Psychische Gesundheit: Positionspapier schlägt Alarm

23.06.2009 | Soziale Arbeit

Dramatische Zunahme psychischer Erkrankungen bei den Beschäftigten. Mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur und eine humane Gestaltung der Arbeitsbedingungen sind entscheidend für den Erhalt der psychischen Gesundheit.

Der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) und die IG Metall, ein Partner der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA), warnen in einer gemeinsamen Erklärung vor einer dramatischen Zunahme psychischer Erkrankungen der Beschäftigten. Eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur und die humane Gestaltung der Arbeitsbedingungen seien entscheidend für den Erhalt der psychischen Gesundheit.

Schon in den letzten Jahren hätten Erkrankungen wie Depressionen und Burnout erheblich zugenommen und die Ausmaße einer neuen "Volkskrankheit" angenommen, heißt es in dem Ende Mai vorgelegten Positionspapier. Quasi als Beleg hatte die Techniker Krankenkasse zuvor ihren Kundenkompass Stress vorgelegt. Dem zufolge arbeitet heute jeder dritte Berufstätige am Limit. Die Wirtschaftskrise verschärft nach Auffassung von VDBW und IG Metall die bereits bestehenden Belastungen in der Arbeit dramatisch. Sie fordern von den Betrieben umfangreiche Maßnahmen zur Verhütung psychischer Erkrankungen und zum Abbau von Stress.

Insbesondere betriebliche Frühwarnsysteme sollen zur Förderung psychischer Gesundheit der Beschäftigten beitragen. Betriebs- und Werksärzte könnten hier einen wichtigen Beitrag leisten. Die Zusammenarbeit mit den Betriebsräten wird als unerlässlich bezeichnet. In der gemeinsamen Erklärung steht: "Gerade in der aktuellen Situation muss an die Betriebe das Signal gehen, dass auch in Krisenzeiten die Gestaltung der Arbeitsbedingungen und die Prävention arbeitsbedingter Erkrankungen weiterhin eine hohe Priorität erfordern."

Hans-Jürgen Urban, zuständiges Vorstandsmitglied der IG Metall, betont: "Die Krise darf nicht dazu missbraucht werden, die Gesundheit der Beschäftigten aufs Spiel zu setzen. 'Arbeiten bis zum Umfallen' muss als Motto der Krisenbewältigung geächtet werden."

Laut VDBW-Präsident Wolfgang Panter komme es jetzt erst recht auf eine gute Unternehmenskultur mit fairem, transparentem Führungsstil und Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten an. "Dazu gehören eine Arbeitsorganisation, die Menschen weder unter- noch überfordert, humane Arbeitszeiten und eine verlässliche Vergütung", so Panter.


Quelle: Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA), aktuelle Mitteilung vom 19.06.2009