Forscherin untersucht etwas mit dem Mikroskop
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Die Glücksforschung sagt …

Wussten Sie eigentlich, dass es einen Weltglückstag gibt? Ich wusste es nicht. Bis ich am 20. März zufällig diesen Radiobeitrag hörte. Ich erfuhr, dass die Menschen in Finnland am glücklichsten sind, gefolgt von Dänemark, Island, Schweden, Israel, Niederlande, Norwegen, Luxemburg und der Schweiz. Deutschland ist von Platz 16 im letzten Jahr auf Platz 24 in diesem Jahr abgerutscht. Auf den letzten beiden Plätzen sind in diesem Jahr Libanon und Afghanistan.        

Diese Zahlen stammen aus dem World Happines Report, der jedes Jahr erscheint und den ich bisher auch noch nicht kannte. Ich erfuhr außerdem, dass der Weltglückstag bereits im Juni 2012 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen wurde, mit dem Ziel, weltweite Politikziele zu verfolgen. Da denke ich doch gleich an die Nachricht vom Vortag und wie ich mich freute, weil die Baumhäuser im Protestcamp in Grünheide bleiben dürfen. Die Besetzer*innen waren bestimmt auch sehr glücklich, und ich finde, sie leisten eine Arbeit ganz im Sinne der Vereinten Nationen. Die Natur und der Wald sind ja eindeutig von zentraler Bedeutung für das Wohlbefinden der Menschen, und wenn wir sie erhalten, betreiben wir sozusagen Glücksvorsorge. Ein Spaziergang im Wald, begleitet von den Stimmen der Vögel, macht allemal glücklicher als die Betonwüstentour.

Mit der Forschung zum Glück wurde auch der Wohlstandsbegriff erweitert. Meine Oma hat immer gesagt „Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt die Nerven“, und ich finde, das trifft es ganz gut. Wohlstand ist mehr als materieller Reichtum, und mich würde die Aussicht auf eine Rente, von der ich gut leben kann, schon sehr beruhigen. Ich denke gerade, an die Menschen, die über der kritischen Jahreseinkommensgrenze liegen, ab der man durch noch mehr materiellen Reichtum erwiesenermaßen nicht zufriedener wird. Ob die Menschen, die von ihrem hohen Einkommen etwas abgeben, zufriedener sind, als die, die alles behalten? Vermutlich ja, denn es gibt sechs Faktoren, die einen besonderen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit haben. Neben dem Einkommen wurden auch soziale Unterstützung, eine gesunde Lebenserwartung, Entscheidungsfreiheit, die Abwesenheit von Korruption und Großzügigkeit identifiziert.

Im World Happines Report geht es in diesem Jahr auch um das Glücksempfinden in verschiedenen Lebensabschnitten. In Deutschland sind die älteren Menschen offensichtlich zufriedener als die Jüngeren. Was die Zufriedenheit von Menschen unter 30 Jahren angeht, liegt Deutschland auf Platz 47. Als ich lese, dass für junge Menschen, um glücklich aufzuwachsen, neben Bildung auch emotionale Unterstützung und der Zugang zu Hilfe bei mentalen Belastungen ganz bedeutend sind, bin ich gleich selbst ein bisschen mehr glücklich. Ich denke wieder einmal, dass ich einen guten Beruf habe. Meine Arbeit ist sozusagen fast wie ein kleiner Schlüssel zum Glück, denn in der SPFH leisten wir Unterstützung in den genannten Bereichen.  

Frau K sagt, es sei ein Glück, dass sie mich als Familienhelferin bekommen hat. Sie quälte sich die ganzen Jahre mit Schuldgefühlen, weil sie meinte, dass sie ja aus ganz egoistischen Gründen Mutter geworden ist, in der Hoffnung durch das Kind selbst etwas glücklicher zu werden. Und nun meint sie, dass sie ihre Depression an ihren Sohn vererbt hat, und der habe sich im Grunde mit den Drogen einfach nur selbst medikamentieren wollen. Sie sei erleichtert, dass sie mir das alles erzählen kann, und nun hat sie sich sogar getraut, mich um Hilfe für ihre eigenen Angelegenheiten zu bitten. In ihren letzten depressiven Phasen hat sie nämlich Behördensachen liegen lassen, und es sind Schulden aufgelaufen. 

Ich überlege gerade, welcher der beiden Träger, zwischen denen ich gerade hin und her tanze, mehr für das Glück seiner Mitarbeitenden tut. Dass glückliche Mitarbeitende bessere Arbeit leisten, weiß ich ja schon lange, und nun freue ich mich zu lesen, dass meine Behauptung auch vom Ministerium für Glück untermauert wird. Und ich mache direkt weiter mit meiner Glücksrecherche. Da klingelt mein Diensthandy und ich erfahre, dass ich nun tatsächlich die Gehaltserhöhung bekomme, die mir schon vor einem Jahr in Aussicht gestellt wurde. Was für ein Glückstag! Ich weiß auch schon, was ich mit den Euros mache.

Ihre Katja Änderlich