Caritas kritisiert Arbeitsmarktreform

01.06.2011 | Sozialpolitik | Nachrichten

Kabinettsentwurf zur Arbeitsmarktreform geht an Realität vorbei

Massiv kritisieren der Deutsche Caritasverband (DCV) und die katholische Bundesarbeitsgemeinschaft Integration durch Arbeit (BAG IDA) den Kabinettsentwurf der Bundesregierung zur Verbesserung der Eingliederungschancen auf dem Arbeitsmarkt.
„Die vorgesehenen Änderungen im Bereich der öffentlich geförderten Beschäftigung gehen an der Realität vorbei“,
kritisiert Caritas-Generalsekretär Georg Cremer.  Menschen, die seit Jahren arbeitslos seien, unter starken gesundheitlichen Einschränkungen oder psychischen Erkrankungen litten, hätten ohne intensive Förderung nahezu keine Chance, einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden.
„Nur mit einer aktiven Arbeitsmarktpolitik erhalten diese Menschen wieder eine Perspektive.“
Cremer warnt davor, im Bereich der Ein-Euro-Jobs und der so genannten JobPerspektive Einschränkungen in der Weise vorzunehmen, wie von der Regierung geplant. Die Gesetzesvorlage wird dazu führen, dass nur noch arbeitsmarktferne Tätigkeiten gefördert werden können.
„In realitätsfernen Scheinwelten und ohne sozialpädagogische Begleitung ist es nicht möglich, Menschen, die lange arbeitslos waren, für den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen“,
so Cremer. Hans-Jürgen Marcus, Vorsitzender der BAG IDA, befürchtet eine weitgehende Abschaffung der öffentlich geförderten Beschäftigung mit gravierenden Folgen für die betroffenen Menschen.
„Langzeitarbeitslose Menschen und ihre Familien bleiben dann sich selbst überlassen und haben keine Perspektive mehr. Auch arbeitsmarktferne junge Menschen erhalten keine zweite Chance.“
Gerade für Menschen, die lange arbeitslos seien, seien soziale Kontakte und eine klare Tagesstruktur durch eine Fördermaßnahme wichtige Hilfen zum Wiedereinstieg in Arbeit. Cremer und Marcus betonen, dass die Entscheidungen über öffentlich geförderte Beschäftigung nicht an praxisfernen Kriterien festgemacht, sondern vor Ort getroffen werden müssen.
„Die Bundesregierung will mit dem Gesetz erreichen, dass passgenaue Förderung vor Ort möglich wird. Dafür brauchen die Jobcenter jedoch mehr Gestaltungsspielraum und Freiheit in ihren Entscheidungen anstatt immer enger werdende Vorgaben.“
Die Aktion „Bin langzeitarbeitslos – will arbeiten“ startet heute bundesweit in rund 30 Beschäftigungsbetrieben der BAG IDA in der Zeit von 11 bis 12 Uhr. Zu Gesprächen über ihre Situation haben langzeitarbeitslose Menschen Bundestagsabgeordnete, Kommunalpolitiker und Medienvertreter eingeladen. Eine Übersicht über die Standorte der Aktion, weitere Informationen zum Thema und einen Film über die Erfahrungen eines langzeitarbeitslosen jungen Mannes finden Sie unter http://www.caritas.de/langzeitarbeitslos.

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Caritasverbandes e.V. vom  01.06.2011
http://www.caritas.de