Wirkungsstudie Service Learning: Wie Engagement Bildung fördert und Bildung Engagement

Erste Ergebnisse: Schüler fühlen sich für ihr Umfeld mitverantwortlich, Wissensdefizite im Bürgerengagement von Hauptschule bis Gymnasium

Düsseldorf/Oldenburg – Die Aktive Bürgerschaft und die Universität Oldenburg legten heute die ersten Ergebnisse der „Wirkungsstudie Service Learning“ in Düsseldorf vor. Mit der repräsentativen Studie werden die Effekte von bürgerschaftlichem Engagement auf Bildung untersucht. Hierzu wurden 1.256 Schülerinnen und Schüler zwischen 12 und 17 Jahren aus Service Learning-Projekten an 43 Schulen Nordrhein-Westfalens nach ihrem Kompetenz- und Erkenntnisgewinn je zu Beginn und Ende des Schuljahres 2011/2012 befragt.

Mitverantwortung

Mehr als die Hälfte der befragten Schüler ist davon überzeugt, dass es wichtig ist, sich zu engagieren. Sie sind sensibel gegenüber sozialen Themen und nehmen ihr Umfeld aufmerksam wahr. Mehrheitlich sind die Schüler der Meinung, dass sie ihr Umfeld verändern können und sehen sich dabei auch selbst mit in der Pflicht für das Gemeinwohl. Ein knappes Drittel ist anderer Meinung und lehnt eine Mitverantwortung ab. Auffällig ist, dass jeder Fünfte der befragten Schüler noch unentschlossen ist.

Wissensdefizite

Während die Schüler einerseits von der Wichtigkeit des Engagements überwiegend überzeugt sind, bestehen auf der anderen Seite zum Teil erhebliche Defizite, was das Wissen über Engagement angeht. Auf die offene Frage „Was fällt Dir zum Thema ehrenamtliches oder bürgerschaftliches Engagement ein?“ konnte nur knapp die Hälfte der Schüler eine Antwort geben.

Motive bei Service Learning

Zwei Drittel der Schüler machen aus intrinsischen Motiven bei einem Service Learning-Projekt mit. Sie geben an, im Projekt mitzuwirken, weil sie neue Dinge lernen möchten, das Projekt ihnen Spaß macht oder das Projektthema sie interessiert. Mit bereits deutlichem Abstand folgen berufsorientierte Motive, die für knapp ein Drittel der Schüler von Bedeutung sind, bei einem Service Learning-Projekt mitzumachen. Die Annahme, dass im schulischen Kontext auch extrinsische und anerkennungsorientierte Motive eine größere Rolle spielen, hat sich nicht bestätigt. „Die Mehrheit der befragten Schüler findet es wichtig, sich für das Gemeinwohl im sozialen Umfeld zu engagieren, sieht sich sogar mit in der Verantwortung“, sagte Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Karsten Speck von der Universität Oldenburg. „Jeder Fünfte ist dabei noch unentschieden. Dies kann auch mit den von uns festgestellten Wissensdefiziten über Bürgerengagement zusammenhängen, die durchgehend von Gymnasium bis Hauptschule bestehen. Hier sehen wir Handlungsbedarf.“ „Nicht nur Staat und Unternehmen sind wichtig für unsere Gesellschaft, auch das Engagement der Menschen in den vielen Vereinen und Stiftungen. Dieses Wissen muss in den Schulen besser vermittelt werden“, betonte Dr. Stefan Nährlich, Geschäftsführer der Aktiven Bürgerschaft. „Mit der Service Learning-Initiative ‚sozialgenial - Schüler engagieren sich‘ wollen die WGZ BANK und die Aktive Bürgerschaft dazu einen ersten Beitrag leisten.“ Die „Wirkungsstudie Service Learning“ wird von der Aktiven Bürgerschaft gefördert und durchgeführt von Prof. Dr. Karsten Speck (Leitung), Dr. Oxana Ivanova-Chessex, Dr. Carmen Wulf und Kristina Benten vom Institut für Pädagogik der Universität Oldenburg. Begleitet wird die Wirkungsstudie durch einen Arbeitskreis, dem Wissenschaftler, Lehrer und Vertreter der Aktiven Bürgerschaft angehören. Die ersten Ergebnisse der „Wirkungsstudie Service Learning“ wurden heute im Rahmen der Fachtagung Service Learning 2012 „sozialgenial-Schulprojekte: gut für Bildung und Bürgerengagement“ der Aktiven Bürgerschaft in der WGZ BANK in Düsseldorf vorgestellt. Die Gesamtergebnisse der Studie und ihre Folgerungen für die Praxis werden im Juli 2013 vorliegen. Faktenblatt und Grafiken zur Wirkungsstudie Service Learning: www.sozialgenial.de/wirkungsstudie

Quelle: Pressemitteilung der Aktiven Bürgerschaft e.V. vom 28.06.2012