„Pflegernotstand und Vernachlässigung von Demenzkranken sind die Hauptprobleme"

02.12.2010 | Altenhilfe | Nachrichten

Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung zum Pflegereport 2010 - Studie des Zentrums für Sozialpolitik: Patientenschutzorganisation fordert als Konsequenz politisches Handeln

Berlin. „Wir reden immer über einen Ärztemangel. Wir haben aber einen Pflegermangel", sagt der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, anlässlich der Vorstellung des „Pflegereports 2010" in Berlin. Der vom Zentrum für Sozialpolitik in der Universität Bremen verfassten Studie zufolge wird es in Deutschland bis zum Jahr 2030 rund 50 Prozent mehr Pflegebedürftige geben.
„Darauf ist Deutschland nicht vorbereitet", sagt Eugen Brysch. „Wie `Stuttgart 21´ brauchen wir auch eine Demonstration `Pflege 21´." „Die Politik muss den Leuten endlich die Wahrheit sagen: Es wird mehr Leistungsempfänger geben und sie werden mehr Betreuung benötigen. Deshalb muss man auch mehr Geld als bisher in die Pflege stecken. Waschen, windeln, füttern - das reicht nicht", sagt Eugen Brysch. Die anfallenden Kosten könnten aber an anderer Stelle gespart werden, ist der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung überzeugt. „Man muss Kranken- und Pflegeversicherung zusammenführen, das würde Verwaltungskosten sparen. Und auch eine bessere Pflege würde Kosten senken: Denn bisher müssen viel zu viele Pflegeheimbewohner viel zu oft ins Krankenhaus, weil sie im Heim nicht richtig versorgt wurden. Und wie immer gilt: Der Drehtürpatient ist ein teurer Patient." Die Wissenschaftler gehen in der am 30.11.2010 von der Barmer GEK vorgestellten Studie davon aus, dass es in Zukunft deutlich mehr Demenzkranke geben wird. „Pflege im Minutentakt, so wie bisher - dieses System funktioniert jetzt schon nicht - dann wird es aber kollabieren", so Brysch. "Demenziell Erkrankte laufen mitunter weg, oder sie bringen sich selbst in Gefahr. Oft haben sie auch Angst. Dann muss man sie beruhigen. Der Traum der Politik, das alles mit Ehrenamtlichen zu leisten, ist ausgeträumt."

Hintergrund

Die gemeinnützige und unabhängige Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ist die Sprecherin der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55.000 Mitgliedern und Förderern und unterhält das bundesweit einzigartige Hospiz- und Patientenschutztelefon sowie die Schiedsstelle Patientenverfügung.

Quelle: Pressemitteilung der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung vom 30.11.2010
http://www.hospize.de