DGPPN: Qualität in der psychiatrischen Versorgung sicherstellen

22.06.2011 | Gesundheitswesen | Nachrichten

Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Anlässlich ihres 10. Hauptstadtsymposiums „Psychisch krank – warum? Die neuen Volkskrankheiten besser verstehen“ warnt die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) vor zunehmenden Lücken in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung.

Psychische Erkrankungen sind längst – ähnlich wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck – zu Volkskrankheiten geworden. Etwa 43 Prozent aller Menschen leiden im Laufe ihres Lebens einmal an einer psychischen Erkrankung. Tendenz steigend: Nach Hochrechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden in den Industrieländern im Jahr 2030 fünf der zehn mit den stärksten Beeinträchtigungen verbundenen Erkrankungen (Global Burden of Disease) aus dem Bereich der Psychiatrie stammen: Dazu zählen Depression, Alkoholabhängigkeit, Demenz, Schizophrenie und Bipolare Störungen. Mit den in den letzten Jahren stark gestiegenen Behandlungsfällen nehmen auch die Gesundheitskosten im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie zu. Die direkten Krankheitskosten durch psychische Erkrankungen betrugen nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2008 28,7 Milliarden Euro. Darüber hinaus besteht ein Ungleichgewicht in der Basisversorgung. So behandeln beispielsweise in Bayern Psychiater 75 Prozent der Krankheitsfälle, erhalten aber nur mehr als ein Drittel der Ausgabenanteile für die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Das geht vor allem zu Lasten von chronisch psychisch Kranken. Bereits jetzt ist die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung der Bevölkerung ernsthaft gefährdet. Darauf macht die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) anlässlich ihres heutigen 10. Hauptstadtsymposiums „Psychisch krank – warum? Die neuen Volkskrankheiten besser verstehen“ in Berlin aufmerksam. Experten erläutern an den Beispielen Depression, Demenz, Sucht und Psychose, wie psychische Erkrankungen entstehen und informieren über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten. Diese kostenfreie Veranstaltung findet im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2011 „Forschung für unsere Gesundheit“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) statt. „Sowohl die starke Verkürzung von Liegezeiten in den Kliniken, als auch die in manchen Flächenländern durch den Fachärztemangel verursachte schlechte Versorgung im ambulanten Bereich sowie die Fehlallokation von finanziellen Ressourcen sind Fragen, mit denen das Fach Psychiatrie und Psychotherapie sich derzeit intensiv beschäftigt“, sagt DGPPN-Präsident Professor Peter Falkai. Bei einem steigenden Bedarf mit gleichzeitig verknapptem Zugang zu psychiatrisch-psychotherapeutischen Leistungen sei es noch dringender, die Qualität therapeutischer Maßnahmen deutlich zu steigern, so Falkai weiter. Im Sinne der Qualitätssicherung im Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie entwickelt die DGPPN daher seit vielen Jahren praxisbezogene Leitlinien. Erstes Ziel einer Behandlungsleitlinie ist es, allen in der Krankenversorgung tätigen Personen Wissen zur Verfügung zu stellen, um psychische Erkrankungen und Störungen nach den gültigen Regeln in der Medizin diagnostizieren und behandeln zu können. Darüber hinaus entwickelt die DGPPN in einem aktuellen Forschungsprojekt für vier wichtige Krankheitsbilder – Schizophrenie, Demenz, Depression und Sucht – ein Set von Indikatoren, das der Qualitätssicherung und -fortentwicklung dienen und in verschiedenen Leistungssektoren Anwendung finden soll.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) vom 16.06.2011
http://www.dgppn.de