Zu wenig Mitbestimmung, keine Chancengerechtigkeit, zu viel Druck – aber sonst geht’s uns gut!

Erster Kinder- und Jugendreport zur UN-Berichterstattung über die Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland

Vielen Kindern und Jugendlichen geht es ihren eigenen Angaben nach gut. Aus ihrer Perspektive werden ihre Rechte im Großen und Ganzen gewahrt. Doch sie sehen auch erhebliches Verbesserungspotenzial. Im ersten Kinder- und Jugendreport zur UN-Berichterstattung bemängeln Kinder und Jugendliche, dass sie zu wenig gehört und dass zu viele Entscheidungen, die unmittelbaren Einfluss auf sie haben, ohne sie getroffen werden. In ihrem Wohnumfeld haben sie häufig den Eindruck, dass Kinder- und Jugendinteressen an letzter Stelle oder gar nicht berücksichtigt werden. Sie prangern die ungleichen Bildungs- und Teilhabechancen an. Und trotz eines seit zehn Jahren gesetzlich verankerten Rechts auf gewaltfreie Erziehung gibt ein Fünftel der Kinder an, dass dieses Recht in ihren Familien „manchmal“ oder „oft“ verletzt wird. Der Report offenbart weiter, wie massiv junge Menschen unter zunehmendem Stress durch die Schule leiden. „Freizeit? Durch Schule und Hausaufgaben wird mein ganzer Tag bestimmt!“ Kinder und Jugendliche sind aus ihrer Sicht außerdem noch zu ungeschützt dem Passivrauchen ausgesetzt. Kinder und Jugendliche haben den Kinderrechten in Deutschland ein Zeugnis ausgestellt. Der erste Kinder- und Jugendreport wird dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das dieses Projekt der AGJ gefördert hat, sowie der National Coalition für die Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland überreicht, dem Zusammenschluss von über hundert Nichtregierungsorganisationen, die die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland kritisch begleiten. „Der Report gibt wichtige Anstöße für die deutsche Kinder- und Jugendpolitik. Nun kommt es darauf an, dass die Expertise der jungen Menschen ernstgenommen wird und konkrete Verbesserungen erfolgen,“ so Peter Klausch, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ, die die Erstellung des Reports initiiert und durchgeführt hat. „Besonders wichtig war uns, die Vielfalt der Lebenslagen junger Menschen, die in Deutschland leben, zu beschreiben und sie in ihrer Breite darzustellen“. Über 3.500 junge Menschen zwischen 5 und 18 Jahren beteiligten sich über Fragebögen, Arbeitstreffen und Projekte an der Erstellung dieses ersten Kinder- und Jugendreports zur UN-Berichterstattung. Der Report wird dem UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes in Genf vorgelegt und soll Teil der Berichterstattung über die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention sein. Sie wurde 1989 verabschiedet und 1992 von der Bundesrepublik ratifiziert. Als einer von drei Berichten neben dem Staatenbericht der Bundesregierung, der am 21. April diesen Jahres vom Bundeskabinett beschlossen wurde und dem ergänzenden Bericht der National Coalition, der im Herbst diesen Jahres fällig wird, gibt er Aufschluss über die Kinderrechtslage in Deutschland. Er fließt in die Bewertung durch den UN-Ausschuss ein, der entsprechende Empfehlungen an die Bundesregierung aussprechen kann.


Quelle: Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ vom 20.05.2010