GEW: „Alle Kinder und Jugendlichen sollen gemeinsam lernen!“

Inklusions-Kongress der Bildungsgewerkschaft

Hamburg – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) macht sich für das Recht aller Kinder und Jugendlichen auf gemeinsames Lernen stark. „Ob alle Mädchen und Jungen eine Klasse oder Gruppe besuchen können, darf nicht von der Kassenlage der öffentlichen Hand abhängig sein. Die Bildungseinrichtungen müssen materiell und personell so ausgestattet werden, dass ein gemeinsames Lernen möglich ist“, verlangte GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne zum Auftakt des „Inklusionskongresses“ der Bildungsgewerkschaft am Freitag in Hamburg während einer Pressekonferenz. „Inklusion ist dabei mehr als Integration. Damit Inklusion im Alltag klappt, müssen die Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen reformiert, zusätzliche Fort- und Weiterbildungsangebote gestartet sowie Unterstützungssysteme eingerichtet werden. Zudem müssen die Lern- und Arbeitsbedingungen aller Professionen in einer Einrichtung stimmen.“ Regelmäßige wissenschaftliche Gutachten sollten Auskunft über die Qualität des gemeinsamen Lernens geben und Wege zur Weiterentwicklung aufzeigen. 40 Prozent der GEW-Mitglieder glauben, dass ihre Landesregierung bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) lediglich „Begriffskosmetik“ betreibe. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Mitgliederbefragung, die Marianne Demmer, stellvertretende GEW-Vorsitzende und Leiterin des Vorstandsbereichs Schule, vorstellte: „Unsere Studie zeigt, dass die Pädagogen verunsichert sind und sich mehr Unterstützung ihrer Arbeit wünschen. Zusätzliches Personal, mehr Zeit, kleinere Klassen bzw. Gruppen, eine andere Gebäude-Architektur, stimmige Konzepte und gutes Lernmaterial sowie Fortbildung stehen ganz oben auf der Prioritätenliste für einen gelingenden Umgang mit der Vielfalt der Lernenden.“ Es gebe eine deutliche Mehrheit, die Inklusion in den Bildungseinrichtungen will. Weit über 50 Prozent der Befragten sei jedoch nicht darüber informiert, welche Maßnahmen Träger, Kultusministerium oder Land für die Inklusion der Kinder und Jugendlichen ergriffen haben. „Deshalb sind 80 Prozent der Lehrenden mit Blick auf eine erfolgreiche Umsetzung der BRK sehr bzw. eher skeptisch. Mit unserem Kongress wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass Inklusion zum Standard in den Bildungseinrichtungen der Bundesrepublik Deutschland werden kann“, betonte Demmer. Klaus Bullan, Vorsitzender der GEW Hamburg, warnte davor, das Recht auf Inklusion nicht konsequent genug durchzusetzen: „Die Erfahrungen in Hamburg zeigen, dass es mit der Aufnahme des Rechts auf den Besuch allgemeiner Schulen für alle Kinder in das Schulgesetz nicht getan ist. Die Etikettierung von Kindern mit Behinderungen, die Einführung separater sonderpädagogischer Zentren und die unzureichende Finanzierung der notwendigen sonderpädagogischen Förderung an den allgemeinen Schulen gefährden das Ziel von Integration und Inklusion.“

Quelle: Pressemitteilung der GEW vom 26.11.2010
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