Kommunale Spitzenverbände unterzeichnen Vereinbarung mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung

Beauftragter: „Vereinbarungen sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem gesellschaftlichen Bündnis gegen sexuelle Gewalt. Alle sind jetzt aufgefordert, auf ihre Einrichtungen zu blicken und zu handeln.“

Mit der heutigen (30.05.2012) Unterzeichnung mit dem Deutschen Städtetag (DST), dem Deutschen Landkreistag (DLT) und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) hat der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, bereits mit sechs großen gesellschaftlichen Dachorganisationen Vereinbarungen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor sexueller Gewalt getroffen. „Konzepte auf Papier alleine schützen kein Kind“, betonte Rörig anlässlich der Unterzeichnung „aber mit der Vereinbarung setzen die Kommunalen Spitzenverbände das enorm wichtige Zeichen, dass die vom Runden Tisch „Sexueller Kindesmissbrauch“ empfohlenen Schutzkonzepte nicht auf Bundes- oder Länderebene stecken bleiben, sondern jetzt auch tatsächlich in die Einrichtungen vor Ort getragen werden.“ Einen konkreten Maßnahmenkatalog enthält die Vereinbarung mit den kommunalen Spitzenverbänden nicht. Ziel sei es viel mehr, dass die Einrichtungen durch ihre Verbandsspitzen und Träger unterstützt werden, konkrete Maßnahmen (z.B. einen Verhaltenskodex, eine Risikoanalyse, Fortbildungen für Fachkräfte oder einen Notfallplan bei Vorliegen eines Verdachts) auf der Basis der vom Runden Tisch empfohlenen Leitlinien zur Prävention, Intervention und Aufarbeitung selbst zu entwickeln und anzuwenden. Es gehe hierbei nicht um einen Generalverdacht gegen einen Träger oder eine Einrichtung, sondern um die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, Orte für Kinder und Jugendliche vor sexuellen Übergriffen sicher zu machen und Täter fernzuhalten. Einrichtungen müssten jetzt hinsehen und handeln – dies betreffe die eigenen Reihen ebenso wie eine besondere Achtsamkeit gegenüber den vielen Kindern, die sexuelle Gewalt in der Familie erfahren. Mit der unterzeichneten Vereinbarung setzen sich der Deutsche Städtetag (DST), der Deutsche Landkreistag (DLT) und der Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) aktiv dafür ein, Einrichtungen im Zuständigkeitsbereich der Landkreise, Städte und Gemeinden weiter bei der Einführung und Weiterentwicklung von Schutzkonzepten zu unterstützen (u.a. durch Mitgestaltung und Weitergabe von Informationsmaterialien, Aus- und Fortbildungen für Haupt- und Ehrenamtliche, Platzierung des Themas in Verbandsmedien, Gremien und Fachtagungen). Teil der gemeinsam unterzeichneten Vereinbarung ist auch die Unterstützung des Unabhängigen Beauftragten durch die Kommunalen Spitzenverbände bei zwei bundesweiten Befragungen, die der Unabhängige Beauftragte in 2012 und 2013 in Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche Erwachsenen anvertraut sind, durchführen will. Die Einrichtungen sollen darüber Auskunft geben, welche Konzepte zu Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt bereits entwickelt wurden und zur Anwendung kommen, welche geplant sind bzw. in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht. Die erste Befragung wird im Juni 2012 starten. Die Ergebnisse werden auf dem Bilanztreffen des Runden Tisches Ende 2012 vorgestellt. Eine zweite Befragung wird im Frühjahr 2013 erfolgen. Neben den Befragungen wird eine Kampagne des Unabhängigen Beauftragten, die im Herbst 2012 starten soll, die Umsetzung der Empfehlungen des Runden Tisches begleiten. Die Kampagne wird die Öffentlichkeit weiter für die Thematik sensibilisieren und insbesondere Einrichtungsleitungen aktivieren, Schutzkonzepte (weiter) zu entwickeln bzw. anzuwenden und ein sichtbares Zeichen gegen sexuelle Gewalt zu setzen. Umgekehrt sollen Eltern und Fachkräfte aufgefordert werden, Schutzkonzepte vor Ort aktiv nachzufragen und einzufordern. „Wir sind es der Zukunft unserer Kinder schuldig, dass sexueller Kindesmissbrauch nicht länger mit Tabus, Scham und Peinlichkeiten besetzt ist. Wir brauchen ein sachliches und unaufgeregtes Klima und eine klare und sichtbare Haltung aller Dachorganisationen und Einrichtungen vor Ort“, so Rörig. Als erste große Dachorganisation hatte im April 2012 der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eine Vereinbarung mit dem Unabhängigen Beauftragten unterschrieben, es folgten im Mai der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bundesverband e.V., der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband Gesamtverband e.V.

Quelle: Pressemitteilung des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs vom 30.05.2012
www.beauftragter-missbrauch.de