Vourteilsfreie Bildung und Erziehung im Kindergarten

Die Aufgabe, ein interkulturelles Lern- und Lebensumfeld für die fast überall vorhandenen multikulturellen Gruppen zu schaffen, erfordert kompetentes sich weiterbildendes Personal, einen angemessenen Betreuungsschlüssel für die Kindergruppen, Zeit für die Entwicklung und praktische Umsetzung der Prinzipien und die Bereitschaft, sich auf den Prozess des Umdenkens für einen „Kindergarten ohne Rassismus“ einzulassen.“


von Donja Amirpur und Mercedes Pascual Iglesias Im Februar 2007 startete das dreijährige Projekt „Vielfalt gestalten – Integration im Kindergarten“ von AktionCourage e.V. - SOS Rassismus. Schon seit Anfang 2000 befassten sich der Vorstand sowie die pädagogischen und sozialwissenschaftlichen MitarbeiterInnen des Vereins mit der Idee, mit interkultureller Arbeit bereits im elementaren Bildungsbereich zu beginnen. Im Kindergarten werden die Grundsteine für die Integration von Kindern im deutschen Bildungssystem gelegt. Ob sie zu Stolpersteinen werden oder ein Fundament bilden, ist relevant für die Zukunft der Kinder in einer multikulturellen Gesellschaft. Unter Bildungsbenachteiligung verstehen wir, dass schon Kinder zu spüren bekommen, dass ihre Sprache, ihre Religion, ihre
Familienkulturen und Gewohnheiten im Kindergarten keinen Raum haben. Krasse Formen der Ausgrenzung werden zwar seltener, aber auch heute noch gibt es Einrichtungen, die beispielsweise Kindern und ErzieherInnen verbieten, in ihrer nichtdeutschen Familiensprache zu sprechen, ErzieherInnen, die sich über die ausländischen Namen der ihnen anvertrauten Kinder lustig machen und Kinder, die von anderen Kindern gesagt bekommen, dass sie nicht mitspielen dürfen, weil sie schwarz sind, oder dick oder ein Mädchen… Ziel unseres Projektes war, die alltägliche Benachteiligung im Kindergarten wahrnehmbar zu machen und Strategien dagegen zu entwickeln. Dafür haben wir interkulturelle vorurteilsbewusste Pädagogik mit einer für Eltern und ErzieherInnen ansprechenden Öffentlichkeitsarbeit kombiniert... ...Die konzeptionelle Verankerung vorurteilsbewusster Erziehung erfordert ein Umdenken. Sie verändert die Wahrnehmung der kulturellen, religiösen und sprachlichen Vielfalt. Dann kann der Kindergarten ein Ort sein, an dem die verschiedenen Kinder Gemeinsamkeiten entdecken und eine Verbundenheit entwickeln, um in einer multikulturellen Einwanderungsgesellschaft miteinander zu leben und sie aktiv mitzugestalten. Kinder bringen ihre Familiensprache, ihre Religion und ihre kulturell geprägten Lebensweisen mit in den Kindergarten. Als familienergänzende Bildungs- und Erziehungseinrichtung soll der Kindergarten diese Ressourcen in den Alltag der Kinder einbeziehen und nutzen. Interkulturelle Konzepte haben dafür Kriterien entwickelt, die folgende Einzelaspekte umfassen:
  • Individualität – Gleichwertigkeit: „Jeder Mensch ist etwas Besonderes!
  • Positive Identität: „Ich bin okay, so wie ich bin!“
  • Wertschätzung: „Was ich mitbringe, ist wichtig!“
  • Repräsentanz: „Bei uns findet jeder ein Stück von zu Hause!“
  • Die heimlichen Botschaften erkennen: „Was andere verletzt, ist nicht harmlos!“
  • Den Blickwinkel ändern: „Meine Sicht ist nur eine von vielen!“
  • Gemeinsamkeiten entdecken: „Wenn wir zusammen spielen und lernen, finden wir vieles, was uns verbindet!“
  • Solidarität fördern: „Wir halten zusammen und können uns wehren!“
Anzustreben ist eine Erziehungspartnerschaft zwischen ErzieherInnen und Eltern. Eine Partnerschaft, die Eltern stärkt, aber auch fordert.


Weitere Informationen:

Den vollständigen Newletter können Sie unter folgendem Link aufrufen:
http://aktioncourage.de/media/raw/Winter0910.pdf

Homepage:

http://aktioncourage.de
(Newsletter-Archiv "Kindergarten für alle")

Quelle: “kindergarten für alle”,Newsletter des Projektes “Vielfalt gestalten”, Ausgabe Winter 09/10. Redaktion: Mercedes Pascual Iglesias
(V.i.S.d.P.), mercedes@pascual-online.de, URL: http://aktioncourage.de