40 Jahre Condrobs – 40 Jahre Brücken ins Leben

25.06.2012 | Gesundheitswesen | Nachrichten

Verein für soziale Hilfsangebote zeigt anlässlich seines Jubiläums die Vielfalt seiner Arbeit – mit einer Blauen Brücke am Odeonsplatz in München

München – Eine Blaue Brücke zieht seit dem 22.06.2012 wie ein Magnet die Passanten auf den Odeonsplatz. Acht mal vier Meter groß ist die Skulptur und weit mehr als nur ein Kunstwerk. Sie ist Symbol der Arbeit von Condrobs. Der größte überkonfessionelle Träger für soziale Hilfsangebote in Bayern feiert bis einschließlich kommenden Donnerstag 40-jähriges Jubiläum mit einem bunten Programm – unterstützt von zahlreichen Sponsoringpartnern, darunter Unter­nehmen wie Securetec und franzmünchinger. Ein ganz besonderes Engagement zeigte Professor Wolfgang Flatz. Der bekannte Aktionskünstler gratulierte Condrobs mit einer Brückenskulptur zu seiner 40-jährigen Arbeit mit Jugend­lichen, Suchtkranken und Angehörigen. Als Vorlage diente ein Brückenklötzchen aus einem Holzbaukasten. Leider war Wolfgang Flatz selbst am heutigen Einwei­hungstag aufgrund der Folgen eines schweren Verkehrsunfalls verhindert. Doch überbrachte er aus dem Krankenhaus eine persönliche Filmbotschaft: „Brücken verbinden und überbrücken Hindernisse, die nur durch sie überwunden werden können. Sie sind richtungsgebende Markierungen. Brücken sind aber auch Sym­bole für neue und andere Wege im Leben. Lasst uns Brücken bauen.“

Eisi Gulp und das Condrobs Präventionsteam

Wie vielfältig die Brücken ins Leben sind, die Condrobs tagtäglich baut, zeigte der Verein heute anlässlich seiner 40-Jahr-Feier. Bei der Pressekonferenz startete Eisi Gulp humorvoll damit, sein spezielles Kabarettprogramm „Hackedicht –Schultour“ vorzustellen: Über den Ge- und Missbrauch legaler wie illegaler Dro­gen regt er seit zwei Jahren SchülerInnen an, den eigenen Konsum zu reflektie­ren und begegnet ihnen dazu vor allem auf emotionaler Ebene. Bei der Verarbei­tung ihrer Gefühle steht den Jugendlichen das Präventionsfachteam von Con­drobs zur Seite. Der sonst bayernweit tätige Verein unterstützt damit ein bundesweites Projekt, das der Deutsche Kinderschutzbund und die Knappschaft initiierten.

Gegründet von einer Selbsthilfe-Initiative betroffener Eltern

Die Prävention war und ist einer der Schwerpunkte der Arbeit von Condrobs. Bei der Gründung vor 40 Jahren standen die Beratung und Unterstützung verzweifelter Eltern, die mit der Tatsache, dass ihre Kinder Drogen konsumieren, nicht umgehen konnten, im Mittelpunkt. Aus dieser Motivation heraus hat­ten betroffene Eltern im Dezember 1971 eine Selbsthilfe-Initiative ins Leben gerufen – fachlich begleitet von dem jungen Anwalt Alexander Eberth. Der amtieren­de Aufsichtsratsvor­sitzende schil­derte heute die Entwicklung von Condrobs. Im Fe­bruar 1972 erfolgte die Eintra­gung ins Vereinsregister. Im Juni 1972 nahm Con­drobs mit der Eröffnung der ersten Beratungsstelle in der Konradstraße im Münchner Stadtteil Schwabing offiziell die Arbeit auf. Von Beginn an war es Ziel, nach neuen Wegen in der Dro­genhilfe zu suchen und dabei drogenkonsu­mierende Menschen und ihre Angehörigen bestmöglich zu beglei­ten. Dass dies gelungen ist, zeigen die facet­ten­reichen Ange­bote, mit denen Condrobs seit jeher eine Vorreiterrolle ein­nimmt.

1980: 50 MitarbeiterInnen und 6 Einrichtungen

Die zukunftsträchtigen Konzepte revolutio­nierten oft den Markt, neben vielen auch die erste frauenspezifische Einrichtung Prima Donna, die 1986 eröffnet wurde. So etablierte und professionalisierte man sich in den 80er Jahren und ging mit sechs Einrichtungen und 50 Mitarbei­terInnen gestärkt ins nächste Jahr­zehnt. Wachstum und Differenzierung bestimmten diese Zeit. Der Nenner dabei: individuell auf die Bedürfnisse der Klientel abgestimmte Angebote. Unter diesem Aspekt weitete Condrobs die Jugendarbeit aus, der Bereich ist noch heute der mit Abstand größte. Zudem verfolgte man in den 90er Jahren die ersten niedrig­schwelli­gen Ansätze, startete diverse Arbeits­projekte und weitete viele bereits bestehende Angebote aus.

