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Skalierungsfragen richtig einsetzen

von Gesine Köster-Ries
16.03.2023 | Dossier

Wie funktionieren Skalierungsfragen? Wie lassen sich diese in Coaching oder Beratung mit ihren Klienten und Klientinnen gut einsetzen? Dieser Artikel erläutert die Funktionen und bietet Beispiele für Fragen.

Was sind Skalierungsfragen?

Eine Skalierungsfrage oder auch Skalenfrage gehört zu einer der Fragetechniken systemischer Gesprächsführung. Sie wird in der systemischen Beratung und Therapie, im Coaching, der Supervision sowie in Fragebögen zur Selbsteinschätzung eingesetzt, um subjektive Wahrnehmungen zu erfragen. Sogenannte weiche Realitäten, wie z.B. Gefühle, Eindrücke oder Motivation können so besser benennbar, messbar und miteinander vergleichbar gemacht werden.

Antworten auf einer Skala von 1 bis 10…

Am häufigsten angewendet wird eine Skala von 0 bzw. 1 bis 10, wobei die niedrigste Zahl für die schwächste, die höchste Zahl für die stärkste Ausprägung steht.

Möglich sind auch kreativere Ausführungen: In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen lassen sie sich gut mit Aufstellungen kombinieren und so die Selbstwahrnehmung und Entwicklung emotionaler Kompetenzen unterstützen. Kinder können so leichter auf Fragen nach Problemen antworten.

Verbesserung der Wahrnehmung und Beschreibung von Veränderungen

Menschen nehmen dieselbe Situation oder Ausdrücke von Gefühlen sehr unterschiedlich wahr. Dennoch gehen wir meistens erst davon aus, dass andere Menschen diese genau so bewerten wie wir selbst. Mit der Skalierungsfrage können solche Bewertungen besser reflektiert und in ein Bezugssytem eingeordnet werden. Außerdem können die Emotionen und Einstellungen aufgrund der Fragetechnik dann auch für andere besser beschrieben werden. Eine Skalierung macht es in einem Beratungs- oder Therapiegespräch leichter, die Intensität einer subjektiven Wahrnehmung zu er- und vermitteln. Auch in einer Konfliktmediation können Skalierungsfragen deshalb hilfreich sein, indem sie ein gegenseitiges Verständnis ermöglichen.

Vorteile auf einen Blick

Skalierungsfragen haben unterschiedliche Funktionen. Sie ermöglichen

  • über subjektive Wahrnehmungen zu sprechen, ohne sie genau zu definieren
  • sie zu vergleichen
  • Veränderungen deutlicher zu machen
  • die Selbstwahrnehmung zu unterstützen

Beispiele für Skalierungsfragen

  • „Auf einer Skala von eins bis zehn – wie motiviert sind sie heute zur Therapiestunde gekommen?“
  • „Was müsste passieren, damit Ihre vor Zuversicht bei der Präsentation morgen mindestens eine sechs erreicht?“
  • „Wie hoch schätzen Sie Ihre Arbeitsleistung im letzten Monat ein? Wie würde ihre Chefin Sie einschätzen?
  • „Wie ordnen Sie die Schwierigkeit dieses Problems im Vergleich zu dem bereits gelösten ein?“
  • „Wie konnte es Ihrer Meinung nach von einer 8 auf eine 6 rutschen?“
  • „Was hat sich verändert, dass Sie von einer 5 auf ein 6 gestiegen sind? Was bräuchten Sie, um es zu einer 7 zu schaffen?
  • „Wo standen sie mit diesem neuen Problem vor der Therapie?“

In Kombination mit einer zirkulären Frage, z.B. während einer Paarberatung:

  • „Was glauben Sie, auf einer Skala von eins bis zehn: Wo würde Ihr Sohn den Wutausbruch Ihres Partners einordnen?“