Missbrauchsbeauftragter der Bundesregierung eröffnet mit Sächsischer Sozialministerin Wanderausstellung zur DDR-Heimerziehung in Torgau

Umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung und der Ausbau von Beratungsstellen bleiben zentrale Forderungen von Betroffenen.

Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, wird gemeinsam mit der Sächsischen Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Christine Clauß, heute die erste Wanderausstellung mit dem Titel „Ziel: Umerziehung“ zur Geschichte repressiver Heimerziehung in der DDR in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau eröffnen. Vor der Eröffnung werden der Unabhängige Beauftragte und die Sozialministerin zu gemeinsamen Gesprächen mit Betroffenen in der Gedenkstätte zusammenkommen. „Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist eine wichtige Voraussetzung, um die Zukunft zu gestalten“, so Rörig zu seinem heutigen Besuch in Torgau, „die Ausstellung zeigt in eindrücklicher Weise das unfassbare Ausmaß seelischer und körperlicher Misshandlungen, denen die ehemaligen DDR-Heimkinder rund um die Uhr hilflos ausgeliefert waren.“ Die Willkür, mit der Kinder separiert, arrestiert, geschlagen, missbraucht und ohne jede Zuwendung unter haftähnlichen Bedingungen weggesperrt wurden, mache deutlich, wie ernst die Forderung von Betroffenen nach einer systematischen, umfassenden und unabhängigen Aufarbeitung auch der DDR-Heimerziehung und nach Unterstützung und Hilfen zur Bewältigung des Erlebten genommen werden müsse. Das Thema Aufarbeitung war bereits eines der zentralen Themen auf dem ersten Jour Fixe des Unabhängigen Beauftragten mit Betroffeneninitiativen im Januar 2012, an dem auch die Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau teilgenommen hatte. Zum Thema Aufarbeitung hat sich auf der ersten Sitzung des Fachbeirats beim Unabhängigen Beauftragten im März 2012, dem auch vier Betroffene angehören, eine eigene Konzeptgruppe gebildet, in der auch die ehemalige Beauftragte Dr. Christine Bergmann mitarbeitet. Die Konzeptgruppe wird die Anliegen und Fragen zur Thematik – insbesondere auch zur DDR-Heimerziehung – vertiefend diskutieren und auch eine Expertenanhörung zum Thema durchführen. Auf dieser Basis wird der Unabhängige Beauftragte im Sommer 2013 eine Empfehlung abgeben, wie eine umfassende, systematische und unabhängige Aufarbeitung aussehen könnte. Der Unabhängige Beauftragte begrüßt, dass ab 1. Juli 2012 auch der Fonds für Hilfen für DDR-Heimkinder den Betroffenen zur Verfügung stehen soll. Es dürfe dabei aber nicht übersehen werden, dass dies alleine als Hilfsangebot nicht ausreiche. Dringend erforderlich sei der Ausbau spezialisierter Beratungsstellen, damit Betroffene, die die Beratung nun vielerorts ehrenamtlich übernommen hätten, entlastest würden und Betroffene professionelle Unterstützung in der Verarbeitung des Erlebten erhielten. Ein weiteres wichtiges Anliegen für die persönliche Verarbeitung des Erlebten sei die Gewährung der Akteneinsicht für Betroffene.

Quelle: Pressemitteilung des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs vom 17.04.2012
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