Zehntausende Pflegefachkräfte fehlen und die Arbeitsagentur streitet mit den Ländern

17.07.2012 | Altenhilfe | Nachrichten

bpa zum Streit über die Zustimmung zum ausgehandelten Ausbildungs- und Qualifizierungspakt für die Altenpflege

Das Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, Raimund Becker, hat in der Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 16.07.2012 den Bundesländern Untätigkeit bei Umschulungen von Pflegekräften vorgeworfen. Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) bezieht Stellung, denn zehntausende Pflegefachkräfte fehlen und der dringend notwendige Ausbildungs- und Qualifizierungspakt lässt auf sich warten, obwohl er längst verhandelt ist. „Der Fachkräftemangel in der Pflege ist evident. In einigen Bundesländern kommen auf eine arbeitslose Altenpflegefachkraft über vier offene Stellen. Immer wieder hat der bpa Lösungen für diesen Fachkräftemangel angemahnt. Mittlerweile sind weit über 30.000 Stellen unbesetzt. Konkrete Maßnahmen sind lange überfällig“, kommentiert bpa-Präsident Bernd Meurer. Bereits im Herbst letzten Jahres hatten sich vier Bundesministerien – unter der Federführung des Familienministeriums – mit allen relevanten Gruppen zusammengesetzt, um eine Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive für die Altenpflege mit ganz konkreten Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Seit langem sollen die Ergebnisse, an denen neben dem bpa und der Wohlfahrt auch die Bundesländer und die Bundesagentur für Arbeit beteiligt sind, der Öffentlichkeit vorgestellt werden. „Mit großer Verwunderung nehmen wir zur Kenntnis, dass diese Offensive für die Altenpflege immer noch nicht verkündet wurde. Dass es nun eine öffentliche Auseinandersetzung um die jeweiligen Verantwortungsbereiche gibt, irritiert, denn beispielsweise die Finanzierung des dritten Umschuljahres galt dort als essenziell und konsentiert“, so Meurer. „Jeden Tag wächst der Handlungsdruck: Wir brauchen mehr Altenpflegekräfte und daher unverzüglich das bereits verabredete Maßnahmenpaket, denn die Zahl der Pflegebedürftigen, die es zu versorgen gilt, wächst täglich. Was wir nicht brauchen, sind Schuldzuweisungen und Kompetenzstreitereien“, ergänzt der bpa-Präsident. Konkret hat Raimund Becker den Bundesländern vorgeworfen, sich bei der Umschulung von Arbeitslosen zu Pflegekräften nicht ausreichend finanziell zu engagieren. Er bemängelt zu wenige Schulplätze für Umschüler und Quereinsteiger sowie die fehlende Anrechnung von Berufserfahrung. Die Verantwortung für ausreichende Plätze in den Altenpflegeschulen liegt bei den Ländern. Einige von ihnen erheben Schulgeld für Altenpflegeschüler, was ebenfalls durch den Pakt der Vergangenheit angehören soll. Der bpa sieht neben den Ländern auch die Bundesagentur für Arbeit in der Verantwortung. „Warum zeigt die Bundesagentur jetzt mit dem Finger auf die Länder? Ist das als Hinweis darauf zu verstehen, dass sie aus der Finanzierung der Zusage zum dritten Umschulungsjahr für examinierte Altenpfleger aussteigen möchte?“, fragt bpa-Präsident Bernd Meurer. Der bpa weist darauf hin, dass nach den neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit die Fachkräftesituation in der Altenpflege weiterhin dramatisch ist. So gab es im Juni 2012 bundesweit nur noch 3.088 arbeitslose Altenpfleger, was im Vergleich mit den Zahlen vom Vorjahr einem Rückgang von acht Prozent entspricht. Gleichzeitig ist die Zahl der gemeldeten Stellen für Altenpfleger um rund fünf Prozent auf 10.106 angestiegen. Jedem arbeitslosen Altenpfleger stehen durchschnittlich damit mehr als drei offene Stellen gegenüber, wobei die Situation in einigen Bundesländern noch drastischer ist. Die Träger der Pflegeeinrichtungen haben darauf schon seit langem reagiert und u. a. die Ausbildungszahlen deutlich erhöht. Aktuell befinden sich rund 52.000 Menschen in der Ausbildung zur Altenpflege. Das ist ein Spitzenwert, wie das zuständige Bundesfamilienministerium bestätigt. „Der bpa appelliert an die Bundesagentur für Arbeit und die Bundesländer, sich ihrer Verantwortung für die Altenpflegeausbildung zu stellen. Dazu gehört auch die Übernahme der gesamten Kosten für die drei Jahre Umschulung. Wir brauchen schnellstmöglich den Altenpflege-Pakt. Und dazu gehört übrigens auch die Erleichterung der Zuwanderung. Für alles andere haben wir einfach keine Zeit mehr“, so Bernd Meurer.

Quelle: Pressemitteilung des bpa – Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. vom 16.07.2012
www.bpa.de