Etablierung ganz neuer Bereiche

Das Wachstum bedingte eine weitere Professionalisierung und schließlich auch Organisationsanpassung ab der Jahrtausendwende, die 2004 abgeschlossen war. Für die Zukunft gewappnet widmet sich Condrobs nun neuen Hilfsan­ge­boten: Etablierung von Betreutem Wohnen für verschiedene Zielgruppen bzw. auch für die zunehmend älter werdende Klientel, Ausbau der Arbeitsprojekte und der eigenen Beschäftigungs GmbH sowie Start der Betreuung von unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen. Heute ist Condrobs mit rund 450 MitarbeiterInnen neben der Suchthilfe in der Kinder-, Jugend- und Altenhilfe, der psychiatrischen Versorgung sowie im Ausbil­dungs- und Beschäftigungsbereich aktiv. Ein beson­deres Anliegen sind zudem Präventions- und Hilfsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche sowie die Unter­stützung von Be­trieben bei der Gesundheitsförde­rung. Den hohen Qualitäts­standard bestätigt seit 2011 das in­ter­national aner­kannte Gütesiegel CERT iQ.

40 Jahre Drogenberatung München in der Konradstraße

In den Anfängen nutzten vorwiegend junge Menschen, die Haschisch oder LSD konsumierten, das Angebot der ersten Condrobs-Einrichtung. Uwe Stein­brenner, Einrichtungsleiter der Drogenberatung München und selbst schon 20 Jahre bei Condrobs, erzählte eindrucksvoll, wie sich die Herausforderungen verändert ha­ben. Das Spektrum ist immens gewachsen. Es umfasst nicht nur Menschen ver­schiedener gesellschaftlicher Schichten, Bedarf haben vermehrt Personen mit Migrations­hintergrund, häufig aus Krisengebieten. Neben den herkömmlichen ist ein Zu­wachs an synthetischen Substanzen, zum Beispiel den „Legal Highs“, zu ver­zeichnen. Zudem nimmt der Beratungsbedarf der Menschen mit nichtstoff­gebundenen Abhängigkeitsformen zu: Glücksspielsucht und exzessiver Medien­gebrauch. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt aktuell in der Krisenintervention: Viele KlientInnen suchen schnelle, ambulante Hilfe, um während der Betreuung arbeiten zu können. Wunsch der acht Condrobs-ExpertInnen der Konradstraße ist es, dass die Finanzierung auch in Zukunft aufrechterhalten bzw. bestmöglich sogar aufgestockt wird, so dass sie den Menschen weiterhin die Hilfe geben können, die der Lebenssituation der / des Einzelnen gerecht wird. Und, dass die Menschen die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz erfahren.

Meine eigene Brücke ins Leben: Ich bin clean!

Wie wieder zurück in die Gesellschaft? Mit dieser Frage beschäftigte sich zum Beispiel Klient Juri K. Im November 2010 kam der junge Mann in die sozial­the­rapeutische Wohngemeinschaft Inizio – eine Einrichtung, die es schon seit den 70er Jahren unter dem Dach von Condrobs gibt. Gemeinsam mit den Exper­tInnen dort suchte er nach seiner Brücke ins Leben, nahm dazu alle thera­peutischen und alle Freizeitangebote wahr. Mit Erfolg – Juri ist bereits über die Brücke gegangen: „Ich bin clean! Und das ist das Wichtigste in meinem Leben.“

Über Condrobs

Condrobs ist mit über 30 Einrichtungen und einer Beschäftigungs GmbH einer der größten über­konfessionellen Träger für soziale Hilfsangebote in Bayern. 2011 begleitete die Organisation mit rund 450 MitarbeiterInnen mehr als 7.200 Hilfesuchenden. Seit 40 Jahren verfolgt Condrobs ein Ziel: mit individuell auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmten Angeboten Menschen eine Brücke  in ein selbstbestimmtes, gesundes Leben zu bauen. Ob Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, minder­jährige Flüchtlinge, Frauen, Männer, Angehörige oder ältere Menschen – die Hilfen von Condrobs sind im Lauf der Jahrzehnte stetig gewachsen. Konzentrierte man sich anfangs rein auf die Prävention und die Hilfen für Suchtgefährdete und -kranke, ist Condrobs heute ebenso in der Kinder- und Jugendhilfe, Altenhilfe, der psychiatrischen Versorgung sowie im Ausbildungs- und Beschäftigungsbereich aktiv. Ein besonderes Anliegen des Vereins sind Präventions- und Hilfsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche sowie die Unterstützung von Be­trieben bei der Gesundheitsförderung. Weitere Informationen unter www.condrobs.de.

Quelle: Pressemitteilung von Condrobs vom 22.06.2012