5. Alternativer Drogen- und Suchtbericht kritisiert politische Versäumnisse bei legalen Drogen

"In puncto legaler Drogen ist Deutschland ein Entwicklungsland", kommentiert Dr. Bernd Werse, Leiter des Centre for Drug Research (CDR) der Goethe-Universität Frankfurt am Main, anlässlich der Vorstellung des 5. Alternativen Drogen- und Suchtberichtes (ADSB). Es sei dringend notwendig geworden, diesen Themen ein Forum zu bieten.  

ADSB-Initiatoren sind das Institut für Suchtforschung Frankfurt am Main (ISFF) an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), das Centre for Drug Research (CDR) der Goethe-Universität Frankfurt am Main, akzept  – Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, die Deutsche AIDS-Hilfe sowie das Selbsthilfe-Netzwerk JES Bundesverband.

Der aktuelle Bericht wurde vor wenigen Tagen von Prof. Dr. Heino Stöver, Geschäftsführender Direktor des ISFF, und Dr. Bernd Werse, Leiter des CDR, an der Frankfurt UAS, vorgestellt. Auch in diesem Jahr ist er im Vorfeld der Veröffentlichung des Drogen- und Suchtberichts der Bundesregierung erschienen. Stöver machte darauf aufmerksam, dass der von der Bundesregierung herausgegebene Bericht hauptsächlich zeige, wie die Strafverfolgung den Drogenhandel und -konsum vergeblich versucht in Schach zu halten, er zeige jedoch nicht die Versäumnisse und Reformstaus bei der Regulierung legaler Drogen. Der ADSB richte sich mit konkreten Veränderungsvorschlägen von Expertinnen und Experten an die Politik und Fachverbände und zeigt Wege zu einer rationalen, evidenzbasierten Drogenpolitik auf, schätzt er ein.

Drogenkontrollpolitik anderer Länder könnte Vorbild sein

Die Autoren des 5. ADSB kritisieren unter anderem, dass Konsumentinnen und Konsumenten immer stärker in den Fokus von Strafverfolgungsbehörden gerieten. Die gestiegene Zahl von Delikten betreffe inzwischen zu über 70 Prozent die Konsumentinnen und Konsumenten selbst und die (eigentlich) erlaubten Mengen zum Eigenbedarf. „Mit polizeilichen Mitteln ist es kaum möglich, Herstellung und Vertrieb von Drogen zu unterbinden. Stattdessen müssen Lösungen gefunden werden, um den Drogenmarkt zu regulieren und eine medikamentengestützte Behandlung zu ermöglichen", erklärt Stöver. „Es geht um eine Regulation der Drogennachfrage, statt sie allein der Polizei zu überlassen, sowie um die Ermöglichung eines legalen Zugangs zu der am häufigsten genutzten illegalen Droge Cannabis."

Der ADSB geht dafür auf Beispiele funktionierender Drogenkontrollpolitik anderer Länder ein. Der Bericht stellt zudem die Frage in den Fokus, wie der Umgang mit drogenkonsumierenden Gefängnisinsassen erfolgen solle und welche Maßnahmen beim Übergang von der Haft in die Freiheit beachtet werden müssten. Weitere Schwerpunktthemen der 5. Ausgabe des ADSB sind der Umgang mit dem Konsum von Cannabis sowie der Umgang mit den legalen Drogen Alkohol und Tabak. „Während Menschen, die ab und zu einen Joint rauchen, mit dem Strafrecht bedroht werden, erlaubt Deutschland als mittlerweile einziges EU-Land noch die Außenwerbung für Tabak. Alkohol ist so billig und verfügbar wie in keinem anderen westlichen Land. Hier besteht dringender Reformbedarf von beiden Seiten, zumal aus der Präventionsforschung bekannt ist, dass sowohl schrankenlose Kommerzialisierung als auch strikte Repression das Schadenspotenzial einer Droge erhöhen", ergänzt Werse.

Der komplette ADSB unter www.alternativer-drogenbericht.de 


Quelle: Presseinformation der Frankfurt University of Applied Sciences vom 8. August 2018