Landesregierung veranstaltet Kinderlandkonferenz

13.11.2008 | Soziale Arbeit

Ministerpräsident Günther H. Oettinger, Arbeits- und Sozialministerin Dr. Monika Stolz und Kultusminister Helmut Rau: Projekt Kinderland auf gutem Weg

Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie frühe und individuelle Förderung sind Leitthemen der Landespolitik

„Baden-Württemberg hat bereits durch vielfältige Maßnahmen das Projekt Kinderland voran gebracht. Es steht für eine Politik, die sich an Kindern, Jugendlichen und Familien mit ihren ganz unterschiedlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten orientiert und die verschiedene Politikfelder, wie beispielsweise Familien-, Bildungs-, Wirtschafts- und Sozialpolitik miteinander verknüpft.“ Dies sagten Ministerpräsident Günther H. Oettinger, Arbeits- und Sozialministerin Dr. Monika Stolz und Kultusminister Helmut Rau am Mittwoch (12. November 2008) in Stuttgart. Sie diskutierten bei der Kinderlandkonferenz im Forum der LBBW mit Prominenten wie Peter Maffay, Amelie Fried und Magdalena Brzeska sowie zahlreichen Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft über Visionen und Ideen, wie das Kinderland Baden-Württemberg weiterentwickelt und damit für die Zukunft noch besser aufgestellt werden kann.

Priorität für bedarfsgerechten Ausbau der Betreuungsplätze

Die Kinderbeauftragte der Landesregierung, Dr. Monika Stolz, betonte, dass das neue, ganzheitliche Verständnis von Kindheit, Jugend und Familie die ganz realen Schwierigkeiten im Blick habe, mit denen Familien heute zu kämpfen hätten. Hierbei sei ein wesentlicher Punkt die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Oettinger und Stolz bekräftigten: „Der bedarfsgerechte Ausbau der Betreuungsplätze für Kleinkinder hat für die Landesregierung oberste Priorität.“ Aufgabe der Politik sei in erster Linie, die Rahmenbedingungen zu verbessern. „Nach einer aktuellen Umfrage wünschen sich neun von zehn Frauen ein Kind oder mehrere Kinder. Fast genauso viele Frauen möchten jedoch auch mit Kindern finanziell auf eigenen Beinen stehen, also ein eigenes Einkommen haben“, sagte Stolz. Nach der letzten Erhebung gebe es in Baden-Württemberg bereits für mehr als 33.000 Kinder unter drei Jahren Betreuungsangebote. Das seien rund zwölf Prozent der Kinder dieser Altersgruppe. „Baden-Württemberg hat sich damit vor allem im Krippenbereich erfolgreich nach vorne gearbeitet. Bis Ende des Jahres sollen im Land rund 40.000 Plätze angeboten werden. Das entspricht dann einer Betreuungsquote von rund 14,5 Prozent“, betonte Stolz. Einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der Betreuungsangebote leiste dabei auch die Kindertagespflege, die in Baden-Württemberg schon seit langem eine starke Säule in der Kinderbetreuung sei. Bereits ab dem kommenden Jahr werde das Land seine Zuschüsse für die Kleinkindbetreuung mehr als verdreifachen und sich ab 2014 mit jährlich insgesamt 175 Millionen Euro an den Betriebskosten beteiligen, betonte Oettinger. „Dadurch leistet das Land einen großen Beitrag, damit in Baden-Württemberg für jedes dritte Kind unter drei Jahren ein Betreuungsplatz zur Verfügung steht. Das bedeutet jedoch nicht, dass dieser Versorgungsgrad überall im Land erreicht werden muss. Maßgeblich ist vielmehr der tatsächliche Bedarf vor Ort“, betonte Oettinger.

Unterstützung für Eltern mit Landesprogramm STÄRKE

„Neben dem bedarfsgerechten Ausbau der Betreuungsplätze geht es künftig auch verstärkt um arbeitszeitgerechte Öffnungszeiten bis hin zur Ganztagsbetreuung und um Betreuungsmöglichkeiten während der Ferienzeiten“, erklärte Ministerin Stolz. Die Politikerin betonte, dass die Entwicklung eines Kindes nicht losgelöst von den Lebensgewohnheiten der Familie und deren Lebensumfeld betrachtet werden könne. So sei beispielsweise die Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung und den späteren Schulerfolg wissenschaftlich längst belegt. Stolz zeigte sich überzeugt: „Je früher wir ansetzen, umso wirksamer können wir hier einen Impuls in die richtige Richtung geben.“ Um Eltern von Anfang an bei Fragen rund um Erziehung, Ernährung und die veränderten Lebensumstände mit Kind zu unterstützen, schenkt das Land daher allen Eltern neugeborener Kinder seit September diesen Jahres im Rahmen des Landesprogramms STÄRKE einen Gutschein im Wert von 40 Euro für entsprechende Kurse bei den Familienbildungsstätten.

Frühe und individuelle Förderung von Kindern

„Die frühe und individuelle Förderung von Kindern ist ein Leitthema unserer Bildungspolitik“, sagten Ministerpräsident Oettinger und Kultusminister Rau. Mit der Verzahnung von Kindergärten und Grundschulen zu Bildungshäusern an 33 Standorten im Land eröffne sich dabei eine neue Dimension in der frühkindlichen Förderung. „Unser Ziel ist es, Kindern eine kontinuierliche und bruchlose Entwicklung ihrer Bildungsbiografie zu ermöglichen“, erläuterte Rau. Die Zusammenarbeit von Kindergärten und Grundschulen werde so intensiviert, dass eine durchgängige Bildungseinrichtung für Drei- bis Zehnjährige entstehe.

„Die Landesregierung hat ein verzahntes Förderkonzept für Kindergarten und Grundschule entwickelt“, betonte der Kultusminister. Der Orientierungsplan für Kindergärten und der Bildungsplan für die Grundschulen seien aufeinander abgestimmt und richteten die pädagogische Begleitung an den Potenzialen der Kinder aus. Der Orientierungsplan habe bereits in der Erprobungsphase zahlreiche Innovationsprozesse angestoßen. In die entsprechende Fortbildung der pädagogischen Fachkräfte investierten Land und Kommunen zusammen 20 Millionen Euro. Zum kommenden Kindergartenjahr werde der überarbeitete Orientierungsplan für alle Kindergärten verbindlich. Am Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule übernehme das Projekt „Schulreifes Kind“, an dem 592 Kindergärten und 265 Schulen teilnehmen, eine wichtige „Scharnierfunktion“. Es fördere gezielt Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, erklärte Rau.

Bei sprachlichen Auffälligkeiten komme zukünftig im Rahmen der neu konzipierten Einschulungsuntersuchung eine verbindliche Sprachstandsdiagnose zum Einsatz. Diese ermögliche einen differenzierten Blick auf die sprachliche Entwicklung und liefere damit Ansatzpunkte für eine gezielte Förderung. Für den ganzen Komplex der Sprachstandsdiagnose sehe die Qualitätsoffensive Bildung für die Jahre von 2009 bis 2012 einen Betrag von über 10,6 Millionen Euro vor, sagten Oettinger und Rau. Durch die flächendeckende Ausweitung des Programms „Sag mal was“ der Landesstiftung werde dem konkreten Förderbedarf, der sich aus der Sprachstandsdiagnose ergibt, zukünftig Rechnung getragen.


Quelle: Landesportal Baden-Württemberg