Pflegenotstand darf Ausbildungsqualität nicht schwächen

19.11.2012 | Altenhilfe | Nachrichten

„Der für die Zukunft prognostizierte Pflegenotstand ist in weiten Teilen Deutschlands bereits Realität“, kommentiert AWO Vorstandsmitglied Brigitte Döcker anlässlich einer am Wochenende publik gewordenen Studie der Bertelsmann-Stiftung. „Der Personalnotstand kann unter anderem mit einer kostenfreien Ausbildung, die zudem attraktiv vergütet wird, abgeschwächt werden“, ist Döcker überzeugt. Die von der Bundesagentur für Arbeit (BA) vorgeschlagene Absenkung der Ausbildungszeit von drei auf zwei Jahre sieht Döcker dagegen skeptisch: „Unter Beachtung der derzeitigen Überschüsse sollte die BA die Ausbildungszeit nicht verkürzen und die Kosten für das dritte Umschulungsjahr auch noch über 2015 hinaus gewährleisten. Qualität muss vor Quantität gehen.“ Um den Personalnotstand abzuschwächen, wird ein Bündel von Maßnahmen notwendig sein, wie zum Beispiel die Einführung einer bundesweit einheitlichen und verpflichtenden Umlage zur Finanzierung der Ausbildung, was nachweislich zu höheren Bewerberzahlen führt, bessere Arbeitszeitmodelle, betriebliche Gesundheitsförderung und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Wer die Zahl der Ausbildungsplätze im Pflegebereich begrenzt, handelt unverantwortlich“, kommentiert Döcker das Verhalten einiger Bundesländer und ergänzt: „In vielen Regionen kann dem Pflegenotstand noch gegengesteuert werden. Aber es muss jetzt gehandelt werden.“ Die Gründe warum Menschen einen Pflegeberuf ablehnen oder ihn frühzeitig wieder verlassen, seien seit langem bekannt. Hierzu zählen u.a. massiver Zeitdruck, Personalknappheit, mit der Folge von Überlastungen für den Einzelnen, ein permanent steigendes Maß an Administration und Bürokratie zulasten der direkten pflegerischen Sorgearbeit, unattraktive Arbeitszeitmodelle, geringe Entlohnung und ein geringes gesellschaftliches Ansehen. „Pflegende müssen wieder zufriedener mit ihrem Beruf sein können. Das wäre die beste Werbung für den Beruf“, betont Döcker.

Quelle: Pressemeldung des AWO Bundesverbandes e.V. vom 19.11.2012
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