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100 bewegte Jahre - AWO, alles Gute zum Geburtstag!

Was 1919 mit einer politischen Bekundung für die Rechte von Arbeiter*innen und ganz konkreter Hilfe für Kriegsversehrte begann, ist im Jahr 2019 eine wesentliche Stütze des deutschen Sozial- und Gemeinwesens: Die Arbeiterwohlfahrt, einer der größten Wohlfahrtsverbände in Deutschland, ist seit heute 100 Jahre alt. Als enge Begleiterin der deutschen Sozialdemokratie hat sie Höhen und Tiefen durchlebt, ganz wie ihre politische Partnerin. Zum Jubiläum sind sich jedoch alle einig: Gut, dass es Dich gibt, AWO!

Knapp 320.000 MItglieder, mehr als 18.000 Einrichtungen und Dienste, 3.435 Ortsvereine und mehr als 230.000 hauptamtlich Tätige. Das sind die eindrucksvollen Zahlen eines Verbandes, der das bewegte 20. Jahrhundert in Reinform miterlebt, aber auch mitgestaltet hat. Die Arbeiterwohlfahrt, kurz AWO, feiert am heutigen 13.12.2019 ihren hundertsten Geburtstag. Dabei sah es nicht immer danach aus, dass sie so alt werden würde.

Bewegte Anfangsjahre

So dürfte es auch der AWO-Gründerin, Marie Juchacz, ergangen sein. Sie gründete am 13. Dezember 1919 gemeinsam mit weiteren Engagierten innerhalb der damaligen Arbeiterpartei SPD die Arbeiterwohlfahrt - ein Name, der bis heute geblieben ist., auch wenn bei weitem nicht nur 'Arbeiter' zur Zielgruppe des Verbandes zählten und zählen. Juchacz´ Kernidee: Die Interessen der Arbeiter*innen sollten in der Wohlfahrtspflege stärker berücksichtigt werden. Der Auftrag der AWO war somit von Anfang an sowohl caritativer als auch politischer Natur. Erst fünfeinhalb Jahre nach der Gründung wurde ein eingetragener Verein gegründet, über den in der Folge Verbandsarbeit und Hilfeleistungen organisiert wurden. Das Nazi-Regime versuchte die AWO 1933 gleichzuschalten und sich so gefügig zu machen, doch gelang es den Verantwortlichen des Verbandes durch geschickte und mutige Aktionen, zahlreichen Menschen Hilfe zukommen zu lassen, insbesondere auch vom Regime Verfolgten. Marie Juchacz, weiterhin aktiv, unterstützte den Widerstand zunächst aus dem Saarland heraus, das bis 1935 noch nicht zum Deutschen Reich gehörte. Nachdem die damalige Sonderzone sich per Wählervotum Hitler-Deutschland anschloss, zog Juchacz zunächst weiter ins Elsass, später dann nach Paris, wo sie sich für die Pariser Arbeiterwohlfahrt, gewissermaßen eine Exil-Organisation der AWO, engagierte. Nach Kriegsende gründete sich die Arbeiterwohlfahrt in Hannover neu und die anfängliche Erfolgsgeschichte der 1920er-Jahre setzte sich in der Bundesrepublik fort.

Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wird betont

Angesichts dieser bewegten Geschichte, die naturgemäß eng mit der der SPD verbunden ist, gratulieren zahlreiche Prominente. Sie sind, wen sollte es bei einem solchen Anlass verwundern, voll des Lobes über das Wirken und die Verdienste des Verbandes - und das über Parteigrenzen hinweg. In der aktuellen Ausgabe der Verbandszeitschrift 'Ansicht' äußern sich zahlreiche Menschen aus Politik und Praxis in Bezug auf die Frage, weshalb die AWO auch im Jahr 2119 noch gebraucht werden wird:

Der Chef der CDU-Bundestagsfraktion Brinkhaus spricht den Beitrag der AWO zum gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land an, der vor allem durch die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer*innen, die eine wesentliche Rolle in der verbandlichen Praxis spielen, gestärkt werde. Auch Bundesarbeitsminister Heil, in seiner Position als SPD-Minister sozusagen 'natürlicher Verbündeter' der AWO, betont den verbindenden Charakter der AWO, die mit ihren Altenheimen, KiTas und Beratungsstellen im Alltag vieler Menschen präsent sei. Auch die Grünen-Fraktionschefs Hofreiter und Göring-Eckardt, beide nicht unbedingt 'natürliche Verbündete' der Arbeiterbewegung, freuen sich über das Jubiläum und betonen, dass die "starke Stimme" der AWO für Menschen in Not weiter gebraucht werde. Und auch die 'Konkurrenz' weiß den Wert der AWO sehr zu schätzen, wie Caritas-Präsident Peter Neher deutlich macht: Aus seiner Sicht würde ohne die AWO "eine wichtige Perspektive fehlen, die sonst gerne übersehen wird."

Bei all dem Lob sollte in konstruktiv-kritischem Sinne allerdings auch nicht übersehen werden, dass auch die AWO nicht immer sozial und solidarisch gehandelt hat. Die Diskussionen um umstrittene Leiharbeitsverhältnisse einzelner Mitgliedsorganisationen oder die 'OB-Affäre' in Frankfurt im vergangenen Jahr machen deutlich, dass auch in sozialen Organisationen Unsoziales passieren kann. Gerade große Wohlfahrtsverbände wie die AWO verfügen über große Macht. Sie sollten sie weiterhin positiv einsetzen - und das gerne auch noch in 100 Jahren.

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