Medien: Spielplätze der Identitätsbildung

18.11.2008 | Soziale Arbeit

„Jugend – Medien – Identität“: 4. Interdisziplinäre Fachtagung des JFF beleuchtet medial gestützte Prozesse der Identitätsbildung, Medien als zentrale Quelle der (Lebens-)Orientierung

„Medien sind eine zentrale Quelle der Orientierungen für Heranwachsende. Jugendliche nutzen im Prozess der Herausbildung einer eigenen konsistenten Identität zunehmend mediale Angebote. Diese werden damit zum festen Bestandteil ihrer Lebenswelt und zugleich zu Lebensräumen für sie. In den Medien finden Jugendliche damit sowohl Anregungen für individuelle Lebensentwürfe als auch die Möglichkeit selbst zu erleben, zu handeln und zu gestalten“. Mit dieser zentralen These wird sich die 4. Interdisziplinäre Fachtagung befassen, die vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) am 28. November in München veranstaltet wird.

Mit dem Bedeutungsverlust klassischer Sozialisationsinstanzen und der weiter zunehmenden Mediatisierung des gesamten Lebens sind die Medien zu einer der wichtigsten Quellen für die Identitätsarbeit Jugendlicher geworden. Dabei bietet das Angebot sowohl Chancen als auch Gefahren für eine solche gelingende Identitätsarbeit.

Virtuelle Räume erweitern und intensivieren die Möglichkeiten dieser Identitätsarbeit. Im Internet können mehrere – auch widersprüchliche – Identitäten angenommen und erprobt werden. Aber nicht nur die Simulation einer realen, experimentellen oder gewünschten Identität ist möglich, sondern auch deren virtuelles Ausleben. Die Möglichkeit, sich selbst Räume zu gestalten, Räume anderer aufzusuchen, mit anderen durch Diskurs oder Provokation in Kommunikation zu treten, kann zum eigenständigen Bestandteil der Identitätsarbeit und zum eigenen Lebensraum werden.

Identitätsarbeit in virtuellen Räumen wird gerahmt vom Wunsch nach Zugehörigkeit und Kompetenzerleben sowie von dem Streben nach Autonomie. Dabei machen sich die Heranwachsenden neben ihrer rezeptiv orientierten Auseinandersetzung mit medialen Angeboten ins-besondere die kommunikativen und gestalterischen Möglichkeiten in der Medienwelt für ihre Identitätsarbeit zu Nutze.

In dieses Medienhandeln gehen Identitätsfacetten ein, bereits stabile Bestandteile der Persönlichkeit oder solche, die sie austesten wollen. In den virtuellen Räumen erleben sie soziale Einbettung, erhalten Aufmerksamkeit, Anerkennung, Widerspruch, erfahren sich als kompetente und teilhabende Subjekte. Die mediale Identitätsarbeit ergänzt die reale, kann sie bereichern oder engführen.

Wie sich das Medienhandeln in die Identitätsbildung einklinkt bzw. wie junge Menschen die virtuellen Räume dafür nutzbar machen, ist das Thema der 4. Interdisziplinären Fachtagung „Jugend – Medien – Identität“. Aus den Perspektiven von Jugendsoziologie, Jugendszeneforschung und Medienpädagogik werden Grundlagen und Muster der Identitätsarbeit skizziert. Diese werden ergänzt durch Einblicke in mediale Räume, insbesondere Communities und soziale Netzwerke, die Jugendlichen die Rahmenbedingungen für ihre öffentliche Selbstdarstellung vorgeben.

Das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis befasst sich bereits seit 1949 in Forschung und pädagogischer Praxis mit dem Medienumgang der heranwachsenden Generation. Die Ergebnisse der Forschung sind Grundlage für pädagogische Modelle in der Erziehungs-, Bildungs- und Kulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die medienpädagogischen Projekte liefern wiederum wichtige Impulse für den wissenschaftlichen Arbeitsbereich.


Quelle: JFF - Institut für Medienpädagogik, Presse-/Öffentlichkeitsarbeit