"Kinder brauchen beides: Mehr Geld und bessere Förderangebote"

15.09.2010 | Sozialpolitik | Nachrichten

Der AWO Bundesverband fordert die Bundesregierung auf, endliche eine transparente Neuberechnung der Regelsätze für Kinder vorzulegen, die das Bundesverfassungsgericht bis Ende des Jahres angemahnt hat.

"Wir brauchen jetzt eine nachvollziehbare Datengrundlage und keine Debatten über Chipkartenmodelle", fordert der Bundesvorsitzende der AWO, Wolfgang Stadler. Es mache keinen Sinn, den besseren Zugang etwa zu Nachhilfe, Sportvereinen und Kultur gegen eine deutliche Erhöhung der Regelsätze auszuspielen. "Kinder brauchen beides - mehr Geld und bessere Förderangebote", betont Stadler. Empört ist die AWO über Unterstellungen, dass arme Familien an ihren Kindern sparten und ihnen aus Eigennutz Möglichkeiten vorenthielten. "Eltern im Hartz IV-Bezug stehen ganz überwiegend voll hinter ihren Kindern und versuchen, ihnen das Beste zu geben!" Im übrigen brauche es kein Chipkarten-Modell für die Zuweisung von Förderangeboten, da diese auch individuell über Sachleistungen oder über die Jugendämter zur Verfügung gestellt werden könnten. Am Wichtigsten sei es, den Familien kontinuierlich attraktive Angebot für Bildung und Förderung anzubieten - gelungene Beispiele dafür sind etwa der Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder unter 3 Jahren und die Förderung guter Ganztagsschulen. Tatsächlich gibt es eine Menge mehr zu tun, um die Chancengerechtigkeit gerade auch für benachteiligte Kinder zu fördern. "Es ist ein gesellschaftspolitischer Skandal, dass im letzten Jahr 65 000 Schüler die allgemein bildende Schule ohne einen Abschluss verlassen und 60.000 junge Menschen keinen Ausbildungsplatz gefunden haben", kritisiert Stadler, "Hier wird ein Hartz IV Bezug regelrecht vorprogrammiert!" Stadler fordert die Bundesregierung, die Länder und die Arbeitgeber auf, diese "Grundübel" engagiert anzugehen - und beispielsweise Schulabbrüche wirksam zu verhindern und jeden Jugendlichen für geeigneten Ausbildungsplatz vorzubereiten. Vieles, was derzeit unter dem Titel "Chipkartenmodell" diskutiert werde, sei letztendlich eine Ablenkung von grundlegenden strukturellen Mängeln unseres Bildungssystems. "Klar ist, die Umsetzung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts gibt es nicht zum Nulltarif", betont der AWO Bundesverband. "Es gibt einen klaren Auftrag, dass die Bildungsbedürfnisse von Kindern zu ihrem Existenzminimum gehören und in die Leistungen zur Grundsicherung einfließen müssen."

Quelle: Pressemeldung des AWO Bundesverbandes e.V. vom 14.09.2010
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