Bankrotterklärung deutscher Pflegepolitik?

12.11.2012 | Altenhilfe | Nachrichten

In jüngster Zeit gibt es zunehmend Berichte in den Medien, dass Familien ihre pflegebedürftigen Menschen ins Ausland schicken, z.B. nach Thailand oder in die Slowakei, um sie dort versorgen zu lassen. Die Begründung für diesen Schritt ist, dass die Pflege in Deutschland nicht mehr bezahlbar sei. Glaubt man dieser Begründung, ist das die Bankrotterklärung unseres Systems der sozialen Absicherung des Pflegerisikos schlechthin. Auf die Spitze getrieben wird dieses Modell des ‚Seniorenexports‘ dann noch, wenn eine Versorgung in Asien mit der dort größeren Achtung vor älteren Menschen schöngeredet wird. Oder damit, dass demenzkranke Menschen sowieso nichts mehr verstehen. Wenn bei uns also die Alten, sobald sie pflegebedürftig sind, nichts mehr wert sind, schicken wir sie dahin, wo die Gesellschaft noch nicht so abgebrüht ist?

Die Humanität einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht! Hier scheint man in Deutschland auf der ganzen Linie zu versagen. Natürlich steigen die Pflegeausgaben. Aber sie würden weniger steigen, wenn wir weniger Bürokratie hätten und Prioritäten anders setzen würden. Es bleibt zu hoffen, dass die Berichte ein Ausnahmephänomen beschreiben und nicht den Beginn einer akzeptierten Alternative der Versorgung darstellen. Auf jeden Fall sind diese Berichte ein Schrei nach Hilfe der betroffenen Familien.

Hintergrund

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR). Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke können Sie auf der Homepage www.dbfk.de nachlesen.

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe e.V. (DBfK)  vom 08.11.2012
www.dbfk.de