Studierende im Dualen Master der CAS
Foto: Center for Advanced Studies

Im Interview: Dualer Master im Sozialwesen?

Mit dem Bachelor in der Tasche fragen sich viele: Masterstudium oder Job? Dabei kann die Antwort eine ganz einfache sein: Warum nicht beides gleichzeitig! Das geht am Center for Advanced Studies der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW CAS). Wieso ein Masterstudium im sozialen Bereich sinnvoll sein kann und welche Möglichkeiten offenstehen, verrät der Dekan des Bereichs Sozialwesen, Prof. Dr. Paul-Stefan Roß, im Interview.

Herr Prof. Roß, in einer Welt, die sich zunehmend komplexer und schnelllebiger entwickelt, nehmen die Herausforderungen zu. Hat das auch Einfluss auf Arbeitnehmende im sozialen Bereich?

Absolut. Sei es die Digitalisierung, der demographische Wandel oder die Migrationsgesellschaft, in der wir leben – die fachlichen Anforderungen im sozialen Bereich entwickeln sich mit diesen Herausforderungen stetig und sehr dynamisch weiter.

Stifungsrat Roß

Was braucht es, um diesen Themen zu begegnen?

Dafür bedarf es spezifischer Kenntnisse auf einem sehr differenzierten Reflexionsniveau. Insbesondere in Leitungs- und Führungspositionen muss ich wissen, wie der Hase läuft – sei es, wie die Politik funktioniert und ich soziale Themen gut platzieren kann, oder was Unternehmensführung und die betriebswirtschaftlichen Basics angeht. Gleichzeitig braucht es aber auch die Kompetenz, wie ich mir dieses Wissen überhaupt aneigne, um neue Sachverhalte schnell zu erschließen und dadurch flexibel und agil arbeiten zu können. Ein Masterstudium ist dafür ein sehr gutes Training: Es bietet nicht nur die Möglichkeit, fachliche Kenntnisse zu vertiefen, sondern auch die Fähigkeit, sich flexibel neuen Herausforderungen anzupassen.

Am DHBW CAS können sich Fach- und Führungskräfte im sozialen Bereich weiterbilden. Was für Möglichkeiten stehen ihnen zur Verfügung?

Wir bieten fünf spezialisierte Masterstudiengänge an, die sich mit Digitalisierung, Migrationsgesellschaft, Planung und Koordination, der Führung von Sozialeinrichtungen und sogar mit Transkulturellen Traumata befassen. Und wenn es nicht gleich ein ganzes Studium sein soll, dann geht das bei uns auch in Etappen.

Was bedeutet in Etappen?

Manchmal möchte man sich nur in einem bestimmten Spezialbereich weiterbilden und dafür reicht dann vielleicht schon ein einzelnes Modul aus unserem umfangreichen Katalog. Bei uns am DHBW CAS ist das über das Zertifikatsprogramm möglich. Und wenn man danach merkt, ein Studium wäre doch spannend und sinnvoll, können diese bereits abgeschlossenen Module natürlich auf den Master angerechnet werden. So kann jeder die für sich notwendigen Tools und Wissensbestände erwerben und aufbauen. Und eben einen Master nach dem Baukastensystem Schritt für Schritt studieren.

Braucht man im sozialen Bereich denn einen Master?

Ein Masterstudium bietet nicht nur die Möglichkeit, fachliche Kenntnisse zu vertiefen, sondern auch die Fähigkeit, sich flexibel neuen Herausforderungen anzupassen. Es öffnet ganz klar den Zugang zu bestimmten Leitungs- und Verantwortungspositionen. Ich sehe das oft auf LinkedIn, wenn sich der Status eines ehemaligen Studierenden updatet. Dann heißt es „Ich bin nun als Amtsleitung tätig“ oder „Bereichsleitung“ einer sozialen Einrichtung – das freut mich riesig. Und natürlich zeigt eine Weiterbildung auch das persönliche Interesse und Engagement, am Puls der Zeit zu bleiben und sich weiterzuentwickeln.

Wie begegnen Sie den gesellschaftlichen Herausforderungen in Ihren Lehrinhalten?

In unseren Masterstudiengängen nehmen wir die gesellschaftlichen Herausforderungen aktiv auf. Betrachten wir zum Beispiel das Thema Migration: Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten stark von Migration geprägt. In Städten wie Heilbronn oder Stuttgart macht der Anteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte über 40 % aus – wir leben längst in einer Migrationsgesellschaft. Mit unserem Studiengang „Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft“ setzen wir genau hier an. Zusätzlich adressieren wir mit unserem neuen Master „Transkulturelle Traumapädagogik“ spezifisch die Bedürfnisse von Menschen mit zum Teil schweren Fluchtgeschichten.

