisse veröffentlicht.

Mehr Infos und Statements unter www.bjr.de/service/presse/details/gruppenbezogene-menschenfeindlichkeit-in-bayern-1424.html

Mehr zum Forschungsprojekt am Institut für Soziologie, Sozialwissenschaftliche Fakultät an der Ludwig Maximilians Universität München „Gesellschaftliche und politische Einstellungen 2016" und seinen Ergebnissen Bundesland/München steht hier: www.ls4.soziologie.uni-muenchen.de/forschung/aktuelle_forschungsprojekte/einstellungen2016/index.html


Quelle: Presseinformationen des Bayerischen Jugendringes vom 24. Oktober 2016