Dramatischer Fachkräftemangel in den Pflegeberufen durch weitere Studien bestätigt

Berlin  – Neue Untersuchungen belegen eindrucksvoll, dass vor allem in den Pflegeberufen in den nächsten Jahren ein dramatischer Fachkräftemangel einsetzt. Bereits 2020 werden in Deutschland allein in den Krankenhäusern nach Vollzeitstellen berechnet fast 140.000 Pflegekräfte fehlen. Bis 2030 droht die Personallücke in der Gesundheitsversorgung sogar auf über 950.000 Fachkräfte anzuwachsen, wie aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zusammen mit dem Darmstädter WifOR-Institut, einer Ausgründung des Lehrstuhls von Prof. Bert Rürup, hervorgeht. Der Deutsche Pflegerat e.V., Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens (DPR), sieht sich in dem aufgezeigten Szenario bestätigt, weist er doch seit Jahren wiederholt auf diese bedrohliche Entwicklung für die Gesellschaft hin, auf die auch zahlreiche Gutachten und Experten seit langem aufmerksam machen. „Dramatische Versorgungsengpässe in der Patientenversorgung sowie eine zunehmende Arbeitsbelastung der
verbliebenen Fachkräfte sind vorprogrammiert“, so Andreas Westerfellhaus, Präsident des DPR in Berlin. „Fassungslosigkeit herrscht vor allem deswegen, weil es trotz aller Hinweise und Darstellungen der schon heute gelebten Praxis einer Unterversorgung mit qualifiziertem Pflegepersonal seitens der Politik bislang keine erkennbaren Schritte hin zu einer Lösung der Problematik gebe“, so Westerfellhaus weiter. „Man fragt sich mittlerweile, wie lange es sich die politisch verantwortlichen Mandatsträger eigentlich noch leisten können oder wollen, alle Warnungen und Hinweise zu ignorieren“, so Westerfellhaus. Dabei sei es dringend geboten, unverzüglich gemeinsam mit den betroffenen Berufsgruppen über geeignete Lösungsansätze und deren Umsetzung zu beraten. Nur auf eine Strategie zu setzen, Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben, werde sich als fataler Irrweg erweisen. Ausländische Fachkräfte fänden innerhalb der EU und weltweit wesentlich bessere Arbeitsbedingungen als in Deutschland vor. „Gerade aus diesem Grund suchen zunehmend hoch qualifizierte Pflegekräfte aus Deutschland ihr zukünftiges berufliches Tätigkeitsfeld in anderen Staaten“, so der Präsident des DPR. Der DPR fordert daher, dass sich umgehend eine von Politik und Experten der Pflegeberufe besetzte Kommission der Herausforderungen annimmt, um diesen Entwicklungen entgegentreten zu können. Andernfalls seien dramatische Versorgungsengpässe für die Menschen in unserer Gesellschaft unausweichlich.
„Es gilt, die Attraktivität der Pflegeberufe immens zu steigern – durch eine attraktive Ausbildung, durch eine Verbesserung von Rahmenbedingungen zur Ausübung des Berufes sowie durch eine erhebliche tarifliche Aufwertung der beruflichen Tätigkeit in allen Sektoren – und zwar heute !“, betont der Präsident des DPR abschließend.

Der Deutsche Pflegerat e.V. (DPR) – Kurzporträt

Der Deutsche Pflegerat e.V. wurde 1998 gegründet, um die Positionen der Pflegeorganisationen einheitlich darzustellen und deren politische Arbeit zu koordinieren. Darüber hinaus fördert der Zusammenschluss aus 15 Verbänden die berufliche Selbstverwaltung. Seit 2003 handelt der Deutsche Pflegerat e.V. als eingetragener, gemeinnütziger Verein. Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,2 Millionen Beschäftigten der Pflege. Über die berufliche Interessenvertretung hinaus ist der Einsatz für eine nachhaltige, qualitätsorientierte Versorgung der Bevölkerung oberstes Anliegen des Deutschen Pflegerates.
Präsident Andreas Westerfellhaus Mitgliedsverbände
  • Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen e.V. (ADS)
  • AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG)
  • Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS)
  • Bundesverband Geriatrie e.V. (BV)
  • Verband Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Pflegepersonen e.V. (BALK)
  • Deutscher Hebammenverband e.V. (DHV)
  • Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD)
  • Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BFLK)
  • Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
  • Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF)
  • Deutscher Pflegeverband e.V. (DPV)
  • Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS)
  • Verband für Anthroposophische Pflege e.V. (VfAP)
  • Vereinigung der Hygienefachkräfte der Bundesrepublik Deutschland e.V. (VHD)
  • Verband der PflegedirektorInnen der Unikliniken e.V. (VPU)

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Pflegerates e.V. vom 21.10.2010
http://www.deutscher-pflegerat.de