Gefangen im Netz - Wann wird spielen zur Sucht?

06.07.2009 | Soziale Arbeit

Extremsurfer sind in ihrer Freizeit mehr als zehn Stunden täglich online und unterwegs in virtuellen Welten. Betroffen sind hauptsächlich junge Männer.

Bericht zur Computerspielabhängigkeit im Kindes- und Jugendalter
Drogen- und Suchtbericht 2009

An die drei Prozent aller Internetnutzer sind abhängig, schätzt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing. Die Extremsurfer sind in ihrer Freizeit mehr als zehn Stunden täglich online und unterwegs in virtuellen Welten. Betroffen sind hauptsächlich junge Männer. Viele spielen gern am Computer. Aber wann beginnt die Sucht? Wenn die Internetaktivitäten dazu führen, dass Familie, Freunde, Schule oder Arbeit vernachlässigt werden, sagen die Experten.
 
Besorgniserregend ist, wenn die virtuelle Welt die Realität zunehmend ersetzt. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Surfer seine Aufgaben und Verpflichtungen im wirklichen Leben kaum mehr wahrnimmt.
 
Um ihre Sucht zu verbergen, ziehen sich die Betroffenen häufig zurück. Schon nach kurzer Zeit droht der Zusammenbruch des gesamten sozialen und beruflichen Umfelds.
Die Drogenbeauftragte fordert deshalb mehr Untersuchungen und bessere Therapiemöglichkeiten für Online-Süchtige. Ebenfalls erforderlich ist Prävention durch Aufklärung.
 

Computerspielsucht nimmt bei Jugendlichen zu

Drei Prozent der 15-jährigen Jungen, aber nur 0,3 Prozent der Mädchen sind computerspielabhängig. Hinzu kommen 4,7 Prozent der Jungen und 0,5 Prozent Mädchen, die gefährdet sind. Außerdem spielt jeder Siebte der 15-jährigen Jungen mehr als viereinhalb Stunden täglich am Computer. Unter den Mädchen ist es nur jede fünfundzwanzigste.
 
Das sind die Ergebnisse erster wissenschaftlicher Studien des Kriminologischen Forschungsinstituts in Niedersachsen im Auftrag des Bundesinnenministeriums. Die Studie geht auf eine repräsentative Untersuchung unter Leitung von Professor Christian Pfeiffer zurück.  
 
Pfeiffer unterstreicht darin nachdrücklich die Notwendigkeit zu handeln. "Wir dürfen uns nicht der Gefahr aussetzen, einen Teil der Jungen zu verlieren", warnt der Wissenschaftler. Schon jetzt sei die Zahl der Schulabbrecher unter Jungen wesentlich höher als bei Mädchen.
 
Der Kriminologie fordert vor allem mehr Aufklärung, höhere Schranken bei der Einstufung und Zulassung von Computerspielen und bessere alternative Angebote für Jugendliche. Vielerorts mangele es schlichtweg an sinnvollen und interessanten Beschäftigungsmöglichkeiten am Nachmittag.
 
Vermittlung von Medienkompetenz
Für viele Menschen ist das Medium Internet mit seinen vielfältigen Möglichkeiten zur Selbstverständlichkeit geworden. Beim Lernen und Arbeiten und auch in der Freizeit sind die Recherchen im Netz nicht mehr wegzudenken.
 
Insbesondere Eltern sollten sich aber dafür interessieren, was ihre Kinder am Computer so treiben. Weil der Nachwuchs digital häufig fitter ist als die Eltern, brauchen sie Unterstützung. Wichtig sei, dass Jugendliche, aber auch Eltern, Lehrer und Freunde medienpädagogische Hilfsangebote erhielten, betonte die Drogenbeauftragte auf ihrer Jahrestagung.


Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung,