Erste globale Studie zu sozialen Innovationen
Wie gehen Gesellschaften mit den Folgen des Klimawandels um? Welche Folgen hat Industrie 4.0 auf das Leben des Einzelnen? Wie lässt sich die Mobilität der Zukunft inklusiv und emissionsarm gestalten? Viele Probleme des 21. Jahrhunderts lassen sich nicht durch High-Tech-Innovationen allein lösen, sondern erfordern inklusive Zugänge durch soziale Innovationen, wie eine globale Studie belegt, die die Sozialforschungsstelle (sfs) der TU Dortmund jetzt vorstellte.
Während technologische Innovationen intensiv beforscht werden, mangelt es bislang an Erkenntnissen über die Entstehung und Verbreitung sozialer Innovationen, also für neuartige Lösungen für soziale Probleme. Hier setzt das Leitprojekt „SI-DRIVE“ an, bei dem unter Federführung der sfs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 25 renommierten Forschungsinstituten aus Europa, Afrika, den USA, Lateinamerika, Asien und Australien forschen.
Drei Jahre nach Projektstart legt das internationale Konsortium die Ergebnisse einer ersten globalen Studie zur Verbreitung und Bedeutung sozialer Innovationen vor. Untersucht wurden mehr als 1.000 Initiativen sozialer Innovation auf allen Kontinenten und in unterschiedlichen Politikfeldern. Die Ergebnisse dieser vergleichenden Analyse geben spannende Einblicke in die vielfältige Welt sozialer Innovation, die Vielzahl beteiligter Akteure und deren Interaktion sowie in die Komplexität der angestoßenen Innovationsprozesse. Initiativen und Projekte sozialer Innovation in den Bereichen Bildung und Lebenslanges Lernen, Beschäftigung, Umwelt und Klimawandel, Energieversorgung, Transport und Mobilität, Gesundheit und Sozialfürsorge, sowie Armutsbekämpfung und nachhaltige Entwicklung werden dabei genauer betrachtet.
Die globale Untersuchung zeigt auf, dass soziale Innovationen weltweit auf dem Vormarsch sind: Sie liefern Antworten auf gesellschaftliche Probleme und finden in komplexen Innovationsprozessen statt. Dabei hängt die erfolgreiche Umsetzung oftmals von einzelnen Akteuren ab, in immer stärkerem Maße sind soziale Innovationen aber auch in soziale Ökosysteme – überwiegend Akteure aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik – eingebunden.
Die Analyse zeigt auf, dass bei der Vielzahl beteiligter Akteure Nichtregierungs-Organisationen (NPO/NGO) und öffentliche Einrichtungen den Großteil der in den Initiativen beteiligten Partner ausmachen (46 und 45 Prozent). Dicht dahinter liegen Kooperationen mit privaten Unternehmen (37 Prozent).
Akteure aus dem Forschungs- und Bildungsbereich (15 Prozent), Stiftungen (14 Prozent), Privatpersonen, Netzwerke und einzelne Gruppen (jeweils 14 Prozent), sowie Sozialunternehmen (12 Prozent) sind ebenfalls häufig vertreten, während die Zusammenarbeit öffentlicher und privatwirtschaftlicher Einrichtungen – public private partnership – (sechs Prozent) eher die Ausnahme darstellt.
Die Empirie zeigt, dass für soziale Innovationen die verfügbaren Ressourcen, Möglichkeiten und Einschränkungen eng mit den Akteuren verwoben sind. SI-DRIVE verweist daher auf neue Anforderungen an Politik und Regierung, einen passenden Rahmen und Strukturen zu schaffen, die vorhandenen Ressourcen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft besser zu integrieren und Maßnahmen auf Seiten der Wissenschaft und Universitäten zu unterstützen.
Bislang fehlen vielfach unterstützende Infrastrukturen, wie sie im Bereich der Technologieförderung in den letzten Jahrzehnten entwickelt wurden, ebenso wie eine auf die Förderung sozialer Innovation ausgerichtete Innovationspolitik.
Ein weiteres Manko: Universitäten und Forschungseinrichtungen sind nur in wenigen Initiativen eingebunden. In der verstärkten Einbindung des Themas in ihre Strategien liegt eine wichtige Herausforderung der Zukunft.
Hintergrund
Wofür steht SI-DRIVE?SI-DRIVE steht für Social Innovation: Driving Force of Social Change und ist ein von der EU im 7. Forschungsrahmenprogramm gefördertes Projekt unter Leitung der Sozialforschungsstelle der TU Dortmund. Ziel des vierjährigen Projektes (2014-2017) ist ein vertieftes theoretisches und praktisches Verständnis der Verbreitung und Funktionsweise sozialer Innovation.
Weitere Informationen: www.si-drive.de
Quelle: Presseinformation der Sozialforschungsstelle (sfs) der TU Dortmund vom 6. Februar 2017