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Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien läuft

Seit Sonntag läuft die diesjährige Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Lockdown und Kontaktbeschränkungen erhöhen den Druck auf suchterkrankte Menschen. Viele Kinder leiden derzeit somit nicht nur unter den allgemeinen Einschränkungen, sondern zusätzlich unter dem zusätzlichen Druck in den eigenen vier Wänden. Die Interessenvertretung NACOA fordert daher eine deutliche Aufstockung der Hilfen für betroffene Kinder.

Knapp drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland leben mit mindestens einem suchtkranken Elternteil zusammen. Auf ihre Situation und die besondere Gefährdung dieser Kinder und Jugendlichen in der Pandemie macht NACOA Deutschland in einer Aktionswoche vom 14. bis zum 20. Februar aufmerksam. „Die Lockdowns und Kontaktbeschränkungen der vergangenen Monate haben die Lage der betroffenen Kinder noch einmal verschärft“, sagte Corinna Oswald, Vorstandsmitglied bei NACOA Deutschland, auf einer Pressekonferenz am Freitag. Der Stress in den Familien und auch der Alkohol-­ und Drogenkonsum sei gestiegen.
„Für Kinder aus Suchtfamilien bedeutet dies eine noch stärkere Bedrohung durch die Folgeerscheinungen der Sucht“, sagte Oswald. Als Beispiele nannte sie das Miterleben und Erleiden von häuslicher Gewalt, Vernachlässigung und mangelnde Versorgung, wenn beispielsweise bei geschlossenen Schulen und Kindergärten auch die Essensversorgung wegfällt.

Zugleich verstärkt die Schließung von Bildungs-­ und Freizeiteinrichtungen und die Beschränkung von Kontakten die Isolation der betroffenen Kinder und Jugendlichen. Viele suchen Hilfe im Internet. Das Online-­Beratungsteam von NACOA wurde in den vergangenen zwölf Monaten so stark nachgefragt wie noch nie. „Von Februar bis Mai 2020 erreichten uns insgesamt über 1000 Anfragen per E-­Mail, etwa doppelt so viele wie im Jahr davor“, sagte Stephanie Bosch von der NACOA-­Online-­Beratung. In den Sommermonaten sei die Zahl geringfügig mit der Lockerung der Maßnahmen gesunken, im Herbst aber wieder deutlich gestiegen. Die Pandemiesituation wirke wie ein Brennglas auf die strukturellen Probleme in suchtbelasteten Familien mit ihren spezifischen Gefahren und Nöten für die betroffenen Kinder.

Als Konsequenz aus dieser Erfahrung fordert NACOA mehr Geld für spezielle Online-­Beratungsangebote für Kinder-­ und Jugendliche suchtkranker Eltern. „Das Hilfeangebot muss krisenfest gemacht werden, damit mehr fachliche Kapazitäten für diese Arbeit vorgehalten werden können“, sagte Bosch. „Wir müssen weg von dem System einer unsicheren Projektförderung, hin zu einer Regelfinanzierung.“ 

Mit der Aktionswoche, die am Sonntag (14. Februar) beginnt und zeitgleich auch von NACOA in anderen Ländern, wie im Vereinigten Königreich, Korea und später auch in der Schweiz veranstaltet wird, widmet sich NACOA Deutschland dieser Aufgabe. Bundesweit bieten in den kommenden Tagen Hilfseinrichtungen und Organisationen aus über 50 Städten mehr als 90 Veranstaltungen und Aktionen an. Pandemiebedingt überwiegend in digitalen Formaten organisieren sie in der kommenden Woche Webinare, Diskussionen, Interviews und kreative Angebote für Betroffene und Fachkräfte. Mit vielen Angeboten werden Kinder und Jugendliche
direkt angesprochen.


Quelle: Pressemitteilung von NACOA Deutschland vom 12.2.2021