Hand im Einmalhandschuh vor gelbem Hintergrund
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Systemrelevante Krankenhäuser brauchen mehr Schutz vor Privatisierung

Der Gesundheitsexperte Prof. Thomas Busse verabschiedet sich mit einem Appell an die Politik in den Ruhestand.

Der Frankfurter Gesundheitsökonom Prof. Thomas Busse, Professor für Pflegemanagement an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Gesundheitswirtschaft und -recht (ZGWR), wird zum Ende des Sommersemesters 2023 in den Ruhestand gehen. Während seiner Zeit an der Hochschule, an der er seit 2001 tätig ist, erlangte Busse bundesweit und im deutschsprachigen Ausland große Bekanntheit als Experte für Fragen des Pflege- und Gesundheitsmanagements, insbesondere durch das OP-Barometer. Hierbei handelt es sich um eine wegweisende Befragung von OP- und Anästhesie-Pflegekräften, die er und seine Mitarbeitenden seit 2008 am ZGWR der Frankfurt UAS durchführen. Sie gilt als größte Erhebung ihrer Art in Deutschland und bildet die Grundlage für zahlreiche Personalentwicklungsmaßnahmen im OP-Bereich.

Busse engagierte sich aktiv in aktuellen Reformvorhaben zur Krankenhausfinanzierung und kommentierte fortlaufend Entwicklungen, die seiner Meinung nach in die falsche Richtung gingen. Schon früh wies er beispielsweise darauf hin, dass das Fallpauschalsystem die Vorhaltekosten von Krankenhäusern nicht ausreichend abdecke, was sich derzeit insbesondere in der Geburtshilfe und der Kinderheilkunde als großes Problem erweise. Themen wie die Privatisierung von Krankenhäusern, die Bürokratiebelastung für Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte sowie die mangelnde Vernetzung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung und insbesondere der Stellenwert der Pflege lagen ihm ebenso am Herzen.

In Bezug auf die aktuellen Krankenhausreformansätze zeigt sich Busse zwiespältig und besorgt: „Ich befürchte, dass viele sinnvolle Ansätze nun erneut den Lobbyistinnen und Lobbyisten zum Opfer fallen und wir – wie so oft in der Vergangenheit – nicht den entscheidenden Durchbruch zur Stabilisierung der Krankenhäuser erreichen werden.“ Er bemängelt zudem, dass das Krankenhauswesen immer noch in alten Strukturen gedacht werde. „Bei der Krankenhaus- und Versorgungsplanung spielen weiterhin Ländergrenzen eine zu große Rolle, anstatt den Fokus auf Gesundheitsregionen zu legen. Auch die Verschmelzung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung erhält nicht den dringend erforderlichen Stellenwert und der Schutz systemrelevanter Krankenhäuser vor Privatisierung scheint nicht wirklich auf der Agenda zu stehen. Die Transformation der Gesundheitsversorgung durch Künstliche Intelligenz und Technologisierung wird darüber hinaus eine Dynamik in den Markt bringen, von der wir uns heute wahrscheinlich noch keine Vorstellung machen können“, fügt Busse hinzu.


Quelle: Pressemitteilung der Frankfurt University of Applied Sciences vom 17.07.2023