Expertise „Zur Lage und Zukunft der Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg“

Prof. Dr. Thomas Rauschenbach (Direktor des Deutschen Jugendinstituts), hat heute (19.7.) in Stuttgart im Beisein von Staatssekretär für Arbeit- und Sozialordnung Dieter Hillebrand, Staatssekretär für Kultus Jugend und Sport Georg Wacker sowie Staatssekretärin für Ländlichen Raum Friedlinde Gurr-Hirsch den im baden-württembergischen „Bündnis für die Jugend“ zusammengeschlossenen Verbänden und weiteren Gästen die von ihm erstellte Expertise „Zur Lage und Zukunft der Kinder und Jugendarbeit in Baden-Württemberg“ im Rahmen eines Fachgesprächs vorgestellt. Diese Expertise war im Herbst 2008 von der ehemaligen Staatsrätin für Demographischen Wandel und Senioren Prof. Dr. Claudia Hübner in Auftrag gegeben worden.

Die Lage und Zukunft der Kinder- und Jugendarbeit wurde zuvor noch von keinem anderen Bundesland in dieser Weise wissenschaftlich dokumentiert. Nach den Ergebnissen der Expertise ist für den Zeitraum 2008 bis 2020 in Baden-Württemberg von einem Rückgang der Altersgruppen in Höhe von 13% für die 6- bis unter 27-Jährigen bzw. 17% für die 12- bis unter 22-Jährigen auszugehen.

Staatssekretär Hillebrand hob hervor, dass die mit dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse von großem Wert für die Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg seien. Gegenstand der Expertise sind eine Beschreibung der derzeitigen Lage der Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg und insbesondere die Darstellung darüber, welche gesellschaftlichen Herausforderungen sich für die Kinder- und Jugendarbeit mit Blick auf die Zukunft stellen werden und welche Perspektiven sich abzeichnen. „So wie auch die Deutsche Fußballnationalmannschaft von 1954, '74 und '90 nicht mehr vergleichbar ist mit der von 2010, weil auch die Gesellschaft eine andere geworden ist, wird auch die Jugendarbeit in den Verbänden sich neu ausrichten müssen um erfolgreich im Spiel zu bleiben. Die gesellschaftliche Bedeutung und Reichweite der Kinder- und Jugendarbeit muss künftig daher noch breiter werden. Besonders wünschenswert und notwendig ist ihre Öffnung für junge Menschen mit Migrationshintergrund oder bildungsferne bzw. sozial benachteiligte Jugendliche“, so Hillebrand.

Staatssekretärin Gurr-Hirsch betonte, dass der demographische Wandel auch die Jugendarbeit im Ländlichen Raum vor neue Herausforderungen stellen werde. „Junge Menschen sehen nur dann im Ländlichen Raum eine Perspektive, wenn es uns gemeinsam gelingt, gleichwertige Bildungschancen zu bieten und ein attraktives Ausbildungs- und Arbeitsplatzangebot zu sichern“, so Gurr-Hirsch. Staatsekretär Wacker wies darauf hin, dass das Zusammenwachsen und die stärkere Vernetzung von Schule, Nachmittagsbetreuung und außerschulischer Jugendbildung inzwischen eine gesellschaftliche Forderung geworden sei. Daher ist es auch eine Frage an die Kinder- und Jugendarbeit, wie sie sich angesichts der besonderen Bedeutung und der Entwicklung der Ganztagsschulen künftig als Partner der Schulen einbringt. Zum Beispiel zeigt das mittlerweile an über 1.000 Schulen umgesetzte Jugendbegleiter-Programm, dass es vielfältige Möglichkeiten zur Kooperation von Schulen und Partnern gibt“, sagte Wacker. Er betonte, dass die Ergebnisse der Expertise auch in den Prozess des Gesamtbildungskonzeptes aus dem Bündnis für die Jugend einbezogen werden sollen, das unter der Federführung des Kultusministeriums entwickelt wird.

Gemeinsam begrüßten es Staatssekretär Hillebrand, Staatssekretär Wacker und Staatssekretärin Gurr-Hirsch für die im Bündnis für die Jugend maßgeblichen Ressorts, dass Wissenschaft und Praxis an diesem Tag miteinander ins Gespräch kommen würden, um Visionen für die Jugendarbeit der Zukunft für Baden-Württemberg zu entwickeln. Sie betonten, dass die Expertise nach dem heutigen Fachgespräch in einem dialogorientierten Verfahren mit den Partnern aus dem Bündnis für die Jugend ausführlich geprüft werde. Dabei seien beide Seiten aufgerufen, Jugendverbände und Land, sich den zukunftweisenden Betrachtungen von Prof. Dr. Rauschenbach zur künftigen Kinder- und Jugendarbeit zu stellen.

Unter www.sozialministerium-bw.de/fm7/1442/Expertise_Jugendarbeit_2010.pdf (PDF-Datei, 2,7 MB) ist die Expertise auf der Homepage des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren veröffentlicht. Druckexemplare können bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg zum Selbstkostenpreis erworben werden.

Hintergrund

Die Vereinbarung für ein Bündnis für die Jugend wurde am 26. Juli 2007 zwischen dem Land Baden-Württemberg und den fünf Verbänden der Jugendarbeit und - bildung, der Baden-Württembergischen Sportjugend (BWSJ), der Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung Baden-Württemberg (LAGO), dem Landesjugendring Baden-Württemberg (LJR), der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Baden-Württemberg (LKJ) und der Arbeitsgemeinschaft der Landjugendverbände in Baden-Württemberg (AGL) mit einer Laufzeit bis zum 31.12.2011 geschlossen.

Oberstes Ziel der verbandlichen, offenen und kulturellen Kinder- und Jugendarbeit im Land ist es, junge Menschen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu erziehen. Ausgehend von ihren eigenen Interessen werden sie zu Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung befähigt und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung sowie zu sozialem und kulturellem Engagement angeregt. Neben der außerschulischen Jugendbildung stehen die Kinder- und Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit, die arbeitswelt-, schul-, und familienbezogene Kinder- und Jugendarbeit, die internationale Kinder- und Jugendarbeit, die Landjugendarbeit, die Kinder und Jugenderholung sowie die Jugendberatung im Mittelpunkt der Arbeit der Träger der Kinder- und Jugendarbeit.

Im Bündnis für die Jugend bekennt sich das Land zur verbandlichen, offenen und kulturellen Kinder- und Jugendarbeit, die im Sinne des SGB VIII und des Jugendbildungsgesetztes einen wichtigen und maßgeblichen Anteil zur Förderung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen leistet. Die Bündnispartner tragen gemeinsam dafür Sorge, dass Kinder und Jugendliche gute Bedingungen für ein Aufwachsen in Baden-Württemberg vorfinden, auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Diesem Gedanken folgte der Auftrag für die nun vorgelegte Expertise.


Quelle: Pressemitteilung des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren Baden-Württemberg vom 19.07.2010
http://www.sozialministerium-bw.de