Empowerment ist nicht nur ein Wort

26.03.2009 | Soziale Arbeit

BeB präsentiert Lösungsansätze zur Entwicklung der Eingliederungshilfe bei Parlamentarierabend in Berlin

 „Empowerment ist nicht nur ein Wort oder ein Modebegriff“, verdeutlichte der BeB-Vorsitzende Michael Conty das Anliegen des Bundesverbandes evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB) bei seinem diesjährigen Parlamentarierabend am 25. März 2009 in Berlin, „sondern ein Mittel für eine selbstbestimmte, achtsame und gemeinsame Entwicklung von Menschen mit Unterstützungsbedarf, ihren Angehörigen, uns Professionellen und dem Gemeinwesen.“ Bereits zum 8. Mal hatte der BeB zum jährlichen persönlichen Austausch mit Vertretern des Bundespolitik eingeladen, an die 50 Mitglieder des Deutschen Bundestages, darunter die behindertenpolitischen Sprecher der Fraktionen, hochrangige Ministeriumsvertreter sowie weitere Gäste waren erschienen.

Nach der Eröffnung durch Michael Conty und einem Grußwort von Karin Evers-Meyer, Gastgeberin in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft und Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, stand das Beispiel der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart im Zentrum des Abends. Durch Erfahrungsberichte aus der Perspektive der Psychiatrie-Erfahrenen, der Angehörigen, der ehrenamtlichen Bürgerhelfer und der Politik wurde dargestellt, wie seit Mitte der 1980er Jahre ein gemeindepsychiatrischer Verbund in einer Region entwickelt wurde, die zuvor durch eine Unterversorgung mit psychosozialen Hilfen gekennzeichnet war. Zudem zeigten Mitglieder des Selbsthilfevereins „Offene Herberge“, wie sie mit Unterstützung der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart konkret Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Wird Empowerment ernstgenommen, so erfordert es den konsequenten Umbau von Institutionen, veränderte Theoriemodelle, andere methodische Konzepte und schließlich einen Rollenwechsel von Nutzern und Professionellen. Daran zu arbeiten, ist Programm des BeB. Entsprechend wurde im weiteren Verlauf des Abends in Form offener Gespräche exemplarisch über die Umwandlung von Komplex-Einrichtungen berichtet und Praxisbeispiele aus Hamburg (Evangelische Stiftung Alsterdorf), Mühltal/Darmstadt (Nieder-Ramstädter Diakonie) und Bielefeld (v. Bodelschwinghsche Anstalten Bethel) vorgestellt. Daneben haben sich viele andere diakonische Träger schon seit langem auf den Weg der Konversion gemacht und bereits eine beträchtliche Wegstrecke zurückgelegt.

Zum Abschluss des offiziellen Teils erläuterte BeB-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Jürgen Armbruster den anwesenden Parlamentariern die erforderlichen Rahmenbedingungen für volle gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung. In seinen Thesen zum aktuellen politischen Handlungsbedarf zeigte er Lösungsansätze auf bei der Entwicklung der Eingliederungshilfe, bei Anforderungen an das Gesundheitssystem, bei Prävention und Selbsthilfeförderung sowie bei der Entwicklung einer inkludierenden Gesellschaft. „Das Aufgeben überholter Strukturen reicht nicht aus“, lautete schließlich das Resumee von Michael Conty, „Neues und Tragfähiges muss erarbeitet werden, damit schließlich nicht Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung im Regen stehen und ohne bedarfsdeckende Unterstützung bleiben.“

   

Der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. ist ein Fachverband im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche Deutschland. Seine rund 600 Mitgliedseinrichtungen halten Angebote für mehr als 100 000 Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen aller Altersstufen bereit. Damit deckt der BeB bundesweit annähernd 50 Prozent der Angebote der Behindertenhilfe sowie wesentliche Teile der Sozialpsychiatrie ab. Als Zusammenschluss von evangelischen Einrichtungen, Diensten und Initiativen fördert, unterstützt und begleitet der BeB Menschen mit Behinderungen oder psychischer Erkrankung und ihre Angehörigen.


Quelle: Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB)