Staatsrätin Claudia Hübner zu den Beschlüssen der Bundesregierung

27.08.2007 | Soziale Arbeit

Erleichterter Zuzug ausländischer Fachkräfte darf Erschließung der Potenziale älterer Arbeitnehmer nicht ersetzen

„Der Beschluss der Bundesregierung zum künftig erleichterten Zuzug ausländischer Fachkräfte aus Osteuropa kann nur einer der nötigen Wege sein, um den Fachkräftebedarf der deutschen Wirtschaft zu befriedigen. Dies darf jedoch die Erschließung der Potenziale älterer Arbeitnehmer nicht ersetzen. Die deutsche Wirtschaft muss sich in allererster Linie noch stärker um das Arbeitskräftepotential kümmern, das in Deutschland schon zur Verfügung steht. Dies sind vor allem auch Ältere, die zu oft frühzeitig aus dem Erwerbsleben herausgedrängt werden.“ Dies sagte die Staatsrätin für Demographischen Wandel und für Senioren, Prof. Dr. Claudia Hübner, am Freitag (24. August 2007) in Stuttgart.

Die Einigung der Großen Koalition bei der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg darüber, den akuten Fachkräftebedarf der Wirtschaft beispielsweise bei Ingenieuren kurzfristig durch erleichterten Zuzug ausländischer Fachkräfte zu decken, sei letztlich eine Reaktion auf strategische Versäumnisse der Wirtschaft in der Vergangenheit, erläuterte die Staatsrätin. In den vergangenen Jahren habe die Wirtschaft von der Politik gefordert, durch Frühverrentungsregelungen den Abbau von Fachkräften zu ermöglichen, nun aber würden die daraus resultierenden Defizite deutlich, erklärte die Staatsrätin.

Erforderlich seien gerade angesichts des demographischen Wandels langfristig sinnvollere Strategien der Unternehmen, betonte Claudia Hübner. Fachkräfte die zur Sicherung des Standortes benötigt werden, seien in Deutschland mit älteren Arbeitnehmern sowie Arbeitslosen bereits vorhanden. Um diese müsse die Wirtschaft sich im eigenen Interesse stärker bemühen. Es gelte, Ältere länger in Beschäftigung zu halten und ältere Arbeitslose wieder in Beschäftigung zu bringen, unterstrich die Staatsrätin. „Die Erfahrung und das Wissen Älterer sind Potentiale, die vernachlässigt wurden. Das muss sich ändern. Die demographische Entwicklung lässt uns diesbezüglich gar keine Alternative. Ältere sind Zukunftskapital“, betonte Claudia Hübner.

Um dieses Potential ausschöpfen zu können, brauche es jedoch einen Mentalitätswandel. Staatsrätin Prof. Hübner: „Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zukünftig existenziell sein. Ohne zusätzliche Bildungsangebote können vor allem ältere Arbeitnehmer mit dem raschen technologischen Wandel nicht mehr Schritt halten. Daher müssen besonders für Ältere entsprechende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen gezielt ausgebaut werden. Ältere sind bereit, sich weiter zu qualifizieren. Wir müssen ihnen im betrieblichen und im außerbetrieblichen Bereich hierzu auch die Chance geben.“

Quelle: Landesportal Baden-Württemberg