Neuerungen im Schuljahr 2007/2008

06.09.2007 | Soziale Arbeit

Arbeitsgruppe aus Praktikern und Wissenschaftlern begleitet und unterstützt Kooperation Hauptschule-Realschule in Schulverbünden

Arbeitsgruppe aus Praktikern und Wissenschaftlern begleitet und unterstützt Kooperation Hauptschule-Realschule in Schulverbünden

50 neue Schulpsychologen eingestellt

Naturwissenschaftliches Profil an den Gymnasien um Fach NwT erweitert / Abschlussprüfungen an den Realschulen erstmals nach den Vorgaben des neuen Bildungsplans

Insgesamt 520 Schulen am Jugendbegleiterprogramm beteiligt

 

Selbstevaluation ab diesem Schuljahr für alle verpflichtend

„Haupt- und Realschulen erhalten weitreichende Möglichkeiten zusammenzuarbeiten. Gemeinsamer Unterricht, gemeinsame Ganztagsangebote, gemeinsame Schulleitung und gemeinsamer Lehrereinsatz gehören dazu“, erklärte Kultusminister Helmut Rau MdL bei der traditionellen Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn am Mittwoch (5. September) in Stuttgart. Um diese Entwicklung zu begleiten und fachlich zu unterstützen wird eine Arbeitsgruppe aus Schulleitern, Schulträgern, Mitarbeitern des Landesinstituts für Schulentwicklung (LS), Wissenschaftlern und der Schulverwaltung eingerichtet. Damit werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Schulverbünde zügig entstehen und ausgebaut werden können. Die Arbeitsgruppe wird sich schwerpunktmäßig mit den Fragen befassen, wie gemeinsamer Unterricht in den Klassen 5 und 6 ausgebaut werden kann. Außerdem sollen auch die Fragen geklärt werden, wie im Rahmen des gemeinsamen Unterrichts die Anschlüsse an die Bildungspläne der Haupt- und Realschulen gewährleistet, Übergange nach Klasse 7 gestaltet und mitwirkende Lehrkräfte fortgebildet werden können.

50 neue Stellen für schulpsychologische Beratung

„Die Stellen für schulpsychologische Beratung werden ab diesem Schuljahr um 50 auf insgesamt 101 Stellen aufgestockt. Damit erreichen wir eine eindeutige Aufwertung der Arbeit sowie eine klare qualitative Steigerung in diesem Bereich", sagte Kultusminister Helmut Rau MdL. Es werden neue Beratungsstellen in Raststatt, Lörrach, Göppingen und für die Stadt Karlsruhe geschaffen.

Schulpsychologische Beratung wird im kommenden Schuljahr an 28 Standorten für 44 Land- und Stadtkreise angeboten. Die Verteilung der 50 neuen Stellen orientiert sich an den Schülerzahlen. Auf den Regierungsbezirk Stuttgart entfallen ab dem Herbst 37 Stellen, neu geschaffen wurden 20,5. Der Regierungsbezirk Freiburg erhält elf neue Stellen und verfügt ab dem neuen Schuljahr über insgesamt 21,5 Stellen. Der Regierungsbezirk Tübingen bekommt 6,5 neue Stellen hinzu und verzeichnet ab Oktober 17,5 Stellen. Im Regierungsbezirk Karlsruhe werden 24 Stellen besetzt, hier wurden zwölf neue Stellen geschaffen. „Damit haben wir unser Versprechen eingelöst und entscheidend zur Verbesserung der landesweiten Versorgung beigetragen“, betonte Rau.

Die Schulpsychologen sind Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler sowie für Eltern und Lehrkräfte bei Problemen in der Schule wie beispielsweise Lern- und Arbeitsstörungen oder Schwierigkeiten im sozialen oder emotionalen Bereich. Die Arbeit konzentriert sich auf die jährlich durchgeführte Ausbildung von Beratungslehrkräften, für deren Fortbildung und Supervision sie ebenfalls verantwortlich sind. Sie engagieren sich stark in der Lehrerfortbildung, unterstützen die Kriseninterventionsteams der Regierungspräsidien sowie Lehrkräfte und die Schulaufsicht bei pädagogisch-psychologischen Fragen. 

