Kommunen investieren trotz Krise in Kinderbetreuung

16.02.2009 | Soziale Arbeit

Obwohl in vielen Kommunen die Gewerbesteuern wegbrechen, investieren die Städte in Baden-Württemberg so viel wie noch nie in die Kinderbetreuung.

Obwohl in vielen Kommunen die Gewerbesteuern wegbrechen, investieren die Städte in Baden-Württemberg so viel wie noch nie in die Kinderbetreuung. Vor allem für den Nachwuchs bis drei Jahren öffnen die Gemeinden ihre Kassen, um die im Kinder- Förderungsgesetz verlangte Quote von 34 Prozent zu erreichen. Sozialministerin Monika Stolz (CDU) sieht die Kleinkinderbetreuung in Baden-Württemberg daher auch auf einem guten Weg. «Wir haben stark aufgeholt», sagt sie. Ende des Jahres werde es für 14,5 Prozent der Kinder einen Betreuungsplatz geben.

Die Federführung beim Ausbau von Kitaplätzen haben in Baden- Württemberg die Kommunen. Hier sieht es ganz unterschiedlich aus. Besonders ehrgeizig ist Tübingen. Die Universitätsstadt gibt die aktuelle Betreuungsquote bereits mit 42 Prozent an. «Wir haben damit jetzt schon mehr, als das Gesetz bis 2013 vorschreibt», sagt Stadtsprecherin Sabine Schmincke. Allerdings sind dabei alle Plätze ab zehn Stunden Betreuung pro Woche eingerechnet. Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer will bis Ende nächsten Jahres sogar eine Betreuungsquote von 45 Prozent erreichen.

Andere Städte liegen deutlich unter der Zielquote. In Stuttgart gibt es derzeit Angebote für ein knappes Viertel der Kinder. «Bis Ende des Jahres sollen es 32 Prozent sein», sagt die Stadtsprecherin Katrin Lebherz. Ähnlich sieht es in Ulm und Karlsruhe aus. Mannheim und Freiburg haben hingegen mit einer Versorgungsquote von nur 16 und 18 Prozent deutlich weniger Kita-Plätze. Diese Städte planen einen deutlichen Ausbau ihres Angebots.

Sie wollen das Ziel von 35 Prozent bis zum Jahr 2013 einhalten. In Karlsruhe hat der Gemeinderat einen Masterplan beschlossen und will bis zum Jahr 2015 eine Quote von 40 Prozent erreichen, sagt Esther Klumpp von der Sozial- und Jugendbehörde der Stadt. Die gleiche Quote wird in Freiburg und Konstanz angestrebt. Andere Städte wie Mannheim orientieren sich an der Quote von 35 Prozent. Allerdings geht Elga Müller, Abteilungsleiterin für Tagesbetreuung, davon aus, dass dies nicht reichen wird. «Durch den Rechtsanspruch wird die Nachfrage bei den Eltern steigen und eine höhere Quote erfordern.»

Und daher investieren die Kommunen kräftig. Mannheim etwa gibt nach Angaben von Müller 42 Millionen Euro für den Ausbau aus. In Karlsruhe spricht die Stadtverwaltung von 10,2 Millionen. Freiburg lässt sich eine bessere Betreuung sechs Millionen allein in diesem Jahr kosten. «Wir wollen eine Bildungskette für das Kind ohne Brüche», gibt Müller das Ziel vor.

Der Städtetag weist aber darauf hin, dass man dabei auf Hilfe aus Stuttgart setzt. «Es müssen bis 2013 landesweit zusätzlich noch 59 000 Plätze geschaffen werden», sagt der Verbandssprecher Manfred Stehle. «Es ist eine gemeinsame Aufgabe von Land und Kommunen.»

Sozialministerin Stolz verweist dabei auf die Einigung zwischen Land und Kommunen vom Dezember 2007. Damals hatten sich Land und Kommunen auf das Ziel von 35 Prozent geeinigt. «Wir lassen die Kommunen und die freien Träger nicht alleine», sagt sie. Das Land werde die Zuschüsse für den laufenden Betrieb bis 2014 auf 60 Millionen Euro verdoppeln.

Ein gutes Signal für die Rathäuser. Denn dort wird mit deutlich höheren Betriebskosten gerechnet, um die zusätzlichen Erzieher oder Tagesmütter zu finanzieren. In Ulm spricht Bildungs- Fachbereichsleiter Wolfgang Reck von drei Millionen Euro mehr. Stuttgart geht von einer Verdoppelung der Personalkosten im Betreuungsbereich aus. Pressesprecherin Katrin Lebherz sagt dazu: «Wir fördern die freien Träger mit 80 bis 90 Prozent, so dass die Kosten für die Eltern so gering wie möglich sind.» In Mannheim erstattet die Jugendhilfe sogar die Kita-Gebühren für einkommensschwache Eltern komplett, was sich die Stadt immerhin 3,7 Millionen Euro jährlich kosten lässt.


Quelle: Landesportal Baden-Württemberg