bpa Hessen: Pflege und Ärzte schließen Versorgungslücken

Kooperationen von Pflege und niedergelassenen Ärzten im Mittelpunkt des bpa-Fachkongress Pflege in Fulda

Weil eine geschlossene Hausarztpraxis aufgrund von mangelndem Ärztenachwuchs nicht neu besetzt werden konnte, haben die verbliebenen niedergelassenen Allgemeinmediziner gemeinsam mit ambulanten Pflegediensten eine innovative Versorgungsstruktur organisiert. Dabei bereiten Pflegefachkräfte zum Beispiel Hausbesuche vor oder übernehmen vom Arzt delegierte Leistungen. Da Patientinnen und Patienten, die auf intensive medizinische Betreuung angewiesen sind, in vielen Fällen auch pflegebedürftig sind, können vorhandene Strukturen genutzt und miteinander verzahnt werden, beispielsweise in der Wundversorgung oder der Beratung. Das Modell wurde als Gemeinschaftsprojekt von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen und dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. in Hessen initiiert und soll künftig auch in anderen Regionen realisiert werden. Es diente heute als konkretes Beispiel für ein zukunftsweisendes Miteinander von Pflegediensten und niedergelassenen Ärzten, über das rund 150 Teilnehmer beim bpa-Fachkongress Pflege in Fulda diskutierten. Jörg Osmers, der zuständige Abteilungsleiter im Hessischen Sozialministerium forderte, solche positiv verlaufenden Kooperationen auszuweiten. "Alle sind verantwortlich", sagte der Regierungsvertreter mit Blick auf die Aufrechterhaltung der Versorgungsstrukturen, die nur gemeinsam gelingen könne. "Wünschenswert wäre ein Gesamtkatalog für Hessen, in dem die zu treffenden Maßnahmen und der Weg dorthin festgelegt werden", schlug Osmers vor. Schließlich gehe es darum, die Lebensqualität der Seniorinnen und Senioren zu sichern und zu erhöhen und zum Beispiel unnötige Krankenhausaufenthalte durch bessere Informationsflüsse zwischen den Akteuren aus Pflege und Medizin zu vermeiden. Volle Unterstützung bei diesem Vorhaben signalisierte der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa). Der Hessische Landesvorsitzende Jochen Rindfleisch-Jantzon betonte, der bpa in Hessen habe sich schon immer als konsequenter Wegbereiter für eine gute Pflege und Betreuung verstanden. Es gehe schließlich um konkrete Problemstellung, für die alltagstaugliche Lösungen gefunden werden müssten. "Wenn wir über Pflege und Betreuung reden, dann sprechen wir als mittelständische Unternehmer zwar auch über Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen, in erster Linie geht es jedoch um die Lebenswirklichkeit unserer Bewohnerinnen und Bewohner, Klienten und Patienten." Ein bundesweit viel beachteter Ansatz dazu ist auch die 'Versorgungslandschaft Pflege', in der der bpa als größter Pflege-Unternehmerverband und der Deutsche Hausärzteverband gemeinsame sektorenübergreifende Projekte gebündelt haben. "Bis zum Jahr 2020 werden in Deutschland rund 56.000 Ärztinnen und Ärzte fehlen", zitierte der Geschäftsführer der 'Versorgungslandschaft Pflege', bpa-Bundesgeschäftsführer Bernd Tews, aktuelle Vorausberechnungen und verwies auf die weiter wachsenden Versorgungsprobleme gerade in ländlichen Gebieten. "Wir sehen die Welle erst auf uns zukommen", kündigte Tews an und betonte die Notwendigkeit, angesichts begrenzter finanzieller Ressourcen im Gesundheitswesen effektiver auch interdisziplinär zusammenzuarbeiten: "Die gemeinsamen Potenziale einer ambulanten Versorgung durch Pflegende und niedergelassene Ärzte müssen stärker in den Fokus rücken, um der Zentralisierung von Gesundheitsleistungen an den Krankenhäusern entgegenzuwirken." Der bpa-Landesvorsitzende Rindfleisch-Jantzon kündigte in Richtung der beim Kongress anwesenden politischen Vertreter an, notwendige Änderungen in den Rahmenbedingungen der Pflege selbstbewusst einzufordern. Dazu hatten die Vertreter der mehr als 800 im bpa organisierten hessischen Pflegeanbieter am Vorabend eine Resolution verabschiedet, in der eine stärkere Vernetzung mit dem medizinischen Sektor gefordert und die aktive Mitarbeit angeboten wird. Mit dem jährlichen bpa Fachkongress Pflege bietet der Verband ein Forum zur Weiterentwicklung der Pflege und Betreuung in Hessen an.

bpa

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa) bildet mit 7.500 aktiven Mitgliedseinrichtungen, davon über 850 in Hessen, die größte Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-) stationären Pflege, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen die Verantwortung für rund 230.000 Arbeitsplätze und ca. 17.700 Ausbildungsplätze. Das investierte Kapital liegt bei etwa 18,2 Milliarden Euro.

Quelle: Pressemitteilung des bpa - Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. vom 10.10.2012