15. Weltkongress von Inclusion International 2010

16.-19. Juni 2010, Berlin - Veranstaltung hat die UN-Behindertenrechtskonvention zum Thema

In Berlin begann gestern der Weltkongress für die Integration Behinderter unter dem Titel "Inklusion - Rechte werden Wirklichkeit" mit 2.500 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus 72 Nationen, sarunter Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Angehörigen, Entscheider aus Politik und Ministerien, Fachleute der Behindertenhilfe, Haupt- und Ehrenamtliche. "Ich finde, alle Kinder müssen in eine Schule gehen." Das sagte unter großem Beifall Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, als sie den 15. Weltkongress von Inclusion International in Berlin eröffnete. Nicht allein der Unterrichtsstoff sei wichtig, sondern auch das, "was die Kinder voneinander lernen". Im Auftrag der Bundesregierung lud sie alle zu einer Reise in Richtung INKLUSION ein: "Nur gemeinsam können wir das Ziel erreichen. Wir wollen nicht, dass sich Menschen mit Behinderung an andere anpassen sollen, sondern dass sie von Anfang an selbstverständlich dabei sind." Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach über eine Video-Leinwand zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Weltkongresses. Sie gratulierte der Organisation Inclusion International zum 50. Geburtstag und bezeichnete als schönstes Geburtstagsgeschenk das Kongress-Motto: Rechte werden Wirklichkeit". Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen sei ein großer Fortschritt, so Merkel. Deutschland gehöre zu den ersten Ländern, die das internationale Vertragswerk im Parlament verabschiedet haben. Die Bundesregierung wolle nun gemeinsam mit Verbänden wie der Lebenshilfe einen nationalen Aktionsplan entwickeln, wie die UN-Konvention mit Leben gefüllt werden könne. Zuvor wurden die Ehrengäste, darunter Ulla Schmidt, die frühere Bundesgesundheitsministerin, und Bundesbehindertenbeauftragter Hubert Hüppe, sowie alle 2500 Teilnehmer begrüßt von: Diane Richler (Kanada), Präsidentin von Inklusion International, Robert Antretter, Bundesvorsitzender der Lebenshilfe in Deutschland, und drei Selbstvertretern aus dem Präsidium von Inklusion International: Mia Farah (Libanon), Andrew Doyle (Schottland) und Bernd Frauendorf (Deutschland). Moderiert wurde die Eröffnung von Selbstvertreter Quincy Mwiya aus Sambia und Ingrid Körner, Präsidentin von Inclusion Europe (Deutschland). Mia Farah sagte: "Wir wissen, dass wir Fehler machen. Aber wir können von unseren Fehlern lernen." Sie möchte nicht, dass ihr Leben kontrolliert wird - genauso wie das Leben aller behinderter Menschen auf der ganzen Welt auch nicht von anderen bestimmt werden soll. Diane Richler: "Wir brauchen Lösungen, die unsere Welt besser machen - für alle Menschen." Sie erinnerte an Nelson Mandela und seinen friedlichen und erfolgreichen Weg gegen die Ausgrenzung der schwarzen Bevölkerung in Südafrika. "Zusammen haben auch wir die Macht, Rechte Wirklichkeit werden zu lassen", rief sie den Teilnehmern zu. Diane Richler freute sich über ein schriftliches Grußwort des UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon. Auf dem Kongress gibt es einen Stand, wo jeder eigene Botschaften an Ban Ki-moon hinterlassen kann. "Unser Auftrag als Lebenshilfe in Deutschland ist es, dem Vergessen keine Chance zu geben." Robert Antretter, Bundesvorsitzender der Lebenshilfe, sprach über das Thema "Aus der Geschichte lernen - von der Euthanasie zur UN-Konvention". Antretter fragte: "Müssen wir uns heute noch Sorgen machen? Müssen wir das Wächter-Amt weiter ausüben?" Seine Antwort lautet: Ja. Als Beispiele nannte er die Sterbehilfe-Diskussion oder die Prä-Implantations-Diagnostik (PID). Wenn hier im Reagenzglas behindertes Leben aussortiert werde, "lehnen wir das ab". Aus der Forschung könnten ethische Probleme entstehen. Die Lebenshilfe fordert daher für Deutschland ein Gesetz, dass die Forschung regelt und die Rechte von Menschen mit geistiger Behinderung berücksichtigt. Die UN-Behindertenrechtskonvention nannte der Lebenshilfe-Bundesvorsitzende eine Menschenrechtskonvention: "Behindertengerecht ist menschengerecht. Helfen Sie mit, diesen Geist in Ihre Heimatländer und in die ganze Welt zu tragen." Shuaib Chalklen, UN-Sonderberichterstatter über Behinderung in Südafrika, mahnte in seiner Rede: "Ich habe das Gefühl, dass die Stimme der Basis in Afrika schwächer wird. Das darf nicht passieren. Unsere Stimme muss stark sein!" Denn schließlich hätten nicht die Regierungen die UN-Konvention auf den Weg gebracht, "sondern die Menschen mit Behinderung, ihre Familien, in der Behindertenorganisationen vor Ort". Das Kongresstagebuch der Lebenshilfe sowie die Website http://www.inclusion2010.de informieren Sie über den weiteren Verlauf der Veranstaltung.

Quelle: http://www.lebenshilfe.de