Bayerische Dekanekonferenz Pflege rät vom Bayerischen Landespflegering ab

Die bayerische Dekanekonferenz Pflege steht in einer öffentlichen Stellungnahme der Errichtung des so genannten Bayerischen Landespflegerings kritisch gegenüber. Die „moderne Pflegepolitik", wie sie von der bayerischen Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml im Rahmen einer Regierungserklärung am 19.5.2015 vorgestellt wurde, sieht die Errichtung eines solchen Landespflegerings anstelle einer Pflegekammer vor. In der Dekanekonferenz besteht Konsens darüber, dass sich die genannten Ziele einer legitimierten Standesvertretung der Pflege „auf Augenhöhe“ mit anderen Heilberufen so nicht erreichen lassen. Aufgrund seiner unklaren Zusammensetzung aus Einzelpersonen und Organisationen mit unterschiedlichen Aufgaben und Zielen ist eine Stärkung der originären Anliegen der Pflege nicht zu erwarten. Es steht zu befürchten, dass diese neue, freiwillige Pflegevertretung nur wenige Einzelmitglieder aus der Pflege gewinnen wird. Dem Pflegering fehlt deshalb die Legitimation, für die Pflege zu sprechen und Verantwortung für die Entwicklung der Pflegeberufe und der Pflegequalität im Rahmen politischer Prozesse zu übernehmen. Diese Form der Interessenvertretung könnte somit im schlimmsten Falle eine Schwächung der bestehenden Berufsverbände der Pflege darstellen, die eine Mitwirkung an dem Konstrukt bereits abgelehnt haben.
 
Die Dekanekonferenz kritisiert an dem Vorhaben der Landesregierung vor allem die mangelnde Repräsentanz, fehlende Legitimation und unklare Zielrichtung der angestrebten Körperschaft öffentlichen Rechts ohne Gesamterfassung aller ausgebildeten Pflegefachkräfte. Zwar begründet das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege den Pflegering, der einen bayerischen Sonderweg darstellt, mit mangelnder politischer Durchsetzbarkeit einer Pflegekammer in Bayern zum jetzigen Zeitpunkt. Die Dekanekonferenz Pflege rät dennoch davon ab, überstürzt in das scheinbare Alternativmodell des Pflegerings auszuweichen. Dieses Modell ist langfristig auf staatliche Finanzmittel angewiesen, ohne den entsprechenden Nutzen für die Pflegenden und die pflegebedürftigen Menschen bieten zu können.
 
Eine ausführliche Stellungnahme der Dekanekonferenz zum Vorschlag des Ministeriums für Gesundheit und Pflege finden Sie im Anhang dieser Mitteilung. Gezeichnet:
Prof. Dr. Christine Boldt, Hochschule München
Prof. Dr. Michael Bossle, Technische Hochschule Deggendorf
Prof. Dr. Christa Büker, Hochschule München
Prof. Dr. Constanze Giese, Katholische Stiftungsfachhochschule München
Prof. Dr. Jürgen Härlein, Evangelische Hochschule Nürnberg
Monika Hohdorf, Katholische Universität Eichstätt
Prof. Dr. Annette Meussling-Sentpali, Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg
Prof. Dr. Christa Mohr, Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg
Prof. Dr. Christian Rester, Technische Hochschule Deggendorf
Prof. Dr. Marion Schüßler, Evangelische Hochschule Nürnberg
Prof. Dr. Holger Truckenbrodt, Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt Die bayerische Dekanekonferenz Pflege ist ein Zusammenschluss der Vertreter der bayerischen Hochschulstandorte mit Pflegestudiengängen, Dekane und Dekanaten, Studiengangsleitungen und Programmverantwortliche der Pflegestudiengänge an bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaft und Universitäten. Stellungnahme der Dekanekonferenz

Quelle: Pressemitteilung der bayerische Dekanekonferenz Pflege vom 16.06.2015