"Naturwissenschaft und Technik" als neues Kernfach im Gymnasium

Ab diesem Schuljahr kommt das Kernfach "Naturwissenschaft und Technik" (NwT) neu zum naturwissenschaftlichen Profil hinzu und wird neben den Fächern Biologie, Chemie und Physik eingerichtet. Es wird als Kernfach in den Klassen 8 - 10 so gewichtet wie eine dritte Fremdsprache. Der Unterricht greift auf die in Biologie, Physik und Chemie gelegten Grundlagen zurück, führt die Betrachtungsweisen dieser Fächer zusammen und erweitert sie zu einer mehrperspektivischen Sicht. Das neue Fach zeichnet sich durch verstärkten Alltagsbezug sowie die konsequente Anwendung handlungsorientierter Unterrichtsformen aus. Der Unterricht ist stark praxisorientiert und soll die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, naturwissenschaftliche und technische Kenntnisse im Alltag anzuwenden.

Seit 2002 haben mehr als 50 (von 380) allgemein bildende Gymnasien NwT als Schulversuch eingerichtet (siehe Anlage). In Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium und den Regierungspräsidien wurden Organisationsmodelle und Unterrichtsbeispiele für die Fortbildung erprobt. Der Landesbildungsserver stellt Materialen, Informationen und eine große Zahl dieser Unterrichtsbeispiele bereit. Seit dem Schuljahr 2004/05 führen die Regierungspräsidien regionale Fortbildungen durch. Praxisnahe schulinterne Veranstaltungen und Projekte mit Partnern aus der Wirtschaft und den Hochschulen ergänzen das Angebot.

Erste Realschulabschlussprüfung nach dem neuen Bildungsplan

Am Ende des Schuljahres 2007/08 werden alle Realschülerinnen und Realschüler der Klasse 10 in Baden-Württemberg zum ersten Mal eine Abschlussprüfung nach den Vorgaben des neuen Bildungsplans ablegen. „Die Realschule übernimmt damit unter allen Schularten eine Vorreiterrolle“, betonte Kultusminister Rau. Die Abschlussprüfung selbst wurde ebenfalls weiterentwickelt und trägt jetzt der fächerübergreifenden und praxisbezogenen Unterrichtsmethodik des neuen Bildungsplans Rechnung. Zu den Neuerungen zählt beispielsweise eine verbindliche Kommunikationsprüfung (EuroKom) in der ersten Fremdsprache, die zukünftig gleich viel zählt wie die schriftliche Prüfung. Sie dauert 15 Minuten, wobei der Prüfling ein Thema in der Fremdsprache darstellen muss. Zudem wird eine fächerübergreifende Kompetenzprüfung eingeführt.

Damit soll dem im Bildungsplan verankerten projektorientierten Arbeiten entsprochen werden. Diese neue Kompetenzprüfung umfasst mindestens zwei Fächer oder Fächerverbünde. Ein Thema wird von einer Schülergruppe (3-5 Schülerinnen und Schüler) gemeinsam gewählt und projektartig vorbereitet. Die Gruppe dokumentiert und präsentiert es gemeinsam. Die Prüfungszeit umfasst 15 Minuten je Schüler. Neben der Gruppenpräsentation werden die Schüler zur fächerübergreifenden Thematik auch einzeln geprüft.

520 Schulen am Jugendbegleiterprogramm beteiligt - Schwerpunkt Wirtschaft

Die aktive Phase des zweiten Modelljahres im Jugendbegleiter-Programm startet mit dem neuen Schuljahr. An rund 520 Schulen werden Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter Bildungs- und Betreuungsangebote durchführen. An den 250 Schulen des ersten Modelljahrs hatten bereits 3800 Jugendbegleiter im Land jede Schulwoche über 4800 Zeitstunden angeboten. Um das Programm für die Schulen noch attraktiver zu machen, hat die Landesregierung im Frühjahr beschlossen, Zuschüsse für Schulen mit besonders vielen Jugendbegleiter-Stunden zu erhöhen. Schulen, die 40 und mehr Jugendbegleiter-Stunden pro Woche anbieten, erhalten für ihr Schulbudget eine erhöhte Pauschale von 5000 Euro (bei 4-10 Stunden sind es 2000 Euro, ab 11 Stunden 4000 Euro). „Die Landesregierung unterstreicht mit dieser Entscheidung, dass die Jugendbegleiter ein wichtiges Element in der Ganztagsbetreuung darstellen", sagte Rau.

