Neue Erhebungsdaten zeigen deutlichen Optimierungsbedarf in der Erzieherinnenausbildung

  • Große Unterschiede bei Inhalten, Aufbau und Dauer der Ausbildung
    an Fachschulen für Sozialpädagogik.
  • Schulleitungen und Lehrkräfte fordern stärkere bundesweite Vereinheitlichung
    und bessere Verknüpfung der Lernorte „Schule“ und „Praxis“.
Berlin/Stuttgart/München - Die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) hat am 08.12.2010 erstmalig die Ergebnisse ihrer bundesweiten Befragungen an Fach- und Hochschulen auf ihrer Fachtagung zur Qualifizierung frühpädagogischer Fachkräfte in Berlin vorgestellt. Mit den Ergebnissen liefert die Initiative hilfreiche Basisdaten zur Organisation und Struktur der Ausbildung von Erzieher(inne)n in Deutschland.

Neben der Forderung von 82 Prozent aller befragten Schulleitungen nach einer Vereinheitlichung der Ausbildung in Deutschland sprechen sich 86 Prozent für eine bessere inhaltliche Abstimmung der sozial- und frühpädagogischen  Ausbildungen an den unterschiedlichen Ausbildungsorten Berufsfachschule, Fachschule, Hochschule und Universität aus. 76 Prozent der Schulleitungen fordern eine systematischere Verknüpfung der Lernorte „Schule“ und „Praxis“; bei den Lehrkräften sind es 72 Prozent.

Die 1.179 Lehrkräfte an Fachschulen für Sozialpädagogik wurden auch zu den Kompetenzen der Absolvent(inne)n befragt. Diese sind demzufolge gut ausgebildet für das „pädagogische Kita-Kerngeschäft“ (z.B. Dokumentation, Spiel, Beziehungsgestaltung). Großer Weiterbildungsbedarf besteht aus Sicht der Lehrkräfte hingegen für den Umgang mit Krisen- und Sondersituationen, etwa in der Zusammenarbeit mit Eltern in belastenden Lebenslagen, im Hinblick auf eine geschlechtssensible Erziehung der Kinder oder in Bezug auf das Thema Inklusion.

Die Befragung von 1.000 Bachelorstudierenden an Hochschulen mit frühpädagogischen Studiengängen macht deutlich: Studierende knüpfen auch Karriereerwartungen an die akademische Ausbildung. Neben der wissenschaftlichen Qualifikation (86 Prozent) und einer besseren Bezahlung (91 Prozent) erhoffen sich 94 Prozent der Studierenden mit abgeschlossener Erzieher(innen)ausbildung einen beruflichen Aufstieg. „Bislang wissen wir nicht, welche Karrierewege frühpädagogische Fachkräfte im Anschluss an ihr Studium tatsächlich gehen. Berufliche Aufstiegschancen im Arbeitsfeld der Kindertageseinrichtungen sind aber nach wie vor kaum möglich. Wir vermuten daher, dass ein hoher Anteil der akademisch ausgebildeten Fachkräfte nach dem Studium nicht in die Kindertageseinrichtungen zurückkehren wird. In dieser Frage besteht dringender Klärungsbedarf“, so Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Direktor am Deutschen Jugendinstitut in München.

An den bundesweiten WiFF-Befragungen beteiligten sich 50 Prozent der Fachschulleitungen sowie Lehrkräfte aus 69 Prozent aller Fachschulen für Sozialpädagogik. 34 Prozent aller Studierenden in frühpädagogischen Studiengängen
nahmen an der Studierendenbefragung teil.

Das umfangreiche Befragungsprogramm der WiFF trägt zur flächendeckenden Bestandsaufnahme der Aus- und Weiterbildung von frühpädagogischen Fachkräften in Deutschland bei. Die Ergebnisse der Befragungen werden dazu genutzt, eine differenzierte Analyse der Inhalte und Strukturen von Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten durchzuführen. Dazu haben die Wissenschaftler(innen) der WiFF in den vergangenen 16 Monaten insgesamt 8.000 Akteure im Feld der Aus- und Weiterbildung von frühpädagogischen Fachkräften befragt. Die Ergebnisse der WiFF-eigenen Forschungen werden in den „WiFF Studien“ aufbereitet, die kostenlos über www.weiterbildungsinitiative.de/publikationen bestellt werden können.

Zur Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF): WiFF ist eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut e.V. (DJI). Die drei Partner setzen sich ein für mehr Transparenz, Qualität und Durchlässigkeit in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von frühpädagogischen Fachkräften in Deutschland.

Quelle: Pressemitteilung der Robert Bosch Stiftung vom 08.12.2010
http://www.bosch-stiftung.de