60.000 zusätzliche Betreuungskräfte in Pflegeeinrichtungen - Nur ein Segen?

31.10.2017 | Altenhilfe | Nachrichten

Durch die Pflegereform konnte die Zahl der zusätzlichen Betreuungskräfte in stationären Pflegeeinrichtungen auf rund 60.000 Betreuungskräfte mehr als verdoppelt werden. Das ergebe sich aus der aktuellen Ausgabenentwicklung, teilt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit. Der Deutsche Berufsberband für Pflegeberufe bewertet die Entwicklung zurückhaltend. 

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe schreibt diese Entwicklung dem Abbau unnötiger Bürokratie und er Bezahlung von Tariflöhnen zu.  Weitere Schritte müssten folgen, dazu gehören seiner Ansicht nach insbesondere weitere Verbesserungen bei der Ausstattung mit Pflegefachkräften und angemessene Löhne auch in nicht tariflich-gebundenen Pflegeeinrichtungen überall in Deutschland. Gröhe betont: "Gute Arbeitsbedingungen für alle, die in der Pflege täglich enormes leisten, werden ein zentrales Thema auch in der kommenden Wahlperiode sein - dafür kämpfe ich."

Waren Ende 2013 noch rund 28.000 Betreuungskräfte in Pflegeeinrichtungen tätig, so ist die Anzahl bis Ende 2015 auf rund 49.000 und aktuell auf rund 60.000 Betreuungskräfte angestiegen. Damit stehen nun im Durchschnitt mehr als vier zusätzliche Betreuungskräfte je Pflegeeinrichtung zur Verfügung, die ausschließlich aus den Mitteln der Pflegeversicherung finanziert werden. Umgerechnet kommen den Pflegebedürftigen so 1,8 Millionen Stunden zusätzliche Betreuungsangebote zugute. Zusätzliche Betreuungskräfte unterstützen die wichtige Arbeit der Pflegefachkräfte, indem sie mit Pflegebedürftigen beispielsweise spazieren gehen, Bewegungsübungen machen, gemeinsam lesen, in den Gottesdienst gehen oder einfach nur da sind und zuhören. Dadurch tragen sie dazu bei, den Pflegealltag spürbar zu verbessern.

Durch die Pflegereform wurde zum 1.1.2015 das Verhältnis von Betreuungskraft und Pflegebedürftigen von 1 zu 24 auf 1 zu 20 verbessert, zudem kommen Betreuungskräfte seitdem allen Pflegebedürftigen mit und ohne eingeschränkte Alltagskompetenz zugute.

DBfK: Missverhältnis zwischen Fach- und Assistenzkräften im Blick behalten 

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) betrachtet diese Entwicklung zwar als durchaus positiv, mahnte jedoch weitere Anstrengungen beim Pflegefachpersonal an.  Leider verleite der Zuwachs an Betreuungskräften vielfach dazu, ihnen pflegerische Aufgaben zu übertragen – das wird gefährlich für die zu pflegenden Menschen. Ein Missverhältnis zwischen Fach- und Assistenzkräften erhöhe zudem Arbeitsintensität und Verantwortung der Pflegefachpersonen und sorge so für weiter sinkende Attraktivität des Berufs, argumentiert der Berufsverband. 

DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel sagte dazu: „Der Grad der Pflegebedürftigkeit ist hoch bei den Menschen, die in den Heimen versorgt werden müssen, das erfordert pflegerische Fachkompetenz und Erfahrungswissen. Pflege kann deshalb nicht von Personen erbracht werden, die dafür keinerlei Qualifikation erhalten haben." Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf Ergebnisse des DAK-Pflegereports 2017. Zwei von drei Befragten wünschen sich danach bei Pflegebedürftigkeit und Demenz mehr Unterstützung durch professionell Pflegende. 


Quelle: BMG-Presseinformation vom 26. Oktober 2017, DBfK-Presseinformation vom 27. Oktober 2017