Leere Geldbörse
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Zwei Drittel der Schuldnerberatungsstellen erleben höhere Nachfrage als Ende 2022

12.06.2023 | Soziale Arbeit | Nachrichten

Die Preise steigen in Deutschland weiter und mit ihnen das Risiko von Überschuldung sowie die Nachfrage nach Beratung. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV), in der die Diakonie Deutschland Mitglied ist.

Die Erhebung wird zum Start der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung (12.-16. Juni) veröffentlicht, die in diesem Jahr unter dem Motto "Was können wir uns noch leisten? Überschuldungsrisiko Inflation" steht. In nahezu der Hälfte der gemeinnützigen Beratungsstellen kamen laut Umfrageergebnisse mehr Ratsuchende wegen Energieschulden als Ende 2022, in einem Viertel der Beratungsstellen sind die Anfragen wegen Mietschulden gestiegen. Es bestätigte sich auch der Trend aus der Umfrage vom Winter: Unter den Ratsuchenden waren in 46 Prozent der Beratungsstellen mehr Erwerbstätige als noch vor sechs Monaten.

Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland: "Die Umfrage zeigt erneut: Der starke Preisanstieg treibt immer mehr Menschen in finanzielle Notlagen und in unsere Beratungsstellen. Bisher konnte ein Arbeitsplatz mit regelmäßigem Einkommen gut vor Überschuldung schützen. Diese Gewissheit gehört offenbar der Vergangenheit an." Wenn das Geld zum Leben nicht reiche, bestehe ein Rechtsanspruch auf Sozialleistungen. "Aus unseren Beratungsstellen wissen wir, dass viele Behörden für die Ratsuchenden schwer erreichbar sind. Bis zur Entscheidung über Anträge dauert es zudem oft sehr lang. Besonders auffällig ist dies beim Wohngeld. Leidtragende der Sorgen und Zukunftsängste ihrer Eltern sind letztlich die Kinder und Jugendliche", so die Vorständin weiter.

Energie- und Mietschulden sind die Hauptthemen der Ratsuchenden in den Beratungsstellen. Das Problem der explodierenden Kosten ist bekannt, die Bundesregierung hat mit einmaligen und befristeten Entlastungspaketen reagiert. "Besonders armutsgefährdete Familien können dennoch Energieschulden oftmals kaum vermeiden. Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen von Energiesperren sind für die Betroffenen verheerend. Wir fordern daher ganz klar: Wenn Betroffene sich bereits mit Abschlägen um die Tilgung ihrer Energieschulden bemühen, darf es keine Energiesperre geben", so die Diakonie Vorständin.

Die Diakonie Deutschland bekräftigt gemeinsam mit der AG SBV anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung: Es muss einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für alle geben und eine nachhaltige Finanzierung von sozialer Schuldnerberatung!


Quelle: Pressemitteilung der Diakonie Deutschland vom 12.06.2023