Schulen wählen Jugendbegleiter selbstständig aus ihrem Umfeld aus, können aber dazu auch auf die Angebote der teilnehmenden Verbände und Institutionen in ihrer Region zurückgreifen. Dazu steht im Internet eine entsprechende Informationsplattform zur Verfügung. Schulleitungen können zukünftige Jugendbegleiter zur Vorbereitung auf ihre Tätigkeit an der Schule an einem umfassenden Qualifizierungsprogramm teilnehmen lassen. Bisher haben rund 1.000 Jugendbegleiter eine Schulung durchlaufen. „Das Jugendbegleiterprogramm öffnet die Schulen für das jeweilige Umfeld, erweitert den Themenhorizont und stellt damit eine wertvolle Bereicherung des schulischen Angebots dar. Jugendbegleiter vermittelten Lebenserfahrung und Lebenskompetenz", sagte Rau. Ein Anliegen sei es, den Anteil der Jugendbegleiter aus der Wirtschaft auszubauen. „Ökonomisches Wissen aus der Praxis erhöht die Berufschancen auf einem zunehmend globalisierten Arbeitsmarkt.“

Qualitätsentwicklung: Verpflichtung aller Schulen zur Selbstevaluation

„An einer guten Schule wird offen über Herausforderungen und Verbesserungsmöglichkeiten gesprochen. In dieser Hinsicht kommt der Qualitätsentwicklung und Sicherung an baden-württembergischen Schulen eine Schlüsselrolle zu", sagte Kultusminister Rau. „Ab dem nun beginnenden Schuljahr haben wir die Schulen dazu verpflichtet, ihre Rahmenbedingungen sowie die Schulentwicklungsprozesse und -ergebnisse systematisch zu untersuchen und zu bewerten.“ Grundlage der Evaluation ist der "Orientierungsrahmen zur Schulqualität". Er deckt mehrere schulische Evaluationsfelder ab und gibt den Schulen Anregungen, in welchen Bereichen sich schulische Qualität konkretisiert. Im Mittelpunkt steht die Qualitätsentwicklung des Unterrichts. Die Schulen erstellen ein Schulportfolio, das die Organisation der Schule und das Schulkonzept beschreibt, die Arbeitsmaterialien benennt sowie das Verfahren und die Ergebnisse der Selbstevaluation dokumentiert. Dieses Portfolio dient als Grundlage dafür, die Stärken der Schule herauszuarbeiten, Verbesserungsbereiche bewusst zu machen und Verbesserungsmaßnahmen zu erarbeiten.

Ein wichtiger Bestandteil der Selbstevaluation ist die jährliche Durchführung von Diagnose- und Vergleichsarbeiten (DVA), die seit dem Schuljahr 2005/06 flächendeckend zum Einsatz kommen. Die DVA haben eine diagnostische Funktion bezogen auf den individuellen Lernstand des einzelnen Schülers. Gleichzeitig sind sie ein Instrument der Qualitätsentwicklung der Schule, da sie wichtige Hinweise darüber liefern, inwieweit es gelungen ist, die Bildungsstandards zu erreichen.

„Zur Selbstevaluation kommt ab dem Schuljahr 2008/09 die Fremdevaluation durch das Landesinstitut für Schulentwicklung und seine speziell geschulten Evaluatoren hinzu“, sagte der Minister. Die Ergebnisse würden in einem Bericht konkretisiert und erläutert. Den Schulen dient dieser Bericht als Basis für Zielvereinbarungen mit der Schulaufsicht.


Quelle: Landesportal Baden-Württemberg