Beratungsaufwand steigt: Gute Erfolge in der Cannabisberatung und Betreuung drogensüchtiger Eltern intensiviert

29.06.2007 | Soziale Arbeit

Condrobs Drogenberatung veröffentlicht Jahresbericht

Im Mittelpunkt des Jahresberichts der Condrobs´ Drogenberatungsstelle in der Konradstraße stehen die guten Erfolge in der Cannabisberatung sowie der Ausbau der Beratungsangebote für drogenabhängige
Eltern. Während der Bedarf an Beratung und Therapie auch 2006 stieg, sind diese Angebote durch die geplanten Zuschusskürzungen der Stadt in ihrem Bestehen gefährdet.

Seit 1972 unterstützt die Drogenberatungsstelle des Condrobs e.V. in der Konradstraße erfolgreich Menschen in München bei der Bewältigung suchtmittelbedingter Probleme. Allein 2006 wendeten sich 1469 suchtmittelgefährdete oder –abhängige Menschen sowie deren Angehörige an die Beratungsstelle.

Den größten Zuwachs bei den Ratsuchenden bildeten 2006 die CannabiskonsumentInnen. Dabei setzt sich ein Trend fort: Seit 2004 wendeten sich jährlich rund zehn Prozent mehr Cannabissüchtige an Condrobs als in den Jahren zuvor. Mit 33 Prozent ist diese KonsumentInnengruppe damit die zweitstärkste nach den Opiatabhängen geworden. „Auffällig dabei ist nicht nur die gestiegene Anzahl“, beobachtet der Diplom Psychologe der Drogenberatungsstelle, Rainer Wege, „das durchschnittliche Einstiegsalter des Cannabiskonsums ist im Vergleich zu früher gesunken.“ Der Umstieg vom Tabak oder Alkohol zu Cannabis erfolge im Schnitt schon mit unter 13 Jahren. Problematisch sei auch der deutlich exzessivere Konsum als noch vor 10 Jahren. Noch immer werde Cannabis fälschlicherweise verharmlost, da Cannabis nicht körperlich abhängig mache. „Die seelische Abhängigkeit, die Antriebs- und Lustlosigkeit als Folge des `Kiffens` stellen aber ein großes Problem da, weil die Entwicklung von Jugendlichen auf diese Weise beeinträchtigt wird“, so Wege. Der dauerhafte Konsum wirke sich nicht nur negativ auf das gesunde Wachstum der inneren Organe aus, sondern auf die gesamte Entwicklung der Denk- und Konzentrationsfähigkeit sowie das Gefühlsleben der jungen Menschen.

Rainer Wege glaubt auch, dass der heutige Cannabiskonsum mit dem der 60er oder 70er Jahre nicht zu vergleichen sei. „Heute geht es mehr um den Spaßfaktor oder um ein 'Abdichten' vor der Realität, nicht mehr so sehr um Bewusstseins-Erweiterung“, so der Psychologe.

Um den CannabiskonsumentInnen Wege aus der Sucht aufzuzeigen, hat die Beratungsstelle eine so genannte Motivationsgruppe etabliert. Sie hilft Betroffenen dabei, für sich selbst Alternativen zum Suchtmittelkonsum zu entdecken. Und das mit Erfolg: 2006 haben 25 Prozent der Teilnehmer den Ausstieg aus der Sucht geschafft und leben seitdem ein drogenfreies Leben. Drogenabhängigen Eltern stärken und unterstützen.

Einen weiteren Schwerpunkt in der Drogenberatungsstelle bildete im vergangenen Jahr die Arbeit mit drogenabhängigen Eltern - ein Thema, das seit dem Fall „Kevin“ im vergangenen Jahr kontrovers diskutiert wird.

Drogenabhängige Eltern benötigen meist mehr Unterstützung als KonsumentInnen ohne Kinder, da sie durch ihren Konsum schnell in ihrer Verantwortlichkeit gegenüber ihrem Kind in Frage gestellt werden. Zudem ist es besonders wichtig, sie in ihrer Verantwortung als Eltern zu stärken und zu stabilisieren. Die Intensität der Betreuung ist bei Eltern mit Kindern im Haushalt im Schnitt um den Faktor 1,4 höher. Im vergangenen Jahr hat Condrobs die Angebote in diesem Bereich mit erheblichen Eigenmitteln erweitert: Ein regelmäßig stattfindendes Gruppenangebot für abstinent lebende Mütter mit Kind sowie Freizeit-Aktivitäten für Eltern mit Kind wurden ergänzt. Bisher konnte auch eine Kinderbetreuung für jene Mütter angeboten werden, die ihre Kinder zur Beratung mitbringen müssen. Durch die angekündigten Zuschusskürzungen von Seiten der Stadt München steht dieser Service jedoch vor dem Aus.

Die verschiedenen Angebote der Drogenberatungsstelle von Condrobs in der Konradstraße sind allesamt darauf ausgerichtet zur Stabilisierung der Klienten samt ihrer Familie beizutragen. Die Bilanz der Eltern-Kind-Angebote ist entsprechend positiv. Die Vermittlungsquoten in weiterführende Angebote etwa, sind bei Eltern höher als bei kinderlosen Betroffenen: 27 Prozent der Eltern, die mit Condrobs den Ausstieg aus der Sucht geschafft haben, lassen sich in Nachsorge-Einrichtungen vermitteln. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil kinderloser KlientInnen bei  nur 23 Prozent. Auch die Vermittlung in abstinenzorientierte therapeutische Maßnahmen, in denen die Klienten lernen Stress-Situationen und Alltagsprobleme abstinent zu bewältigen, gelingt bei Eltern (15 Prozent) besser als bei den Kinderlosen (12 Prozent). Der Erfolg liegt auf der Hand – und spart langfristig Geld: weniger Kinder müssen fremd  untergebracht und weitere Traumatisierungen können vermieden werden.

Der Jahresbericht zeigt, dass wie bereits in den Jahren zuvor, der Bedarf an Beratung und Therapie Suchtkranker anstieg. Dies bereitet der Drogenberatungsstelle von Condrobs Kapazitätsprobleme. Denn gleichzeitig sind Kürzungen für öffentliche Hilfsangebote und Stellen angekündigt. „Sollte der Beschluss von der Stadt München, Zuschüsse in den kommenden Jahren zu streichen, aufrecht erhalten werden, müssten bestimmte Angebote, die für die Beratungsstelle einen finanziellen Mehraufwand bedeuten, ersatzlos gestrichen werden“, bedauert Rainer Wege von Condrobs. Davon wären auch die Eltern-Kind-Angebote und der Ausbau der Angebote im Cannabis-Bereich  betroffen.

Der vollständige Jahresbericht ist abrufbar unter www.condrobs.de/muenchen

Über Condrobs e.V.
Condrobs e.V. steht mit seinen vielfältigen Angeboten und 25 Einrichtungen in Oberbayern und Schwaben für innovative Konzepte in der Prävention- und Suchthilfe. Mit vielfältigen und individuell abgestimmten Angeboten hilft Condrobs Suchtgefährdeten und -kranken, aus ihrer Sucht auszusteigen und in ein selbst bestimmtes, gesundes Leben sowie in Arbeit zurückzukehren. Schutz und Präventionsmaßnahmen vor allem für Kinder und Jugendliche in Schule und Familie sind ein Hauptanliegen von Condrobs e.V.


Quelle: Found & Fund Communication