AWO warnt: Kita-Ausbau fährt vor die Wand

24.06.2009 | Soziale Arbeit

AWO fordert statt "Wortgeklingel" von der Ministerin Taten zur Umsetzung der Kita-Platzgarantie. Vorfinanzierung stranguliert Freie Träger.

AWO fordert statt "Wortgeklingel" von der Ministerin Taten zur Umsetzung der Kita-Platzgarantie. Fachschulen können gar nicht genug qualifizierte Erzieher ausbilden - Vorfinanzierung stranguliert Freie Träger.

Schon jetzt suchen viele Kitas vor allem in Ballungsgebieten händeringend nach gut qualifiziertem Personal. Das Problem wird sich massiv verstärken, wenn 2013 der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr in Kraft tritt. Selbst konservativste Schätzungen gehen von einem Bedarf von mindestens 25.000 zusätzlichen Erziehern aus, um die Ausbauziele auch nur annähernd zu erreichen. Hinzu kommen müssen auch noch rund 50.000 zusätzliche Tagespflegepersonen.

"Bei allem Wortgeklingel der Bundesregierung hört man dazu von ihr nur beredtes Schweigen", kritisiert der AWO-Bundesvorsitzende Rainer Brückers. "Schlimmer noch: Der Bereitschaft von gemeinnützigen Trägern wie der AWO, sich verstärkt in der Erzieherausbildung zu engagieren, werden große Steine in den Weg gelegt."

Denn die Neugründung von Fachschulen obliegt der Aufsicht der Bundesländer und ist in der Regel an eine Vorfinanzierung durch den Träger von bis zu fünf Jahren gebunden. Sie müssen in fast allen Bundesländern 3 Jahre Schulbetrieb selber finanzieren oder aber über Schulgelder abdecken.

"Solche Beträge sind für die Träger der Wohlfahrtsverbände nicht zu stemmen", erklärt der AWO-Bundesvorsitzende. Zumal die massive Erhöhung oder Einführung von Schulgeldern potentielle Fachkräfte vertreibt, statt sie an das Berufsfeld zu binden.

"Deshalb fordern wir die Bundesregierung und die Länder auf, die unzumutbaren Bedingungen für die Gründung von Fachschulen zu vereinfachen und die Vorfinanzierung abzuschaffen", betont eine Erklärung des AWO Bundesausschusses. Die Neugründung von Fachschulen und Fachakademien für Erzieher muss für die Träger auch ohne die finanzielle Mehrbelastung möglich sein! Zudem sollen gemeinsam mit der freien Wohlfahrtspflege verbindliche Qualitätsstandards festgelegt werden für die Gründung und den Ausbau, sowie das Management und die pädagogische Gestaltung von künftigen Fachschulen, fordert der AWO-Bundesverband.

"Tatsächlich symbolisiert der aktuelle Erzieher-Streik nur die Spitze des Eisbergs", kommentiert AWO-Vorsitzender Brückers den Tarifkonflikt zwischen kommunalen Trägern und der Gewerkschaft Verdi.

"Das Anliegen der Erzieherinnen und Sozialpädagogen ist völlig verständlich und berechtigt. Die Rahmenbedingungen in Tageseinrichtungen für Kinder müssen dringend verbessert werden."

So erlauben die derzeitigen Gruppengrößen und der Personalschlüssel häufig keine individuelle Förderung. Und: "Völlig zu Recht erwarten die Eltern eine hohe Betreuungsqualität für ihre Kinder - doch gleichzeitig verdient eine langjährig gut ausgebildete Erzieherin weniger als 2000 Euro brutto im Monat", erklärt Brückers.

"Die Bedeutung dieses boomenden Jobmarkts muss sich in der Qualität der Ausbildung zeigen. Und nicht zuletzt auch in der Bezahlung", fordert der AWO-Bundesverband.


Quelle: Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V., Pressemitteilung vom 23.06.2009, Karin Deckenbach