Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) setzt seit 2001 auf Jugendprojekte gegen Rassismus und Demokratieferne

In diesem Jahr 50.000 Euro für zwölf Projekte

Münster/Westfalen (lwl). "Extremismus ist keine Randerscheinung", hieß es am Montag, 12. Juli, im Landesjugendhilfeausschuss beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Der LWL steuert hier bewusst gegen. Bei Jugendlichen das Interesse an Demokratie zu stärken, mit Kommunalpolitikern ins Gespräch kommen und aktiv Mitgestaltungsmöglichkeiten zu entdecken, ist das Ziel eines Programms des LWL-Landesjugendamtes Westfalen. In diesem Jahr fördert der LWL wieder zwölf Jugendprojekte, die für ein demokratisches Miteinander eintreten. Der LWL fördert in diesem Jahr Projekte von kommunalen und freien Trägern in Paderborn, Münster, Siegen, Gelsenkirchen, Dorsten, Gladbeck (beide Kreis Recklinghausen), Hille (Kreis Minden-Lübbecke), Sundern (Hochsauerlandkreis), Soest, Ahlen (Kreis Warendorf), Rheine (Kreis Steinfurt) und im Märkischen Kreis. Die meisten Projekte legen den Schwerpunkt auf den unmittelbaren Kontakt zwischen Lokalpolitik und Jugendlichen und auf Mitwirkungsmöglichkeiten. In Gelsenkirchen setzen sich Jugendliche für ihr Jugendzentrum ein, in Hille bauen sie ein Kinder- und Jugendparlament auf. Ein Projekt in Münster versucht, Jugendliche mit Behinderung besser zu integrieren, in Dorsten erarbeiten Jugendliche gemeinsam mit Kommunalpolitikern ein Jugendportal in Soest eine Internetseite, die Kindern und Jugendlichen erklärt, wie Kommunalpolitik funktioniert. "Gespräche und Aktionen helfen, die Distanz zwischen Kindern und Jugendlichen einerseits und Politikern andererseits abzubauen und Demokratie erlebbar zu machen", so LWL-Jugenddezernent Hans Meyer. Die Projekte greifen die Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen mit Ausgrenzung, Vorurteilen, Gewalt und Rassismus auf. Gemeinsam gehen die Projektbeteiligten die Konflikte der Kinder und Jugendlichen und ihre Ursachen an. "Erwachsene aus der Politik und dem sozialen Umfeld setzen dabei auch Grenzen und verdeutlichen, welches Handeln sie nicht akzeptieren. Alternativen zu extremistischen Orientierungen kennen zu lernen und zu erfahren, dass Politik die eigenen Probleme und Situationen ernst nimmt, stellt Weichen für ein demokratisches Miteinander", hieß es im Ausschuss.

Hintergrund

Die LWL-Landesjugendamt organisiert seit 2001 das Förderprogramm "Jugendarbeit und Kommunalpolitik antworten auf Vorurteile, Rassismus und Demokratieabstinenz" und stellt jährlich 50.000 Euro dafür zur Verfügung. Dabei beraten und verbinden die LWL-Jugendexperten die geförderten Projekte und bereiten sie für die Praxis auf. Seit der Einführung des Programms 2001 hat der LWL bereits 102 Projekte gefördert. Erfahrungen aus den Projekten der vergangenen Jahre:
  • Kommunalpolitiker haben großes Interesse am LWL-Programm und die Bereitschaft, sich in den Projekten vor Ort als Vorbilder für Demokratie einzubringen.
  • Jugendgruppen, die in der Öffentlichkeit auf wenig Akzeptanz stoßen, konnten die Erfahrung machen, von Politik ernst genommen und angehört zu werden.
  • Jugendliche erfahren in den Projekten häufig erstmals, was demokratisch-politisches Handeln bedeutet, welche Gestaltungsmöglichkeiten und Grenzen es beinhaltet,
  • Einige Projekte wirkten als Anstoß für die längerfristige Installation von Beteiligungsinstrumenten, z.B. die Einführung von Jugendforen im Kreis Steinfurt; dauerhafte Verankerung der Beteiligung in der Gemeinde Ostbevern (Kreis Warendorf).
Greifbare Ergebnisse: z.B. konnten in Gelsenkirchen bei gemeinsamen "Streifzügen" von Kommunalpolitikern und Kindern in ihrem Lebensumfeld festgestellte Missstände beseitigt werden. In Selm (Kreis Unna) wurde aufgrund des Projektes "Jugendliche packen's an" von 2004 eine teilweise selbstgebaute Aufenthaltsmöglichkeit für Jugendliche ("Pavillon") realisiert. Andere Projekte haben Radiosendungen, einen Trickfilm und weitere Dokumentationen erarbeitet, die den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen öffentliche Anerkennung verschafft haben.

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 19 Krankenhäuser, 17 Museen und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, den ein Parlament mit 101 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert.

Quelle: Pressemitteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vom 13.07.2010
http://www.lwl.org