Beim Thema Digitalisierung stehen wir vor der Herausforderung, dass vielen sozialwirtschaftlichen Unternehmen bereits der Zugang fehlt und sie oft einfach nicht wissen, wie sie mit diesem riesigen Thema überhaupt umgehen sollen. Die Anwendung und der Umgang mit digitalen Tools sowie die Reflexion über ihre Auswirkungen greift unser Master „Digitalisierung in der Sozialen Arbeit“ auf.

Geht es hingegen um die Entwicklung von wirtschaftlich-unternehmerischem Denken und dem Erfassen politischer und zivilgesellschaftlicher Dimensionen der Sozialen Arbeit, hilft der Master „Governance Sozialer Arbeit“ Studierenden, ihre Einrichtung in die Zukunft zu steuern.

Nehmen wir die Komplexität all dieser Entwicklungen als Ganzes, wird deutlich, dass die Entwicklung innovativer Angebote, Maßnahmen und Konzepte und deren bedarfsgerechte Gestaltung keine leichte Aufgabe ist. Hier setzt unser Masterstudiengang „Planung und Koordination in der Sozialen Arbeit“ gezielt an.

Kurz gesagt: Wir haben für jede Herausforderung das passende Studienangebot.

Wie bleiben Sie bei dieser vorherrschenden Schnelllebigkeit „up to date“?

Unsere Masterstudiengänge werden kontinuierlich weiterentwickelt und etwa alle vier Jahre neu akkreditiert. Das heißt, sie werden von Grund auf begutachtet und aktualisiert. Dann gibt es neue, zeitgemäße Module, vielleicht muss sogar der Titel des Studiengangs angepasst werden. Damit halten wir uns ständig aktuell. Das ist zwar eine Herausforderung und macht Arbeit, aber: es lohnt sich. Es ändert sich einfach so vieles auf der Welt, da ist es unerlässlich, sich an die gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen.

Gibt es Besonderheiten bei einer Weiterbildung im sozialen Bereich?

Die Buntheit der Teilnehmer:innen ist bemerkenswert. Bei uns in Sozialwesen werden sowohl die Studiengänge als auch die Zertifikatsprogramme viel stärker von erfahrenen Fachkräften genutzt als in anderen Bereichen – meistens einfach aus dem Wunsch heraus, sich weiterzubilden. Bei nicht wenigen Teilnehmenden sprechen wir von zehn bis zwanzig Jahren Berufserfahrung. Erst kürzlich hatten wir unsere älteste Teilnehmerin mit 78 Jahren und das ist fantastisch! Dem gegenüber stehen junge Fachkräfte von vielleicht 23 Jahren, die gerade in den Beruf eingestiegen sind – und das in der gleichen Lehrveranstaltung. Diese unterschiedlichen Altersgruppen auf einen Nenner zu bringen, ist eine Herausforderung, aber eine schöne, denn es ergänzt sich sehr gut. Beide Gruppen können so viel voneinander lernen.

Studierende

Warum sollte ich mich am DHBW CAS weiterbilden?

In drei Schlagworten: Weil wir ein Studium bieten, das dual, flexibel und individuell ist.

Das müssen Sie näher erklären.

Unsere Weiterbildungsangebote sind nicht nur berufsbegleitend, sondern auch berufsintegrierend, d.h. unsere Studierenden bleiben ununterbrochen im Job. Das Wissen, das sie sich in den Lehrveranstaltungen aneignen, können sie also direkt in ihrem Berufsalltag umsetzen und umgekehrt Fragen oder Projekte aus ihrem beruflichen Alltag in die Lehrveranstaltungen mitbringen. Wir begleiten sie dabei; diese enge Verknüpfung von Theorie und Praxis gehört zum dualen Markenkern.

Flexibel, weil sich das Studium zeitlich nach den beruflichen und persönlichen Anforderungen der Studierenden richtet. Man kann es in vier Semestern abschließen, aber auch in fünf, sechs oder mehr Semestern, eben so, wie Beruf, Familie und persönliche Lebensplanung es erlauben. Zehn Semester sind allerdings das Limit.

Individuell, weil Studierende nicht nur ihren eigenen fachlichen Schwerpunkt innerhalb des Studiengangs setzen, sondern auch mit Inhalten der anderen sozialen Studiengänge kombinieren können. Ich studiere den Master Governance, weil ich Führungskraft werden möchte. Zugleich interessiert mich das Thema Migration, weil das gerade in meinem Unternehmen eine sehr große Rolle spielt. Dann belege ich entsprechende Module aus dem Programm Migrationsgesellschaft – das ist bei uns alles möglich.

Vielen Dank für das Interview!

Mehr Informationen: www.cas.dhbw.de