Und immer wieder fehlt das Geld
Armut und Armutsprävention in Deutschland
Rund 13 Prozent der Deutschen sind von Armut bedroht. Das sind 10,6 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen unter 16 Jahren. Gerade die Armut von Kindern erhitzte die Gemüter der rund hundert Gäste der 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft in Bonn, die Armut und Armutsprävention zum Thema hatte. "So geht es nicht", empörte sich die Vize-Präsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes Marlis Herterich angesichts der viel zu geringen staatlichen Unterstützung. "Der Staat will mehr Kinder, also ist er auch für ihr bestmögliches Aufwachsen mitverantwortlich." Kinder erhalten Transferleistungen, die 60 Prozent des für Erwachsene berechneten Bedarfs umfassen. "Und dabei ist der Bedarf Heranwachsender mitunter deutlich höher als der von Erwachsenen. Kinderfüße zum Beispiel erdreisten sich zu wachsen!"
Für die Rechte von Kindern und ihren alleinerziehenden Elternteilen macht sich auch der Verband alleinerziehender Mütter und Väter stark. "Gerade die Beratung im juristischen Bereich macht einen großen Teil unserer Arbeit aus, vor allem wenn es um die Wahrung von Rechten der Alleinerziehenden und ihrer Kinder geht", sagte Peggi Liebig, Vorsitzende des Verbands. Alleinerziehende sind besonders häufig von Armut bedroht, weil sie das Familieneinkommen allein erwirtschaften müssen und es an Kinderbetreuungsmöglichkeiten fehlt. "Wir raten jungen alleinerziehenden Müttern auf jeden Fall dazu, erwerbstätig zu bleiben oder sich um Arbeit zu kümmern. Oft reicht das Geld trotzdem nicht aus und das Kind lebt von Sozialhilfe", erklärte Liebig. In Deutschland sind das zurzeit 845 000 Kinder. "Wir brauchen eine Kindergrundsicherung, die es allen Kindern ermöglicht, in Würde und ohne Diskriminierung am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen", forderte Liebig und stellte auch gleich Finanzierungsmöglichkeiten vor. Realistisch oder nicht - auf der Tagung wurde deutlich, dass alle Hilfsorganisationen und Verbände mit ihren Maßnahmen immer wieder an die eine, scheinbar unüberwindliche Grenze stoßen: das Geld.aid, Dr. Birgit Jähnig
Quelle: aid PresseInfo Nr.: 41/07