Tarifwirrwarr schadet der Sozialwirtschaft

14.08.2012 | Sozialmanagement | Nachrichten

„Die Befunde zeigen, dass wir einen hohen Reformbedarf haben, den wir gemeinsam mit den anderen Verbänden angehen müssen“, kommentiert der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler den Bericht der Forscher des Instituts Arbeit und Technik, den diese im Auftrag der Europäischen Kommission erarbeiteten und nun vorstellten. In dem Bericht „Befund Sociosclerose: Arbeitgeber-Arbeitnehmerbeziehungen in der Sozialwirtschaft in Deutschland in Modernisierungsverantwortung“ kritisieren die Wissenschaftler die häufig schlechte Organisation der Beziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der Sozialwirtschaft. So zum Beispiel zählte das Team in der Sozialbranche 1.430 Tarifverträge und arbeitsrechtliche Vereinbarungen. „Mit diesem Tarifwirrwarr gefährdet die Branche ihre guten Zukunftsaussuchten selber“, bemängelt Stadler und fordert: „Wir benötigen einen allgemein verbindlichen Entgelttarifvertrag Soziales.“ Mit dem Bericht zeigen die Wissenschaftler, dass die Sozialwirtschaft einige Probleme effektiver angehen könnte, wenn sie geschlossener agiert. Die Wissenschaftler Josef Hilbert und Michaela Evans bezeichnen viele Arbeitsverhältnisse als problematisch. „Ein allgemein verbindlicher Tarifvertrag würde den Beschäftigten die Wertschätzung geben, die sie verdienen“, betont Stadler. Derzeit sei nur die Hälfte der Beschäftigten durch einen Branchentarifvertrag erfasst. Verhandlungen würden erschwert durch die Aufsplittung in mindestens acht Verhandlungsarenen, die durch zahlreiche Arbeitgeberverbände repräsentiert würden. Der Branche fehle so die  Schlagkräftigkeit, bemängeln die Wissenschaftler.  Die AWO, die als Vermittler zwischen EU und nationalem Forscherteam das Projekt koordinierte, nimmt die Ergebnisse sehr ernst. Der Bericht zeige, dass die Arbeitgeber ihre Kräfte bündeln müssten, um dafür bessere Rahmenbedingungen einfordern zu können. „Wir wissen, dass wir nicht in der Lage sein werden, die guten Chancen für unsere Branche zu nutzen, wenn es uns nicht gelingt, attraktive Arbeitsplätze zu bieten“, erklärt der AWO Bundesvorsitzende abschließend. Zum Download des Berichtes: „Befund Sociosclerose: Arbeitgeber-Arbeitnehmerbeziehungen in der Sozialwirtschaft in Deutschland in Modernisierungsverantwortung“ 

Quelle: Pressemeldung des AWO Bundesverbandes e.V. vom 13.08.2012
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