Prüfbericht der Bundesregierung beschönigt Situation Älterer

„Der Prüfbericht der Bundesregierung zur Rente mit 67 redet die Lage Älterer schön“, erklärte der Präsident des Sozial- und Wohlfahrtsverbandes Volkssolidarität, Prof. Gunnar Winkler.

„Der Prüfbericht der Bundesregierung zur Rente mit 67 redet die Lage Älterer schön“, erklärte der Präsident des Sozial- und Wohlfahrtsverbandes Volkssolidarität, Prof. Gunnar Winkler, am Freitag zu dem bekannt gewordenen Entwurf der Bundesregierung zur Überprüfung der ab 2012 vorgesehenen Anhebung der Altersgrenzen entsprechend § 154 Sozialgesetzbuch VI. „Niemand bezweifelt, dass es in den letzten Jahren Fortschritte gibt. Tatsache ist aber, dass aktuell nur eine kleine Minderheit von weniger als 10 Prozent der 65-Jährigen aus einer versicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung heraus die Rente erreicht. Ein viel zu großer Teil der Älteren schafft es also nicht einmal bis 65 und muss daher lebenslang Rentenabschläge in Kauf nehmen. Hier sind zu wenig positive Perspektiven für Ältere greifbar. Wer unter diesen Bedingungen die Anhebung der Altersgrenzen auf 67 Jahre in Gang setzt, riskiert für einen großen Teil der Älteren Einbußen bei den Alterseinkommen und letztlich auch mehr Altersarmut.“ Eine erste Auswertung des Prüfberichts der Bundesregierung weise auf Defizite bei der Wahrnehmung sozial schwieriger Lebenslagen älterer Menschen hin, betonte der Verbandspräsident. Das gelte für die Arbeitsmarktlage Älterer, aber auch für Gesundheitsförderung und Weiterbildung in Unternehmen. Insbesondere ältere Arbeitslose seien durch die Rente mit 67 armutsgefährdet. "Mit der Rente mit 67 droht vielen älteren Arbeitslosen die Gefahr, noch auf Arbeitslosengeld II angewiesen zu sein. Mit 8,4 Prozent war die Arbeitslosenrate bei den 55- bis unter 65-Jährigen im Oktober 2010 deutlich über dem Durchschnitt. In Ostdeutschland war zur gleichen Zeit fast jeder dritte Arbeitslose über 50. Für die meisten bestehen kaum Aussichten, in den ersten Arbeitsmarkt zurückzukehren. Akzeptable Angebote im zweiten Arbeitsmarkt hat der Bund in den letzten Jahren weitgehend ausgedünnt. Zu oft werden Ältere mit Billig-Jobs und Hartz IV abgespeist." Die Volkssolidarität halte es vor diesem Hintergrund nicht für akzeptabel, die Anhebung der Altersgrenzen bereits ab 2012 auf den Weg zu bringen, so Winkler. "Wir unterstützen den Vorschlag des DGB, jetzt ein Moratorium bis zum Jahre 2016 zu vereinbaren. Die Zeit bis dahin muss genutzt werden, um deutlichere Fortschritte in der Beschäftigungslage Älterer zu sichern, Gesundheitsförderung auch in kleinen und mittleren Unternehmen besser zu verankern und für altersgerechte Arbeitsbedingungen in den Betrieben zu sorgen. Gleichzeitig brauchen wir wirksame Maßnahmen, um künftige Altersarmut zu verhindern."

Quelle: Pressemitteilung des Volkssolidarität Bundesverbandes e.V. vom 12.11.2010
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