Mannequin aus Holz
Tanbir Mahmud / Unsplash

Metaphern in der Beratung

Verständnis mit Bildern schaffen

von Farina Eggert
07.09.2023 | Dossier

Metaphern sind eine kreative und effektive Methode, um komplexe Ideen oder Emotionen auf verständliche Weise zu vermitteln. Eine Metapher ist eine sprachliche Figur, bei der ein Begriff oder eine Idee mit einem anderen Begriff oder einer anderen Idee verglichen wird, die in der Regel bildhaft oder symbolisch sind. Eine Metapher besteht aus einem Wort, einer Phrase, einem Satz oder sogar aus einem ganzen Absatz.

Metaphern wirken

Die Wirkung von Metaphern liegt darin, dass sie eine Verbindung zwischen etwas Bekanntem und etwas Unbekanntem herstellen. Indem eine Metapher ein bekanntes Konzept als Vergleich für ein neues Konzept verwendet, kann sie helfen, dieses neue Konzept besser zu verstehen und es emotional erfahrbar zu machen. Da es sich bei Metaphern häufig um visuelle Vergleiche handelt, spricht man hierbei auch von einem Bild oder Sprachbild, was die Metapher kreiert.

Die Vorteile von Metaphern in der Beratung liegen darin, dass sie helfen, komplexen Themen einen bildlichen Ausdruck zu verleihen und sie dadurch zu veranschaulichen sowie emotional erfahrbar zu machen. Sie können auch dazu beitragen, neue Perspektiven und Lösungen aufzuzeigen. Allerdings sollten sie nicht übermäßig genutzt werden, da sie sonst ihre Wirkung verlieren können.

Beratung mit Metaphern

Metaphern kommen als Stilmittel oder methodisches Bild in der systemischen Beratung immer dann zum Einsatz, wenn es darum geht, komplexe Themen zu veranschaulichen oder neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Sie können auch dazu beitragen, die Kommunikation zwischen Therapeuten:in und Klient:in zu verbessern und dabei helfen, Gedanken und Gefühle besser zu verstehen. Darüber hinaus bietet das Aufgreifen von Metaphern eine Möglichkeit zur Steuerung in der systemischen Beratung.

Beispiele für Metaphern

Ein Beispiel für eine Metapher in der Beratung ist die „Wand des Wissens“. Hierbei stellt die/der Klient:in sich vor, dass es eine unsichtbare Wand gibt, die unser Wissen und unsere Erfahrungen begrenzt. Indem er/sie diese Wand durchbricht, können neue Erkenntnisse und Erfahrungen gewonnen werden. Die Bedeutung dieser Wand wird der/dem Klient:in durch gezielte Fragetechniken nähergebracht. Im besten Fall entwickelt der/die Klient:in sogar eine eigene Bedeutung.

In der Beratung könnte an dieser Stelle dann mit der Frage fortgesetzt werden, was notwendig sei, um diese Wand zu durchbrechen. Im weiteren Verlauf erarbeiten Klient:in und Berater:in zusammen Mittel und Ressourcen, damit der/die Klient:in jene Wand durchbrechen kann. Diese Metapher kann demnach helfen, den/die Klient:in dabei zu unterstützen, eigene Ressourcen zu aktivieren, neue Perspektiven zu entdecken und unerwartete Lösungen zu finden.

Weitere Beispiele für Metaphern in der Beratung:

  1. Die Maske: Eine Metapher für die Rolle, die wir in verschiedenen Situationen spielen und wie wir uns hinter einer Maske verstecken können. Diese Metapher kann dem/der Klienten dabei helfen, ihre/seine wahre Persönlichkeit zu entdecken und zu akzeptieren.
  2. Der Knoten: Eine Metapher für die Schwierigkeiten, die wir in unserem Leben haben und wie sie uns davon abhalten, vorwärtszukommen. Diese Metapher kann dabei unterstützen, eigene Herausforderungen zu erkennen und zu lösen.
  3. Die Blume: Eine Metapher für das Wachstum und die Entwicklung, die wir in unserem Leben erfahren. Diese Metapher unterstützt den/die Klient:in dabei, ihre Stärken und Ressourcen zu erkennen und zu nutzen.
  4. Der Fluss: Eine Metapher für die Veränderung und die Bewegung, die wir in unserem Leben erfahren. Diese Metapher unterstützt den/die Klient:in dabei, sich auf Veränderungen einzustellen, diese als Bestandteil des Lebens anzunehmen und sich ggf. anzupassen. Ebenso kann sie jedoch auch verwendet werden, um „gegen den Strom fließen“ und die damit verbundene Anstrengung zu verdeutlichen.
  5. Das Puzzle: Eine Metapher für das Leben als Puzzle, bei dem alle Teile zusammengefügt werden müssen, um ein ganzes Bild zu ergeben. Diese Metapher unterstützt dabei, eigene Ziele und Träume zu visualisieren und zu erreichen. Ferner verdeutlicht sie, dass ein Gesamtbild aus vielen kleinen und einzelnen Bestandteilen bestehen kann.
  6. Der Berg: Eine Metapher für die Herausforderungen, die wir in unserem Leben haben und wie wir sie überwinden können. Diese Metapher kann eingesetzt werden, um dem/der Klient:in die eigene Stärke und Ausdauer erkennbar zu machen, damit diese:r sie gezielt für das jeweilige Vorhaben nutzen kann.

Metaphern formulieren und einsetzen

Diese Metaphern sind nur einige Beispiele und es gibt viele weitere Metaphern, die in der Beratung verwendet werden können. Die Wahl der Metapher hängt stets von den individuellen Bedürfnissen und Zielen des Klienten ab. Somit können Metaphern ebenso schön wie auch erschreckend auf den/die Klient:in wirken. Sie können von einer implizierten auf eine explizierte Ebene der Reflexion gebracht werden. Ebenso ermöglichen sie bei gezieltem Einsatz, zwischen assoziierten, als auch dissoziierten Schilderungen zu wechseln.

Bei der Formulierung von Metaphern in der Beratung ist es wichtig, dass sie zur Erfahrung und dem Wissen der/des Klient:in passen und leicht verständlich sind. Es ist auch wichtig, sicherzustellen, dass die Metapher eine positive Wirkung hat und den/die Klient:in nicht in eine negative Stimmung versetzt.

Damit der Einsatz ein Erfolg wird, sollte der/die Berater:in sicher und versiert im Umgang mit systemischen Fragetechniken sein und eine angemessene Begleitung sowie das professionelle Auffangen von (unbekannten oder überraschenden) Gefühlen gewährleisten können.

Unsere Sprache steckt voller Metaphern und Sprachbildern – auch ohne Beratungsanliegen arbeiten wir täglich unbewusst mit ihnen. Wird in Metaphern geredet, so erscheinen Probleme oder Lösungen häufig „in einem anderen Licht“.  Insgesamt können Metaphern eine wertvolle Ergänzung zur therapeutischen Arbeit sein, wenn sie sorgfältig und gezielt eingesetzt werden. Sie helfen, komplexe Themen verständlicher und anschaulicher zu machen und unterstützen dabei, neue Perspektiven, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten zu entdecken.