Pflege: Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zu unattraktiv

18.07.2012 | Altenhilfe | Nachrichten

„Wie lange werden sie in diesem Beruf arbeiten?“, fragt sich AWO Vorstandsmitglied Brigitte Döcker anlässlich der am 17.07.2012 vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahl von 54.200 jungen Menschen, die sich entschieden haben, einen Pflegeberuf zu erlernen. „Der Beruf muss zum Beispiel durch mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten, bessere Karrierechancen, gute Bezahlung und familienfreundlichere Arbeitszeiten attraktiver werden“, fordert Döcker und ergänzt: „Die große Herausforderung besteht darin, genügend Menschen für die Ausbildung zu gewinnen und diese dann auch  dauerhaft im Beruf zu halten.“ „Pflegekräfte lernen einen Pflegeberuf, weil sie Freude an der zwischenmenschlichen Begegnung haben und daran, pflegebedürftige Menschen zu unterstützen und zu begleiten. In der Realität bleibt aber genau dafür kaum Zeit. Das führt zu großer Frustration unter den Beschäftigten und im Extremfall zum Berufsaufstieg“, beklagt Döcker. Will man die Attraktivität des Berufsbildes erhöhen, wird man exakt an diesen Punkten ansetzen müssen und dabei keine Zeit mehr verlieren dürfen. Zudem dürfe der Pflegeberuf nicht immer wieder als geeignete Maßnahme zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit propagiert werden. „Das ist kein positives Signal weder für potenzielle Bewerber noch für die Beschäftigten“, betont Döcker. Die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Berufen um die Schulabgänger und um die gut qualifizierten, immer weniger werdenden Erwerbstätigen wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutlich zunehmen. „Um die Zahl der Auszubildenden für die Pflegeberufe zu erhöhen, bedarf es finanzieller Verbesserungen, so muss das  Schulgeld abgeschafft und dafür eine reguläre Ausbildungsvergütung eingeführt werden“, fordert Döcker. Zudem müsse die Bundesagentur für Arbeit nicht nur die ersten beiden, sondern auch das dritte Ausbildungsjahr für Umschüler finanzieren. Döcker sieht aber auch die Länder in der Verantwortung, denn nicht überall stünden genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung. All dies könne nur mit Unterstützung des Gesetzgebers und in enger Kooperation aller an der Ausbildung beteiligten Akteure gelingen. „Die Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive der Bundesregierung ist hier ein erster richtiger Schritt, der jedoch nur dann Erfolg zeigen wird, wenn die notwendigen Gelder zum Ausbau der Ausbildung bereitgestellt werden“, erklärt Döcker abschließend. Die AWO ist Gründungsmitglied des „BÜNDNIS FÜR GUTE PFLEGE“, das sich die Verbesserung der Situation der Pflege in Deutschland zum Ziel gesetzt hat. 

Quelle: Pressemeldung des AWO Bundesverbandes e.V. vom 17.07.2012
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