Immer mehr allein auf der Flucht und Opfer von Kriminalität

Anlässlich des heutigen Weltflüchtlingstages fordern die SOS-Kinderdörfer weltweit, Kinder und Jugendliche, die alleine auf der Flucht sind, besonders zu schützen. Selbst in Europa werden immer mehr von ihnen zu Opfern von Verbrechen und kriminellen Banden, teilt die Kinderhilfsorganisation mit.

Weltweit seien zunehmend unbegleitete Kinder und Jugendliche auf der Flucht. Während in den Jahren 2010 und 2011 noch rund 66.000 Minderjährige alleine unterwegs waren, ist  nach Angaben der SOS-Kinderdörfer die Zahl 2015 und 2016 auf 300.000 angestiegen. "Diese Steigerung gekoppelt mit der Schutzlosigkeit der Kinder ruft allerorten Kriminelle auf den Plan", sagt Orso Muneghina, Leiter des Nothilfe-Programms der SOS-Kinderdörfer in Italien. Besonders im Umkreis der Aufnahmezentren hielten sich viele Verbrecher auf.

So würden die Kinder leicht Opfer von Entführungen, sexuellem Missbrauch oder sogar Organhandel. Zudem versuchten kriminelle Banden Jugendliche zu rekrutieren. "Wir erleben immer wieder, dass Kinder und Jugendliche aus den Zentren verschwinden. Nicht mal die Behörden wissen, was mit ihnen passiert. Einige setzen vermutlich ihre Flucht  fort, andere werden Opfer von Verbrechen oder werden von Kriminellen
angeworben", sagt Muneghina.

Nachdem andere Flüchtlingsrouten nach Europa, zum Beispiel über Griechenland, deutlich erschwert wurden, wird Italien immer mehr zu einem der Hauptankunftsländer. Allein in den ersten vier Monaten 2017 sind hier 5.200 unbegleitete Minderjährige angekommen - ein Siebtel aller Flüchtlinge, die nach Italien kamen.

"Viele von ihnen leiden unter enormem Stress: Sie haben Kriege oder Hunger erlebt, schlimme Erfahrungen auf der Flucht gemacht und müssen nun ohne Familie in einer neuen Kultur klarkommen", sagt Orso Muneghina. In dieser Situation seien die Kinder besonders gefährdet.


Quelle: Presseinformation der SOS Kinderdörfer weltweit vom 16. Juni 2017