Bremen: Kaum Bildungsgutscheine trotz Fachkräftemangels

26.07.2012 | Altenhilfe | Nachrichten

Umschulung zur Pflegekraft: Land würde mehr Schulplätze finanzieren

Es ist paradox: Die Pflegebranche in Bremen sucht händeringend qualifizierte Arbeitskräfte. Das Land Bremen erhöht deswegen die Zahl der geförderten Schulplätze an den Altenpflegeschulen und Klassen können nicht starten, weil die Agentur für Arbeit bzw. das Jobcenter in Bremen zu wenige Bildungsgutscheine für potenzielle Umschüler/innen ausgibt. Bis Juli wurden insgesamt 18 Bildungsgutscheine ausgestellt, 2011 waren es immerhin 52. Die Begründung: Es gibt keine geeigneten Bewerber/innen. „Die Zahl der geförderten Umschüler/innen muss sich angesichts des Fachkräfte­mangels dringend erhöhen“, so Ralf Holz, Vorsitzender der bpa-Landesgruppe Bremen/Bremerhaven. Der bpa – Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. – mahnt bundesweit die Realisierung des längst ausgehandelten Ausbildungs- und Qualifizierungspaktes für die Altenpflege an. Dazu gehört auch die vollständige und gesicherte Finanzierung der dreijährigen Umschulung zur Altenpflegefachkraft. Denn: Umschulungen sind attraktive Angebote und bieten den Anwärtern gute berufliche Perspektiven. Pflegeeinrichtungen in Bremen haben gute Erfahrungen mit Umschülern gesammelt. Zum Beispiel die Convivo Unternehmensgruppe: Neben 20 Erstauszubildenden wer­den fünf Umschüler ausgebildet, wie Beata Berghof. Die 40-Jährige arbeitet im Haus O’land, einer Pflegeeinrichtung mit Schwerpunkt Demenz. In ihrem Heimatland Polen besuchte sie ein gastronomisches Gymnasium und lernte Hauswirtschafterin. In Deutschland wurde diese Ausbildung allerdings nicht anerkannt. So entschied sie sich vor sechs Jahren zunächst für eine einjährige Ausbildung als Pflegehelferin, um eine berufliche Neuorientierung mit Perspektive zu erhalten. Dann wollte sie mehr und begann 2010 eine dreijährige Ausbildung zur examinierten Krankenpflegerin. „Mit dieser Qualifikation kann ich selbstständiger und verantwortungsvoller arbeiten als nur als Pflegehelferin. Mein Einsatzgebiet erweitert sich z. B. um Verantwortung im Wundmanagement“, so die engagierte Mitarbeiterin Berghof, die mittlerweile im zwei­ten Ausbildungsjahr ist. „Die Entscheidung, umzuschulen, war die beste, die ich tref­fen konnte. Für mich ist der Beruf eine Erfüllung“, so Berghof weiter und strahlt. Auch Sylvia Schön ist Umschülerin in der Pflege und begeistert dabei. Die 19-Jährige machte zunächst eine schulische Ausbildung als Hauswirtschafterin. Nun ist sie im ersten Lehrjahr zur examinierten Altenpflegekraft. Sie lernt im Haus am Rosenberg und ist eine von insgesamt elf Umschülern der Senioren Wohnpark Weser GmbH: „Ich profitiere von meiner Erstausbildung, denn Ernährung ist auch in der Altenpflege ein wichtiges Thema.“ Die junge Frau suchte einen Beruf, der in Zukunft nachgefragt sein wird, und ist froh über ihre Entscheidung, die ihr eine langfristige Perspektive bietet. Diese Wahrnehmung bestätigt Holz: „Zwischen 2003 und 2009 ist die Zahl der Pfle­gebedürftigen bundesweit um über zwölf Prozent gestiegen. Bis 2020 wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen im Land Bremen nach Schätzungen von 21.340 auf rund 28.000 erhöhen.“ Und entsprechend steigt damit die Nachfrage nach Pflegekräften.

Quelle: Pressemitteilung des bpa – Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. vom 24.07.2012
www.bpa.de