DVLAB tritt aus Deutschen Pflegerat aus und wendet sich gegen die generalistische Ausbildung

12.12.2012 | Altenhilfe | Nachrichten

Ein Verbleib des Deutschen Verbandes der Leitungskräfte von Alten- und Behinderteneinrichtungen (DVLAB) e.V. im Deutschen Pflegerat wird derzeit aufgrund von erheblichen fachpolitischen Gegensätze ausgeschlossen.

In der ausführlichen Begründung des DVLAB, die auf deren Website http://www.dvlab.de/ nachgelesen werden kann, heißt es:
"Aus Sicht des DVLAB e.V. bedroht die durch den DPR angestrebte generalistische Ausbildung in einem erheblichen Maße den Erhalt der Pflegefachlichkeit im Bereich der Altenhilfe. Der Ausbildungsentwurf in der jetzigen Form wird dazu führen, dass Pflegekräfte für ihren eigentlichen Einsatzbereich nicht mehr ausreichend qualifiziert werden. Die einzelne Pflegekraft mag zwar für sich ein gewisses Maß an Kompetenzgewinn erfahren; für den Einsatz in den jeweiligen spezifischen Handlungsfeldern wird der Kenntnis- und Kompetenzstand aber nicht ausreichend sein, um möglichst allen Anforderungen in diesem Bereich gerecht zu werden. International zeigen alle Erfahrungen, dass dort, wo generalistische Ausbildungen realisiert wurden, die Absolventen selbiger im Anschluss an ihre Ausbildung ein weiteres Jahr in den Betrieben qualifiziert werden müssen, um die Anforderungen der jeweiligen Einsatzbereiche erfüllen zu können. Auf diesem Weg wird durch die Hintertür eine vierjährige Ausbildung geschaffen, die niemand benötigt und so auch nicht gewollt ist. Nicht nur aus Sicht des DVLAB e.V. bedarf es bei der jetzigen Altenpflegeausbildung einer weiteren Professionalisierung sowie einer Stärkung der beruflichen Identität. Der Berufsstand der Altenpflege heute begreift sich als spezialisierte Ausbildung eben für den Teilbereich Altenpflege. Aber selbst als spezialisierter Berufszweig ist es ihr bis heute nicht gelungen, den eigenen Anspruch der ganzheitlich aktivierenden Pflege und Betreuung von alten Menschen umzusetzen. Es hat sich gezeigt, dass für die Altenhilfe, insbesondere die Begleitung, Betreuung und Gestaltung von Lebensräumen für alte Menschen, erweiterte Kenntnisse und Fähigkeiten von Altenpflegern erfordert, die in einer generalistischen, eher somatisch orientierten Ausbildung nicht in dem nötigen Umfang vermittelt werden können. Wenn wir also heute feststellen, dass die Altenpflege als spezialisierte Berufsgruppe an der eigenen generalistischen Zielsetzung scheitert, so ist es fachlich nicht haltbar, dieser offenkundigen Diskrepanz mit einer noch umfassenderen generalistischen Ausbildung zu begegnen. Es benötigt für die unterschiedlich großen Einsatzbereiche der Kranken- sowie der Kinderkrankenpflege und der Altenhilfe zwingend eine gesonderte fachliche Expertise. Bacholor- und Master-Studiengänge zeigen, dass das traditionelle studium generalis den Anforderungen der heutigen Wissenswelt nicht mehr entspricht; es bedarf der Spezialisierung. In diesem Sinne kann es nur darum gehen, die im Eckpunktepapier festgehaltenen Positionen im Interesse der jeweiligen Berufsstände zu modifizieren, damit zukunftsweisend eine gute Qualifizierung von Fachkräften für die unterschiedlichen Einsatzbereiche erzielt wird. Vielfach wird zudem argumentiert, dass die generalistische Ausbildung eine gewisse Berufswahlflexibilität für die Auszubildenden bringen würde. Diese hätten damit die Möglichkeit, sich erst im Laufe der Ausbildung für die Kranken-, Kinderkranken- oder Altenpflege zu entscheiden. In der Praxis zeigt sich aber, dass sich Ausbildungsanfänger bereits zu Beginn Ihrer Ausbildung klar zwischen der Altenhilfe oder der Kranken- und Kinderkrankenpflege entscheiden. Auch das immer wieder vorgetragene Argument einer größeren Flexibilität in der Personaleinsatzplanung trägt nicht. Die Arbeitsanforderungen allein im Bereich der ambulanten, teilstationären und stationären Altenhilfe sind so unterschiedlich, dass Beschäftigte hier bewusst entscheiden, in welchem Bereich sie tätig sein möchten. Wechsel zwischen den Einsatzbereichen sind selten und mit einer erheblichen Einarbeitung und Neuorientierung verbunden. Dieses auf den Bereich der Kranken- und Kinderkrankenpflege mit ihren eigenen Spezialisierungen auszuweiten, hält der DVLAB für einen falschen Ansatz. Er wird mitnichten die Attraktivität eines Berufsfeldes Pflege erhöhen. Dies hat sich auch im internationalen Bereich, wo generalistische Ausbildungen umgesetzt werden, gezeigt. Zudem werden in diversen europäischen Ländern neben den vorhandenen Krankenpflegekräften speziell Fachkräfte für die Altenhilfe ausgebildet und nicht in Frage gestellt. In diesem Sinne ist ein Verbleib des DVLAB e.V. im DPR ausgeschlossen.
Der Austritt erfolgt zum 31.12.2012.